Spanien leitet Ermittlungen gegen Netanjahu wegen Kriegsverbrechen ein

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Spanien leitet Ermittlungen gegen Netanjahu wegen Kriegsverbrechen ein

In einer Entwicklung, die international für Aufsehen sorgt, hat das spanische Nationale Gericht ein formelles Ermittlungsverfahren wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, seinen Außenminister Israel Katz und weitere hochrangige Militärkommandeure eröffnet. Auslöser ist der umstrittene Angriff auf das humanitäre Schiff “Madleen”, das Hilfsgüter für Gaza an Bord hatte.

Klage eines spanischen Aktivisten bringt Verfahren ins Rollen

Die Entscheidung des Richters Antonio Piña vom Zentralen Gericht Nr. 6, ein Ermittlungsverfahren zu eröffnen, basiert auf der Einschätzung, dass die vorgebrachten Anschuldigungen eine strafrechtliche Relevanz besitzen. Die Klage wurde am 3. Juli von dem spanischen Aktivisten Sergio Toribio eingereicht, dem einzigen spanischen Staatsbürger an Bord der “Madleen” zum Zeitpunkt des Vorfalls. Unterstützt wird er dabei vom Komitee der Solidarität mit der arabischen Sache, das als sogenannter populärer Staatsanwalt auftritt. Rechtsanwälte Jaume Asens und Endika Zulueta vertreten die Kläger in diesem brisanten Fall.

Entern in internationalen Gewässern: Schwere Vorwürfe gegen Israel

Die Klageschrift wirft Israel vor, die “Madleen” am 1. Juni in internationalen Gewässern gewaltsam geentert zu haben. Dabei soll die israelische Eliteeinheit Shayetet 13 eingesetzt worden sein. Besonders schwer wiegen die Vorwürfe des Einsatzes von Drohnen, Schusswaffen und Tränengas gegen die Besatzung des Schiffes.

Neben dem gewaltsamen Zugriff wird auch die willkürliche Festnahme, das Verhör und die anschließende Abschiebung der zwölf Aktivistinnen und Aktivisten an Bord kritisiert. Unter den Inhaftierten befanden sich neben Toribio auch die bekannte schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und die Sumar-Kandidatin für das Europäische Parlament, Rima Hassan. Die Kläger behaupten, die Inhaftierung der Besatzungsmitglieder sei rechtswidrig gewesen und habe deren Grundrechte verletzt.

Universelle Gerichtsbarkeit und Zusammenarbeit mit dem IStGH

Die spanische Justiz wird in der Beschwerde dazu aufgerufen, die Geschehnisse auf Basis des Prinzips der universellen Gerichtsbarkeit zu untersuchen. Dies wird damit begründet, dass die Vorfälle schwerwiegende Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht darstellen und im Kontext des anhaltenden Leidens der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza zu sehen sind.

Die Kläger fordern zudem die Ausstellung internationaler Haftbefehle gegen die mutmaßlich Verantwortlichen und eine enge Zusammenarbeit mit der Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH). Letzterer hat bereits einen Haftbefehl gegen Netanjahu wegen der in Gaza begangenen Verbrechen beantragt. Toribios Verteidigung betonte, dass der Fall im Verlauf des Verfahrens an den IStGH überwiesen oder mit ihm abgestimmt werden könne. „Die Richter der verschiedenen Länder, in denen es Opfer dieser Ereignisse gibt, verfügen über Mechanismen, um sie zu untersuchen“, fügte Asens hinzu.


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