Quallenplage in Spanien: Die Ursachen für die Zunahme und wie Sie sich schützen

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Quallenplage in Spanien: Die Ursachen für die Zunahme und wie Sie sich schützen
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Mit dem Einzug des Sommers werden die Strände Spaniens zum Zufluchtsort für Tausende, die der Hitzewelle entkommen wollen. Doch ein unbeschwerter Tag am Meer kann jäh unterbrochen werden, wenn unliebsame Besucher auftauchen, die zur Vorsicht mahnen. Die massive Vermehrung von Quallen, allen voran der Leuchtqualle (Pelagia noctiluca), ist ein wachsendes Problem, das laut Experten direkt auf das gestörte Gleichgewicht im marinen Ökosystem zurückzuführen ist.

Die Ursachen: Warum es immer mehr Quallen gibt

Ricardo Aguilar, Expeditionsleiter bei der renommierten NGO Oceana, bringt die Gründe auf den Punkt. Der Klimawandel führt zu einem stetigen Anstieg der Wassertemperaturen, was ideale Brutbedingungen für viele Quallenarten schafft. Gleichzeitig sorgt die Überfischung für einen drastischen Rückgang ihrer natürlichen Fressfeinde, wie der Unechten Karettschildkröte oder dem Blauflossenthunfisch. Dieses Zusammenspiel aus wärmerem Wasser und fehlenden Jägern führt zu einer regelrechten Explosion der Quallenpopulationen. Hinzu kommt die zunehmende Verschmutzung der Meere, nicht nur durch Plastik, sondern auch durch Düngemittel aus der Landwirtschaft, die das Algenwachstum und somit die Nahrungsgrundlage der Quallen fördern.

Gefährliche Besucher: Nicht jede Qualle ist harmlos

Besondere Sorge bereitet Experten die Zunahme der Portugiesischen Galeere (Physalia physalis). Obwohl sie oft mit Quallen verwechselt wird, handelt es sich um eine Kolonie von Polypen, deren Gift weitaus potenter ist. „Ein Kontakt kann bei Allergikern oder gesundheitlich geschwächten Personen zum Tod führen“, warnt Aguilar. Die Tentakel dieses Organismus können bis zu 10 Meter lang werden und bleiben selbst Stunden nach der Strandung noch aktiv und gefährlich.

Die Reaktion des menschlichen Körpers auf einen Kontakt – der fälschlicherweise oft als “Biss” bezeichnet wird – sei vergleichbar mit einem Bienenstich. Die Intensität hängt von der Konstitution des Einzelnen ab. Während die meisten Menschen mit lokalen Schmerzen und Hautreizungen davonkommen, kann es bei sensiblen Personen zu schweren allergischen Reaktionen kommen.

Es gibt jedoch auch ungefährliche Arten, deren Zahl zunimmt. Die Spiegelei-Qualle (Cotylorhiza tuberculata), die Ohrenqualle (Aurelia aurita) oder die Lungenqualle (Rhizostoma pulmo) stellen kaum eine Gefahr dar, da ihre Nesselzellen die menschliche Haut nicht durchdringen können.

Betroffene Gebiete und was im Notfall zu tun ist

Das Auftreten der Quallen an den spanischen Küsten wird stark von Wind und Meeresströmungen beeinflusst. Besonders betroffen sind die Küsten der Balearen und Andalusiens, da sie in wichtigen biologischen Korridoren wie der Straße von Gibraltar liegen. Strömungen können die Tiere jedoch auch an die Atlantikküsten treiben.

Um Badegäste zu warnen und Daten zu sammeln, gewinnen Citizen-Science-Apps wie MedusApp an Bedeutung. Hier können Nutzer Sichtungen und Stiche melden und tragen so zu einem besseren Verständnis der Verbreitung bei.

Was tun bei einem Stich? Ricardo Aguilar rät zu folgenden Schritten:

  1. Nur mit Meerwasser reinigen: Die betroffene Stelle ausschließlich mit Salzwasser abspülen. Süßwasser kann verbliebene Nesselzellen aktivieren und die Reaktion verschlimmern. Hausmittel sollten vermieden werden.
  2. Tentakelreste entfernen: Falls noch Tentakel auf der Haut kleben, diese vorsichtig (z.B. mit einer Pinzette oder einer Kreditkarte) entfernen, ohne sie zu zerreiben.
  3. Kühlen: Kälte, etwa durch ein in ein Tuch gewickeltes Kühlpack oder ein Kältespray, auf die Stelle auflegen, um die Schwellung und den Schmerz zu lindern.
  4. Medizinische Hilfe suchen: Suchen Sie umgehend ein medizinisches Zentrum auf, besonders wenn die Schmerzen stark sind oder Symptome wie Übelkeit oder Atembeschwerden auftreten. Jeder Fall ist individuell und erfordert eine professionelle Einschätzung.

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