Revolution in der Landwirtschaft: Andalusische Forscher verwandeln umweltschädliche Schweinegülle in wertvollen Dünger

203
Revolution in der Landwirtschaft: Andalusische Forscher verwandeln umweltschädliche Schweinegülle in wertvollen Dünger
Image by freepik

Eine bahnbrechende Entwicklung aus Andalusien verspricht, die ökologischen Herausforderungen der Viehzucht nachhaltig zu verändern. Einem Team aus Wissenschaftlern der Experimentellen Station Zaidín in Granada (CSIC), des EnergyLab Technology Centre und der Universität Kopenhagen ist es gelungen, eine innovative Behandlung für Schweinegülle zu entwickeln, die die Umweltverschmutzung drastisch reduziert und gleichzeitig einen hochwertigeren Dünger schafft.

Das Problem mit Schweinegülle: Eine tickende Zeitbombe für die Umwelt

Schweinegülle, ein Gemisch aus Kot und Urin, ist zwar reich an Nährstoffen und wird traditionell als Dünger verwendet, stellt jedoch in seiner unbehandelten Form eine erhebliche Gefahr dar. Bei der Lagerung werden umweltschädliche Gase wie Ammoniak und Methan freigesetzt. Diese Gase tragen nicht nur zum Klimawandel bei, sondern schädigen auch Böden, die Luftqualität und können die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Für Landwirte ist die Suche nach einer umweltfreundlichen Lösung daher von höchster Priorität.

Die geniale Lösung: Ein “brauner Saft” neutralisiert die Gefahr

Die Forscher fanden die Lösung in einem Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie. Bei der Herstellung von pflanzlichem Eiweiß aus Luzerne, Soja oder Erbsen entsteht durch ein Verfahren namens “grüne Bioraffinerie” nicht nur das gewünschte Produkt, sondern auch eine nährstoffreiche Flüssigkeit, der sogenannte “braune Saft”.

In Laborversuchen mischten die Experten diesen braunen Saft mit der Schweinegülle. Das Ergebnis war verblüffend: Der pH-Wert der Gülle sank signifikant und blieb über einen Zeitraum von sechs Wochen stabil unter dem kritischen Wert von 5,5. Oberhalb dieser Schwelle beginnen die schädlichen Gase zu entweichen. Durch die Zugabe des Saftes wird ein natürlicher Fermentationsprozess durch bereits enthaltene Milchsäurebakterien in Gang gesetzt. Diese Mikroorganismen wandeln den Zucker im Saft in Milchsäure um, senken so den pH-Wert und binden das schädliche Ammoniak als für Pflanzen wertvolles Ammonium in der Gülle.

Weniger Chemie, mehr Nachhaltigkeit: Ein Gewinn für alle

Bisher war der Einsatz von aggressiver und teurer Schwefelsäure die gängigste Methode, um den Säuregehalt zu senken. Diese Methode birgt jedoch erhebliche Risiken für Anwender und Umwelt. Die neue Strategie, eine Kombination aus einer leichten chemischen Ansäuerung und der Zugabe des braunen Saftes, erwies sich als die ausgewogenste und nachhaltigste. Sie reduziert die Emissionen von Ammoniak und Methan drastisch und minimiert den Einsatz gefährlicher Chemikalien.

“Damit wird ein wirtschaftlicher und nachhaltiger Kreislauf geschaffen”, erklärt CSIC-Forscherin Beatriz Gómez-Muñoz. “Proteinproduzenten können ein Nebenprodukt aufwerten, und Schweinefarmen können ihre Abfälle sicher lagern. Gleichzeitig entsteht ein nährstoffreicherer und umweltschonenderer Dünger.”

Der Blick in die Zukunft: Vom Labor auf den Hof

Der nächste Schritt für das Forschungsteam ist die Optimierung des Verfahrens. Es gilt herauszufinden, welche genaue Menge an braunem Saft und Säure für verschiedene Güllearten und klimatische Bedingungen benötigt wird, um ein perfektes Gleichgewicht zwischen Effizienz, Kosten und Nachhaltigkeit zu erreichen. Anschließend sind Tests im Pilotmaßstab auf kommerziellen Farmen geplant, um die Wirksamkeit der Methode unter realen Bedingungen und in großen Mengen zu beweisen. Dieses zukunftsweisende Projekt, finanziert durch das Horizon 2020-Programm der EU, könnte die Viehzucht revolutionieren und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Spanien?
Abonniere unseren Newsletter