Ein Sommer, der von unzähligen Mückenstichen geprägt sein könnte, steht Spanien bevor. Experten warnen vor einer erheblichen Zunahme der Mückenpopulation, eine direkte Folge des Klimawandels und der außergewöhnlich starken Regenfälle im Frühling. Diese Entwicklung birgt nicht nur lästige Stiche, sondern auch ein erhöhtes Risiko für die Übertragung gefährlicher Krankheiten.
Die tödlichste Gefahr der Welt: Mücken als Krankheitsüberträger
Jorge Galván, Generaldirektor der National Association of Environmental Health Companies (ANECPLA), unterstreicht die gravierende Bedrohung: „Die Mücke ist das tödlichste Tier auf dem Planeten.“ Jährlich sind Mücken für etwa 725.000 Todesfälle weltweit verantwortlich, hauptsächlich durch die Übertragung von Krankheiten wie Dengue-Fieber, Zika, Chikungunya und dem West-Nil-Virus.
Das West-Nil-Virus: Eine wachsende Bedrohung in Spanien
„Das Risiko ist real und rückt in unserem Land immer näher“, so Galván. Allein im vergangenen Jahr forderte das West-Nil-Virus ein Dutzend Todesopfer in Andalusien. Angesichts der erhöhten Luftfeuchtigkeit durch die ausgiebigen Frühlingsregenfälle wird ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen erwartet, sofern keine umfassenden Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.
Besondere Sorge bereitet die zunehmende Verbreitung invasiver Mückenarten in Spanien. Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) hat ihre Präsenz in den letzten Jahren massiv ausgedehnt. Das Science Media Centre Spain, ein Portal des Ministeriums für Wissenschaft, Innovation und Universitäten, weist zudem auf zwei weitere invasive Arten hin: die Ägyptische oder Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und Aedes japonicus, die vor allem im kantabrischen Raum verbreitet ist.
Während Tigermücken und Ägyptische Mücken als Überträger von Gelbfieber, Dengue, Chikungunya und Zika bekannt sind, können die in Spanien heimische Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) und Aedes japonicus das West-Nil-Virus übertragen.
Dramatischer Anstieg mückenübertragener Krankheiten in Europa
Die Ausbreitung der Mückenpopulation korreliert direkt mit einem Boom bei vektorübertragenen Krankheiten. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) verzeichnete im Jahr 2023 einen alarmierenden Anstieg autochthoner Dengue-Infektionen in der EU: Mit 130 Fällen war dies fast eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr (71 Fälle) und entsprach nahezu der Gesamtzahl der Fälle im Zeitraum von 2010 bis 2021 (73 Fälle). Diese Ausbrüche spiegeln globale Trends wider, insbesondere in Nord- und Südamerika, wo diese Krankheiten weitaus häufiger auftreten. Dies erhöht das Risiko importierter Fälle nach Spanien.
Das West-Nil-Virus stellt in Spanien die größte Sorge dar, da es hier endemisch ist und seine Hauptüberträger (Culex pipiens) weit verbreitet sind. Obwohl die meisten Infektionen (ca. 80 %) asymptomatisch verlaufen, können in fast 20 % der Fälle grippeähnliche Symptome auftreten. Weniger als 1 % der Infektionen betreffen das Gehirn und können zu Meningitis, Enzephalitis oder akuten schlaffen Lähmungen führen.
Klimawandel und menschliche Aktivitäten befeuern die Mückenplage
Die Ausdehnung des geografischen Verbreitungsgebiets dieser Mücken ist eng mit dem Klimawandel, dem globalen Temperaturanstieg und menschlichen Aktivitäten verbunden. Roger Eritja, Entomologe und Leiter der Entomologie des Citizen-Science-Projekts Mosquito Alert, erklärt, dass „wir Mücken in unseren kommerziellen Aktivitäten und Freizeitreisen transportieren.“ Zudem begünstigen menschliche Gewohnheiten wie das Stehenlassen kleiner häuslicher Wasseransammlungen in Gießkannen oder Kanistern die Vermehrung der Tigermücken.
Die Aktivitätsperiode der Mücken verlängert sich ebenfalls. Tigermücken wurden bereits im Frühjahr und sogar in den Herbst-Winter-Monaten gesichtet. Ein ungewöhnlich früher Fall des West-Nil-Virus wurde bereits im März des vergangenen Jahres bei einem Kind in Andalusien festgestellt, was das übliche Muster des Vektors und der Krankheit durchbricht.
Wo sind die Mücken in Spanien verbreitet?
Aktuellen Daten zufolge hat sich die Tigermücke im Osten, Süden und in der Mitte der spanischen Halbinsel etabliert, und Einzelfälle wurden auch in Galicien und auf den Kanarischen Inseln gemeldet. Die Ägyptische Mücke ist in Spanien nicht mehr weit verbreitet, tritt jedoch sporadisch auf und wurde in den letzten Jahren auf den Kanarischen Inseln nachgewiesen. Die Japanische Mücke (Aedes japonicus), ein Überträger des West-Nil-Virus, ist seit mindestens 2018 im kantabrischen Raum angesiedelt.
Präventionsmaßnahmen sind entscheidend
Obwohl einige Impfstoffe gegen von Mücken übertragene Krankheiten wie Gelbfieber, Dengue-Fieber oder Chikungunya existieren, sind diese in der Regel Reisenden in Hochinzidenzgebiete vorbehalten. Derzeit werden sie nicht zur Kontrolle von Ausbrüchen innerhalb der Europäischen Union eingesetzt.
Um sich individuell zu schützen, werden folgende Vorsichtsmaßnahmen empfohlen:
- Tragen von langärmeliger Kleidung und langen Hosen.
- Verwendung von Mückenabwehrmitteln (Repellentien).
- Einsatz von Moskitonetzen.
- Nutzung von Klimaanlagen.
Diese Maßnahmen sollten bis zu drei Wochen nach einer Reise in Gebiete mit Aedes-Mücken beibehalten werden, um eine Sekundärübertragung durch infizierte Personen zu verhindern.
Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Ansammlung von stehendem Wasser in Töpfen, Eimern, Trinkbrunnen, Planen etc. zu vermeiden. Behälter, die Wasser speichern, sollten abgedeckt werden, um Brutstätten für Mücken zu eliminieren.
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