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“Schwarzer August”: Spanien beklagt mit 2.170 Hitzetoten einen traurigen Rekord

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Wie bei Corona!? Laut neuer Studie, Hitzewelle tötet Hunderte in Spanien – Schuld ist der Klimawandel!
Bild: KI

Der August 2025 hat sich als Monat der Extreme in die Geschichtsbücher Spaniens eingebrannt und einen düsteren Rekord aufgestellt. Mit 2.170 Menschen, die ihr Leben infolge der unerbittlichen Hitzewellen verloren, verzeichnet dieser Zeitraum die höchste Zahl an hitzebedingten Todesfällen seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies ist ein dramatischer Anstieg von 68,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Hinter dieser abstrakten Zahl verbergen sich tragische Einzelschicksale, wie das eines 77-jährigen Mannes aus La Rambla (Córdoba), der während eines Spaziergangs kollabierte, oder das eines erst 22-jährigen Arbeiters, der in Jaén unter der prallen Sonne sein Leben verlor.

Die erschütternde Bilanz eines unerbittlichen Sommers

Die Statistiken des täglichen Mortalitätsüberwachungssystems (MoMo) zeichnen ein alarmierendes Bild. Allein bis Ende August hat die Hitze in diesem Jahr bereits 3.630 Menschenleben im ganzen Land gefordert. Das Jahr 2025 ist damit auf dem besten Weg, das bisherige Rekordjahr 2022 mit 4.690 Todesfällen zu übertreffen. Drei intensive Hitzewellen prägten den Sommer: eine siebentägige im Juni, eine 18-tägige im Juli und eine weitere 17-tägige Periode, die vom 30. Juli bis zum 14. August andauerte. Insbesondere die letzte Welle im August war von beispielloser Intensität. Laut Daten der staatlichen Wetteragentur AEMET lag die thermische Anomalie bei schockierenden 4,6 °C über den Referenzwerten und übertraf damit sogar den bisherigen Rekord vom Juli 2022.

Wer sind die Hauptopfer der extremen Temperaturen?

Die Analyse der Opfer zeigt eine deutliche Tendenz: Frauen über 85 Jahre sind am stärksten betroffen und machen mit 59,81 % die größte Gruppe der Verstorbenen aus. Dr. Juan Torres Macho von der Spanischen Gesellschaft für Innere Medizin (SEMI) erklärt diesen Umstand mit der höheren Lebenserwartung von Frauen. “Es gibt schlichtweg mehr ältere Frauen als Männer. Während die Lebenserwartung bei Männern bei etwa 80 Jahren liegt, erreichen Frauen im Schnitt 84 Jahre”, so der Experte. In der Altersgruppe von 75 bis 84 Jahren sind die Verhältnisse anders, hier stellen Männer einen höheren Anteil der Opfer. Unter 75 Jahren nehmen die Todesfälle bei beiden Geschlechtern signifikant ab.

Mehr als nur Hitzschlag: Die versteckten Gefahren

Ein Hitzschlag ist zwar die offensichtlichste, aber bei weitem nicht die einzige Todesursache. “Diese Fälle sind am dramatischsten, aber sie machen nicht die Mehrheit der Todesfälle aus”, erklärt Dr. Ángel Antoñanzas, Hausarzt und Koordinator des Gesundheitszentrums Delicias Sur in Saragossa. Vielmehr verschlimmert die extreme Hitze bestehende chronische Krankheiten und bringt den Körper an seine Belastungsgrenze. Insbesondere die Einnahme bestimmter Medikamente kann im Sommer zu einer tödlichen Gefahr werden.

Vorsicht bei der Medikamenteneinnahme im Sommer

Dr. Antoñanzas warnt eindringlich: “Man muss sehr vorsichtig sein mit den Medikamenten, die man im Sommer einnimmt.” Entzündungshemmer können die Nierenfunktion beeinträchtigen und erfordern eine besonders sorgfältige Flüssigkeitszufuhr. Auch Antidepressiva oder Antipsychotika sind problematisch, da sie das Schwitzen beeinträchtigen und die Wachsamkeit verringern können, was die Auswirkungen der Hitze verstärkt. Ein besonderes Augenmerk legt der Experte auf Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Lorazepam). “Diese weit verbreiteten Beruhigungs- und Schlafmittel reduzieren das Durstempfinden, besonders bei älteren Patienten. Diese Menschen spüren oft keinen Drang zu trinken und sind auf die Anweisungen von Betreuern angewiesen. Bleibt dies aus, beginnt ein Teufelskreis der Dehydrierung.”

Hitze als wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit

Die extremen Temperaturen sind längst zu einem ernsthaften Problem für die öffentliche Gesundheit geworden. Pello Latasa, Epidemiologe bei der Spanischen Gesellschaft für Epidemiologie (SEE), schlägt Alarm. Er verweist auf die Erkenntnisse des Weltklimarates (IPCC), wonach extreme Wetterphänomene wie Hitzewellen immer häufiger und intensiver werden. “Darauf müssen wir uns einstellen”, warnt Latasa. Neben älteren Menschen sind weitere Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet: Kinder unter fünf Jahren, Säuglinge, schwangere Frauen und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Nierenerkrankungen oder Bluthochdruck.

Die Forderung nach innovativen Schutzmaßnahmen

Latasa betont, dass die bisherigen Maßnahmen zur Abmilderung der Hitzeauswirkungen noch zu “zaghaft” seien. Er lobt zwar die Bemühungen vieler Kommunen, mehr Grünflächen wie Parks und blaue Flächen wie Brunnen oder Schwimmbäder zu schaffen, fordert aber mehr Ehrgeiz. “Das sind keine bloßen Dekorationselemente. Sie werden bald von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit sein.” Darüber hinaus müsse die Isolierung von Gebäuden verbessert werden. Als konkrete Maßnahme schlägt er die Einrichtung von “Klimaschutzhütten” vor – gekühlte, öffentliche Räume, in denen sich Menschen für einige Stunden von der Hitze erholen können. “Die Möglichkeit, vier oder fünf Stunden in einem kühlen Raum zu verbringen, reduziert das Gesundheitsrisiko erheblich. Dafür braucht es keine riesigen Investitionen, oft reichen schon große Räume in den Rathäusern”, schließt Latasa.


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