Eine aktuelle Umfrage zur gesellschaftlichen Wahrnehmung von Wissenschaft in Spanien beleuchtet ein komplexes Bild: Während ein Großteil der Spanier den Wert wissenschaftlicher Forschung anerkennt, hegen erschreckend viele Zweifel an etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die jüngste Erhebung der spanischen Stiftung für Wissenschaft und Technologie (Fecyt) für das Jahr 2024 zeigt, dass 40% der Spanier an Verschwörungstheorien glauben. Dies offenbart eine tiefe Skepsis gegenüber wissenschaftlicher Evidenz und dem Umfang wissenschaftlicher Erkenntnisse, die weitreichende Implikationen für die Gesellschaft hat.
Verschwörungstheorien auf dem Vormarsch: Eine kritische Analyse der Zahlen
Obwohl die Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Spanien mit 11% als Randphänomen gilt, verbergen sich hinter dieser Zahl besorgniserregende Überzeugungen. Die Umfrageergebnisse sprechen eine deutliche Sprache:
- 49% der Befragten sind überzeugt, dass Pharmaunternehmen die Gefahren von Impfstoffen verbergen.
- 41% glauben, dass Viren in staatlichen Laboren hergestellt wurden, um die Freiheit der Bürger zu kontrollieren.
- 36% sind der Meinung, dass ein Heilmittel für Krebs existiert, aber von Regierungen aus kommerziellen Interessen unterdrückt wird.
- 27% bezweifeln die Evolution des Menschen aus anderen Spezies.
- 23% vermuten eine Verschwörung der Regierung, um den Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus zu vertuschen.
Diese Zahlen zeigen, dass tief sitzende Misstrauen gegenüber Institutionen und wissenschaftlichen Narrativen in weiten Teilen der spanischen Bevölkerung verankert ist.
Grenzen der Wissenschaft? Religiöse und Philosophische Fragen Bleiben Offen
Ein weiterer interessanter Aspekt der Umfrage ist die Wahrnehmung der Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnisse. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (56%) bezweifelt, dass die Wissenschaft jemals alle Fragen der Menschheit beantworten kann. Dies betrifft insbesondere philosophische, ethische oder emotionale Dimensionen der Realität, die sich der empirischen Logik entziehen. Fragen nach Gott oder einem Leben nach dem Tod sind hierfür prägnante Beispiele.
Dennoch besteht eine breite Anerkennung des Wertes der Wissenschaft für den gesellschaftlichen Fortschritt. Insbesondere bei der Forschung zur Krankheitsbekämpfung oder zur Verbesserung der Lebensqualität überwiegen die positiven Meinungen (71% bzw. 55%).
Vertrauen in Wissenschaftler – Aber mit Vorbehalten
Das Vertrauen in Wissenschaftler ist mit 86% sehr hoch, und 61% sehen sie als Experten, die im gemeinsamen Interesse forschen. Doch die Umfrage offenbart auch eine kritische Haltung: 57% der Befragten glauben, dass diejenigen, die Forschung finanzieren, Wissenschaftler beeinflussen können, um gewünschte Schlussfolgerungen zu erzielen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Transparenz und Unabhängigkeit in der Forschung.
Internet als Informationsquelle und die Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation
Die Nutzung digitaler Medien und sozialer Netzwerke als Informationsquelle hat sich bei jungen Menschen gefestigt, während traditionelle Medien weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Das Interesse an wissenschaftlichen Informationen ist jedoch mit 13,2% weiterhin gering. Zudem empfinden 66% der Befragten die erhaltenen wissenschaftlichen Informationen als oberflächlich, unverständlich (25%) und sogar unzureichend (80%). Dies verdeutlicht eine erhebliche Entkopplung zwischen Gesellschaft und Wissenschaft und unterstreicht die Dringlichkeit einer effektiveren Wissenschaftskommunikation.
Künstliche Intelligenz: Zwischen Optimismus und Ängsten
Im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zeigt sich ein geteiltes Bild. Während junge Menschen der KI am optimistischsten gegenüberstehen, befürchten sieben von zehn Spaniern, dass KI ihre Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren komplett übernehmen könnte. Bedenken hinsichtlich der Sicherheit personenbezogener Daten (42%) und übermäßigen Vertrauens in KI (33%) sind weit verbreitet, obwohl acht von zehn angeben, KI in ihrem Alltag zu nutzen. Die Befürchtung, dass KI Regierungen zu mehr Kontrolle über die Bevölkerung verhelfen könnte, ist ebenfalls präsent.
Auf der positiven Seite sehen 69% der Spanier Vorteile in der Gesichtserkennung für Überwachung und Grenzkontrolle sowie in virtuellen Sprachassistenten. Die Skepsis überwiegt jedoch bei Algorithmen zur Empfehlung von Inhalten (42%), bei denen mehr Schaden als Nutzen gesehen wird. Dies deutet auf einen erheblichen Aufklärungsbedarf und eine Ambivalenz gegenüber diesen neuen Technologien hin.
Abonniere unseren Newsletter
Auch die jetzigen Fakten über Corona waren mal „Verschwörungstheorien“. Um zB. den Zusammenhang zwischen „Impfungen“ und dem Autismus zu belegen, braucht es nicht mal „Experten“, es genügt der gesunde Menschenverstand (Anregung: Vergleich mit Ungeimpften)