Sevilla: Domino-Verbot auf Terrassen – Tradition trifft auf Lärmschutz

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Das beliebte Dominospiel, ein fester Bestandteil der spanischen Terrassenkultur, steht in Sevilla vor einer unerwarteten Herausforderung: Ein Verbot mit saftigen Geldstrafen ab 300 Euro sorgt für Diskussionen. Warum diese traditionelle Freizeitbeschäftigung in der andalusischen Hauptstadt nicht mehr überall erlaubt ist, erfährst du hier.

Die Geschichte des Dominospiels: Von China nach Europa

Das Dominospiel hat eine reiche Geschichte, die vor über 1.000 Jahren in China während der Yuan-Dynastie begann. Ursprünglich eine Variante des Craps-Spiels, fand Domino erst Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Weg nach Europa, genauer gesagt über Italien. Der uns heute bekannte Name stammt jedoch aus dem Französischen. Das Spiel selbst ist einfach: Rechteckige Spielsteine, geteilt in zwei Hälften mit Punkten von 0 bis 6, werden auf den Tisch gelegt. Ziel ist es, die Steine passend anzulegen, um die eigene Hand zu leeren. Traditionell wird Domino, oft zusammen mit Kartenspielen, von älteren Gästen in Bars und Restaurants gespielt.

Sevilla: Ein Kampf zwischen Tradition und Lärmschutz

In Sevilla, im Herzen Andalusiens, verbirgt sich jedoch eine kuriose Regelung: Das Verbot, auf den Terrassen von Bars und Restaurants Domino und Würfel zu spielen. Domino, mit dem charakteristischen Klappern der Steine und den lebhaften Gesprächen der Spieler, ist tief in der Terrassenkultur Spaniens verwurzelt. Von Parks über Plätze bis hin zu Bars begleitet dieses Spiel die Einwohner seit Generationen. Doch genau der damit verbundene Lärm, insbesondere auf belebten Terrassen, rief den Stadtrat von Sevilla auf den Plan.

Die Lärmschutzverordnung von 2013: Ein Ende für das Klappern?

Im Juli 2013 verabschiedete der Stadtrat von Sevilla eine Verordnung gegen Lärmbelästigung, Lärm und Erschütterungen. Das Ziel: Die Ruhe der Bürger zu gewährleisten und den Lärmpegel in der Stadt zu regulieren. Zu den Maßnahmen gehörte ein explizites Verbot “jeder Art von Spielen oder Tätigkeiten, die Trittschall erzeugen können, wie z. B. Würfel, Dominosteine und dergleichen”. Damit sollte sichergestellt werden, dass diese Freizeitaktivitäten nicht zu einer Störung der öffentlichen Ordnung führen.

Die Befürworter des Verbots argumentierten, dass der übermäßige Lärm, der besonders nachts durch das Dominospiel entsteht, die Ruhe der Anwohner empfindlich störe. Sie betonten, dass die Verordnung nicht darauf abziele, Domino aus der sevillanischen Kultur zu verbannen, sondern seine Ausübung im öffentlichen Raum zu regulieren, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.

Kritik am Verbot: Sinnvolle Maßnahme oder unnötige Einschränkung?

Auf der anderen Seite sehen Kritiker der Maßnahme darin eine unnötige Einschränkung und stellen die Wirksamkeit in Frage. Sie argumentieren, dass der Lärmpegel von angeregten Gesprächen auf den Terrassen dem von Dominospielen gleichkommen oder diesen sogar übertreffen könne.

Das Domino-Verbot war nicht die einzige kontroverse Maßnahme, die vor zehn Jahren mit den neuen Verordnungen in der Hauptstadt Sevilla in Kraft trat. Auch das Trinken oder Essen stehend neben Kerzen, das Schleppen von Bierfässern oder das Zerschlagen von Butanflaschen, um Nachbarn auf die Ankunft des Lieferwagens aufmerksam zu machen, können mit Strafen zwischen 300 und 300.000 Euro geahndet werden, je nach Schwere des Verstoßes. All diese Regelungen, einschließlich des Verbots, Domino zu spielen, verdeutlichen die komplexe Beziehung zwischen Freizeitgestaltung, Tradition und der Regulierung des öffentlichen Raums in modernen Städten.


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