Ryanair schockt Spanien: Fast eine Million Sitzplätze gestrichen – Preiskampf mit Aena eskaliert

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Ryanair Spanien Flug

Ein Paukenschlag für den spanischen Luftverkehr und ein schwerer Schlag für die regionalen Anbindungen: Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair wird am kommenden Mittwoch die Streichung von beinahe einer Million Sitzplätzen an spanischen Regionalflughäfen bekannt geben. Dieser drastische Schritt ist eine direkte Reaktion auf die umstrittene Erhöhung der Flughafensteuern durch den staatlich kontrollierten Betreiber Aena.

Der Zorn von Ryanair: Aenas “ungerechtfertigte” Gebührenerhöhung als Auslöser

Der Stein des Anstoßes ist die von Aena angekündigte Erhöhung der Gebühren um 6,5 % auf 11,03 Euro pro Passagier bis 2026. Für Ryanair ist diese Maßnahme, die den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt markiert, “ungerechtfertigt und schädlich”, insbesondere da Aena Rekordgewinne und Passagierzahlen verzeichnet. In einem Interview mit Europa Press erklärte Ryanair-CEO Eddie Wilson, dass diese Entscheidung angesichts der “Gleichgültigkeit” der spanischen Regierung getroffen wurde. Man werde nur dort investieren, “wo wir eine Rendite erzielen können”, so Wilson unmissverständlich. Die genauen Details zu den betroffenen Flughäfen und Strecken werden auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Madrid enthüllt.

Ein “Monopolist” in der Kritik: CEO Eddie Wilson rechnet mit Aena ab

Wilson sparte nicht mit scharfer Kritik an Aena, das zu 51 % in staatlicher Hand ist. Er bezeichnete den Flughafenbetreiber als “Monopolisten, der seine Macht durch Preiserhöhungen ausübt”. Die Wurzel des Problems liege in der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit der spanischen Regionalflughäfen. Viele davon seien “aufgrund einer gescheiterten Tarifstruktur zu fast 70 % leer”. Wilson zieht einen einfachen Schluss: “Wenn die Flughäfen leer sind, bedeutet das, dass der Preis schlecht ist. So einfach ist das.” Während andere europäische Länder wie Italien, Schweden oder Ungarn die Kosten senken, um den Flugverkehr anzuziehen, agiere Spanien kontraproduktiv. “Wenn wir, Europas Billigfluggesellschaft, sie nicht zum Laufen bringen können, kann es niemand”, betonte der CEO die prekäre Lage.

“Leeres Spanien” als großer Verlierer: Die regionalen Folgen der Kürzungen

Die Konsequenzen dieser Politik, warnt Wilson, werden vor allem die Bürger der als “leeres Spanien” bekannten, ländlichen Regionen treffen. Sie verlieren essenzielle, kostengünstige Flugverbindungen, was einen Dominoeffekt auslöst: “Dies wird zu weniger Passagieren, weniger Arbeitsplätzen, weniger Verbindungen und weniger Möglichkeiten für den Tourismus führen.” Trotz zahlreicher Kontaktversuche habe man vom spanischen Verkehrsministerium keine Antwort erhalten. Ryanair fühlt sich von der Regierung im Stich gelassen, die tatenlos zusehe, wie die regionale Infrastruktur verfällt.

Kapazitäten wandern ab: Andere Länder profitieren von Spaniens Politik

Die Entscheidung ist gefallen: Ryanair wird Flugzeuge und Kapazitäten auf wettbewerbsfähigere Märkte verlagern. Länder wie Italien, Schweden, Kroatien, Ungarn und Marokko, wo Regierungen das Wachstum aktiv fördern, reiben sich die Hände. “Die Kapazitäten, die von den spanischen Regionalflughäfen abgezogen werden, werden nicht in Spanien bleiben”, stellt Wilson klar. Bereits im laufenden Sommer hat Ryanair seine Präsenz an sieben spanischen Flughäfen reduziert, darunter die komplette Einstellung des Betriebs in Jerez und Valladolid sowie signifikante Kürzungen in Vigo (-61 %) und Santiago (-28 %).

Zukunft ungewiss: Große Hubs wachsen, kleine Flughäfen bluten aus

Während an den großen Drehkreuzen wie Madrid, Barcelona, Málaga und auf den Balearen und Kanaren weiter Wachstum geplant ist, drohen die kleinen Standorte auszubluten. Ryanair schlägt als Alternative vor, die Verwaltung der unrentablen Flughäfen an die Autonomen Gemeinschaften zu übertragen. “Uns ist es egal, wer die Flughäfen betreibt, solange sie wettbewerbsfähig sind”, so Wilson. Er kritisiert zudem die geplanten, milliardenschweren Ausbaupläne (Dora III) für große Flughäfen, da diese “mit dem Geld der Fluggesellschaften durch Steuern bezahlt werden, die 25 Jahre lang gelten”.

Der Ball liegt nun, so die klare Botschaft von Ryanair, “im Spielfeld der spanischen Regierung”. Sie muss entscheiden, ob sie den “endgültigen Verfall” ihrer regionalen Flughafeninfrastruktur zulässt oder handelt, um das Ruder noch herumzureißen.


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