Passivhäuser in Spanien: Revolutionäres Wohnen senkt Energiekosten um bis zu 90 %

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Passivhäuser in Spanien: Revolutionäres Wohnen senkt Energiekosten um bis zu 90 %
Bild: KI

Die Energieeinsparung ist in den letzten Jahren zu einer zentralen Priorität fortschrittlicher Gesellschaften geworden. Angesichts begrenzter fossiler Brennstoffe investieren immer mehr Bürger in die Energieeffizienz ihrer Häuser, sei es durch Solarthermie, Photovoltaik oder Aerothermie. Doch ein Wohnmodell sticht hervor, indem es die Effizienz maximiert und ganzjährige Behaglichkeit bei minimalem Energieverbrauch ermöglicht: das Passivhaus. Dieses innovative Konzept verspricht eine Senkung der Energiekosten um bis zu 90 %.

Was ist ein Passivhaus? Definition und Vorteile

Der Begriff Passivhaus wurde 1988 in Deutschland offiziell eingeführt, um einen spezifischen Standard im Wohnungsbau zu zertifizieren. Die Organisation der Verbraucher und Nutzer (OCU) erklärt dazu: “Ein Passivhaus ist ein Haustyp, der keine Energie von außen verbrauchen muss, um ihn zu klimatisieren oder zu lüften, weil er die natürlichen Ressourcen seiner Umgebung energieeffizient nutzt.” Dies bedeutet, dass diese Gebäude so konzipiert sind, dass sie durch passive Maßnahmen wie optimale Dämmung, Luftdichtheit und Wärmerückgewinnung ihren Energiebedarf auf ein Minimum reduzieren.

Vor dem Bau eines Passivhauses wird eine umfassende Standortanalyse durchgeführt. Dabei werden Sonneneinstrahlung, Ausrichtung, Belüftung und Feuchtigkeit des Grundstücks detailliert untersucht, um das Design und die Auswahl der Baumaterialien optimal an die Umgebungsbedingungen anzupassen. Ebenso wichtig ist es, die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner genau zu definieren.

Vervielfachung der Passivhäuser in Spanien

Die Zahl der Passivhäuser in Spanien hat sich in den letzten Jahren signifikant erhöht. Dies ist maßgeblich auf die Richtlinie 2010/31/EU zurückzuführen, die festlegt, dass ab 2020 alle Neubauten Niedrigstenergiegebäude (nZEB – Nearly Zero Energy Buildings) sein müssen. Diese zeichnen sich durch ein äußerst effizientes Energieverhalten aus, wobei der Großteil der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, die direkt im oder am Gebäude erzeugt werden.

Anfangsinvestition vs. Langfristige Ersparnisse

Das Immobilienportal Idealista weist darauf hin, dass der Bau eines Passivhauses im Vergleich zu einem konventionellen Haus eine höhere Anfangsinvestition erfordert. Dieser Preisunterschied amortisiert sich jedoch durch die erheblichen Energieeinsparungen über die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes. Die höheren Kosten resultieren aus der Verwendung hochwertiger Dämmstoffe, effizienter Lüftungs- und Klimaanlagen sowie dem Einsatz spezialisierter Fachkräfte.

Schlüsselkomponenten eines Passivhauses

Um die Energieeffizienz zu gewährleisten, sind bestimmte Elemente in einem Passivhaus unerlässlich:

  • Wärmedämmung und Wasserdichtigkeit: Diese minimieren Wärme- und Kälteverluste und senken den Energiebedarf für die Klimatisierung. Hochwertige Materialien für Wände, Decken und Böden sowie leistungsstarke Fenster und eine sorgfältige Abdichtung aller Fugen sind hier entscheidend.
  • Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung: Dieses System sorgt für eine kontinuierliche Erneuerung der Raumluft, indem es verbrauchte Luft absaugt und durch frische Außenluft ersetzt. Dabei wird die Wärme der Abluft auf die Zuluft übertragen, was beispielsweise im Winter dazu führt, dass 0 Grad kalte Außenluft auf 18 Grad vorgewärmt ins Haus gelangt, während die Abluft von 22 Grad genutzt wird.
  • Treibhauseffekt: Durch die strategische Platzierung von Glasflächen kann im Winter eine Überhitzung der Raumluft durch Sonneneinstrahlung erreicht werden, deren Wärme nach Einbruch der Dunkelheit genutzt wird. Im Sommer schützen entsprechende Sonnenschutzelemente wie Vorhänge oder Jalousien vor Überhitzung.

Von Darmstadt nach Pamplona: Die Geschichte des Passivhauses in Spanien

Die Grundlagen des Passivhaus-Modells entstanden in den 1980er Jahren in Schweden. Das erste zertifizierte Passivhaus wurde 1991 vom Physiker und Astronomen Wolfgang Feist in Darmstadt entworfen und gebaut.

Micheel Wassouf, Gründer des offiziellen spanischen Verbands Passivhaus und des Lateinamerikanischen Instituts Passivhaus, betont die Vorteile: “Die Passivhaus-Zertifizierung ist ein Standard für den Bau nachhaltiger Häuser, die frei von Lärm durch Klimaanlagen und Zugluft sind und in denen man im Winter keine kalten Füße hat.”

In Spanien war das Thermos Lezkairu Building in Pamplona (Navarra) der erste Passivhaus-zertifizierte Wohnblock. Das 2017 erbaute sechsstöckige Gebäude mit 29 Wohnungen verfügt über eine durchgehende thermische Hülle, ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung sowie leistungsstarke Fenster und Verglasungen. Es ist ein Vorreiter für nachhaltiges Bauen in Spanien.


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