Weniger Kriegsflüchtlinge als angenommen
Die Debatte um Migration in Spanien wird oft mit dem Argument geführt, dass das Land vor allem Menschen aufnimmt, die vor bewaffneten Konflikten fliehen. Neue Daten des Nationalen Instituts für Statistik (INE) zeigen jedoch ein anderes Bild: Zwischen 2021 und 2024 kamen nur rund 0,8 % der 1,58 Millionen Einwanderer tatsächlich aus Kriegsgebieten.
Die Analyse stammt vom Demografen Alejandro Macarrón (CEU-CEFAS). Seine Berechnungen ergeben, dass nur 18.759 Personen dieser Gruppe eindeutig als Kriegsflüchtlinge einzustufen sind.
Herkunftsländer: Mali und Syrien stechen hervor
Von allen Migranten in Spanien kamen die meisten Kriegsflüchtlinge aus Mali (5.826 Personen), einem Land, das seit 2012 von einem anhaltenden Konflikt zwischen Militärregierung, islamistischen Gruppen und Terrororganisationen wie dem IS betroffen ist. Die Zahl der in Spanien lebenden Malier wuchs dadurch von 27.127 auf 32.953.
An zweiter Stelle steht Syrien mit 1.480 Menschen. Der syrische Bürgerkrieg hat seit 2011 über 500.000 Tote gefordert und die größte Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Trotz politischer Veränderungen ist der Konflikt weiterhin nicht beendet.
Eine Ausnahme stellen die Ukrainer dar: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Jahr 2022 stieg ihre Zahl in Spanien massiv an – von 112.000 auf rund 290.000 Menschen (+159 %). Sie sind die einzige Gruppe, die Spanien in größerer Zahl als direkte Kriegsflüchtlinge aufgenommen hat.
Kaum Flüchtlinge aus anderen Konfliktländern
Andere Länder wie Somalia, Burkina Faso oder Afghanistan tauchen in den INE-Daten nur unter „sonstige“ auf, da ihre Migrantenzahlen gering sind. Auffällig ist, dass viele Migranten aus afrikanischen Ländern wie Nigeria oder Kamerun nicht ausschließlich Kriegsgründe für ihre Migration angeben – die Statistik weist daher auf eine mögliche Überschätzung hin.
Unbegleitete Minderjährige (MENAs): Kaum Kriegsflüchtlinge
Auch bei den unbegleiteten ausländischen Minderjährigen (MENAs), die offiziell oft als „Kinder, die vor dem Krieg fliehen“ bezeichnet werden, zeigen die Zahlen ein anderes Bild.
Laut dem Observatorio Permanente de la Inmigración (OPI) stammen 60 % dieser Minderjährigen aus Marokko, einem Land ohne militärischen Konflikt. Weitere Herkunftsländer sind Gambia (12 %), Algerien (9 %) und Senegal (6 %). Fast alle von ihnen sind männlich.
Im Gegensatz dazu sind bei Migranten aus Lateinamerika mehrheitlich Frauen vertreten – etwa 62 % aus Honduras, 67 % aus Brasilien und 61 % aus Kolumbien.
Fazit: Migration nach Spanien größtenteils nicht kriegsbedingt
Die Zahlen des INE entlarven ein verbreitetes Missverständnis: Spanien nimmt nur in Ausnahmefällen Kriegsflüchtlinge auf. Der Großteil der Zuwanderung erfolgt aus wirtschaftlichen oder sozialen Gründen – mit einer deutlichen Schwerpunktregion in Nordafrika und Lateinamerika.
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