Mehrheit der Spanier fühlt sich von politischer Elite im Stich gelassen

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Mehrheit der Spanier fühlt sich von politischer Elite im Stich gelassen
Bild KI

Politisches Misstrauen in Spanien wächst

Eine aktuelle Umfrage bestätigt, was viele Beobachter seit Jahren vermuten: Ein Großteil der spanischen Bevölkerung hat das Vertrauen in die politische und wirtschaftliche Elite verloren. Laut den Daten glauben 78 Prozent der Spanier, dass die eigentliche Spaltung im Land nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen Bürgern und Elite verläuft.

Besonders alarmierend: 61 Prozent sind der Meinung, dass Spanien einen „starken Führer“ brauche, um das Land von den Reichen und Mächtigen zurückzugewinnen. Diese Ergebnisse spiegeln ein gesellschaftliches Klima wider, das populistischen Kräften wie Vox zusätzlichen Auftrieb gibt.

Vox profitiert von Unzufriedenheit

Während die konservative PP zunehmend Wähler an Vox verliert, gelingt es der PSOE nicht, ihre einst starke Position in der Mitte zu behaupten. Die Sozialisten stützen sich heute vor allem auf ältere Wähler und Rentner, während junge Menschen und Berufstätige in wachsenden Teilen nach rechts abdriften.

Die Daten der CIS-Studie aus dem Juli verdeutlichen: Vox erreicht mittlerweile 18,3 Prozent der Stimmen und nähert sich damit einer stabilen dritten Kraft im Parlament. Besonders junge Männer unter 30 Jahren zählen zu den Hauptstützen der Partei.

Politik im Dauer-Clinch – Bürger frustriert

Spanische Politik wirkt zunehmend wie ein permanenter Schlagabtausch zwischen PSOE und PP, während Sachthemen untergehen. Anstatt Antworten auf Fragen wie Einwanderung, Wirtschaft oder Klimakrise zu geben, dominieren gegenseitige Anschuldigungen und parteipolitische Taktiken.

Für viele Spanier entsteht so das Bild einer selbstbezogenen Elite, die den Kontakt zum Alltag der Menschen verloren hat. 72 Prozent geben an, dass „traditionelle Parteien und Politiker sich nicht um Menschen wie mich kümmern“.

Europa verliert an Strahlkraft – nationale Identität im Vordergrund

Parallel wächst die Skepsis gegenüber Europa. Der Eindruck, dass die EU in globalen Fragen marginalisiert wird – etwa durch die geopolitische Dominanz der USA und Chinas – verstärkt nationalistische Strömungen. Für Vox bedeutet dies Rückenwind, da die Partei einfache Antworten auf komplexe Fragen präsentiert.

Konsequenzen für Spaniens Demokratie

Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein klares Bild: Das Vertrauen in Institutionen schwindet, die politische Polarisierung nimmt zu, und eine neue Mehrheit im Mitte-Rechts-Spektrum könnte entstehen – allerdings zersplittert und ohne klare Strategie.

Währenddessen bleibt die Frage offen, ob es den traditionellen Parteien gelingt, die Bindung zur Gesellschaft wiederherzustellen. Andernfalls droht Spanien eine Phase politischer Instabilität, in der populistische Strömungen weiter an Stärke gewinnen.

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