Sánchez präsentiert 10-Punkte-Pakt gegen die Klimakrise und weist Verschwörungstheorien zurück

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Pedro Sánchez stellt 10-Punkte-Staatspakt gegen die Klimakrise in Spanien vor
Foto: LaMoncloa

Der spanische Regierungspräsident Pedro Sánchez hat das politische Jahr mit einem eindringlichen Appell eröffnet und einen umfassenden 10-Punkte-Staatspakt gegen den Klimanotstand vorgeschlagen. Angesichts der verheerenden Waldbrände des Sommers stellte Sánchez klar, dass die Katastrophe nicht auf eine “pyromanische Verschwörung” zurückzuführen sei, wie er es nannte, sondern eine direkte Folge der fortschreitenden Klimakrise ist. Er bezeichnete solche Theorien als Teil der “Bulosphäre” – der Sphäre der Falschmeldungen.

Ein klarer Konter zur Opposition und Kritik an den Regionen

Mit seiner Initiative positioniert sich Sánchez deutlich gegen den Vorschlag des Oppositionsführers Alberto Núñez Feijóo (PP), der kürzlich Maßnahmen wie telematische Armbänder für verurteilte Brandstifter ins Spiel brachte. Sánchez sparte zudem nicht mit Kritik an der Brandschutzpolitik einiger Autonomer Gemeinschaften, die über “keine ausreichenden Pläne” verfügten und deren Feuerwehrkräfte teilweise “nicht angemessen ausgerüstet waren”. Nach einem Sommer, in dem in Spanien mehr als 400.000 Hektar Land den Flammen zum Opfer fielen, rief der Regierungschef dazu auf, parteipolitische und territoriale Streitigkeiten beiseitezulassen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. “Wir dürfen uns hier nicht polarisieren”, forderte er.

Die zehn Säulen des nationalen Klimapakts

Der von Sánchez vorgestellte Pakt umfasst zehn zentrale Vorschläge, die Spaniens Widerstandsfähigkeit stärken sollen. Zu den Kernpunkten gehören:

  • Dauerhafte Ressourcenfonds: Einrichtung von permanenten Finanzmitteln auf staatlicher und regionaler Ebene, um nach Katastrophen den Wiederaufbau zu beschleunigen.
  • Stärkung der Einsatzkräfte: Aufstockung aller technischen und personellen Ressourcen, insbesondere durch die Schaffung von “stabilen Stellen für Feuerwehrleute und Brigademitglieder” in der Zuständigkeit der Autonomen Gemeinschaften.
  • Staatliche Katastrophenschutzagentur: Die Schaffung einer neuen “staatlichen Agentur für Katastrophenschutz und Notfälle”, auch wenn die Verwaltung weiterhin dezentralisiert bleiben soll.

Strukturelle Reformen für Wald, Stadt und Wasser

Über die akute Notfallbewältigung hinaus zielt der Plan auf tiefgreifende, strukturelle Veränderungen ab. Dazu zählen ein modernisiertes Waldbewirtschaftungsmodell, das auf gemischte und feuerresistente Baumarten setzt, sowie die Schaffung eines weitreichenden Netzwerks von Klimarefugien in den großen Städten des Landes. Diese sollen die Bevölkerung vor den immer extremeren Hitzewellen schützen. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Etablierung einer “nationalen Reaktion auf die Wasserresilienz”, die Spaniens Kapazitäten im Umgang mit Dürren und Überschwemmungen massiv verbessern soll.

Ein Appell zur Einheit trotz politischer Polarisierung

Sánchez räumte ein, dass es angesichts der tiefen “Polarisierung und Verleugnung” in der spanischen Politik “naiv erscheinen mag”, einen Staatspakt vorzuschlagen. Dennoch appellierte er an alle politischen Kräfte, “den Lärm auszuschalten, sich hinzusetzen, zu verhandeln und sich zu einigen”. Die Dringlichkeit unterstrich er mit alarmierenden Zahlen: Der “Klimanotstand” habe in Spanien in den letzten fünf Jahren 20.000 Menschenleben gefordert und materielle Verluste in Höhe von 32 Milliarden Euro verursacht.

Der Ministerrat plant, bereits am morgigen Dienstag den Fahrplan für diesen Pakt zu verabschieden. An der Präsentation nahmen neben Sánchez auch die dritte Vizepräsidentin, Sara Aagesen, Innenminister Fernando Grande-Marlaska und Landwirtschaftsminister Luis Planas teil. Sie betonten die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit dem Primärsektor und einer Stärkung des Katastrophenschutzes, um auf die neuen Herausforderungen adäquat reagieren zu können.


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