Madrid verwandelte sich am vergangenen Samstag in ein leuchtendes Meer aus Farben und Stimmen, als Zehntausende, ja nach Angaben der Organisatoren sogar eine Million Menschen, im Herzen der Hauptstadt zusammenkamen. Unter dem kraftvollen Motto “20 Jahre für die Rechte: Kein Schritt zurück” fand die staatliche LGTBI+ Pride Demonstration statt. Dieses Ereignis markierte den Höhepunkt eines umfassenden Fest- und Protestprogramms, das dieses Jahr einem ganz besonderen Jubiläum gewidmet war: Dem 20. Jahrestag der gleichgeschlechtlichen Ehe in Spanien. Seit 2005 ermöglicht dieses wegweisende Gesetz gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe und den Zugang zur Adoption, ein Meilenstein, der die spanische Gesellschaft nachhaltig geprägt hat.
Der beeindruckende Marsch setzte sich gegen 19:00 Uhr von Atocha in Bewegung und fand seinen Abschluss in Colón mit der Verlesung des Manifests. Insgesamt zogen 47 festlich geschmückte Wagen durch die Hauptverkehrsadern der Hauptstadt. Besonderes Highlight waren die Auftritte der international gefeierten Sänger Manuel Turizo und Karol G, die den krönenden Abschluss der Parade bildeten. Die Straßen erbebten im Rhythmus von Hymnen wie “A quien le importa” von Alaska, “SloMo” von Chanel oder den Klängen von Nebulossa, die die Menge in Ekstase versetzten.
Prominente Unterstützung und entschlossene Forderungen
Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft schlossen sich dem Protestzug an. Darunter waren die zweite Vizepräsidentin und Arbeitsministerin Yolanda Díaz, Gesundheitsministerin Mónica García, die Generalsekretärin der PSOE Madrid City und Sprecherin der Sozialistischen Fraktion der Stadtverwaltung, Reyes Maroto, sowie der LGTBI-Sekretär der PSOE, Víctor Gutiérrez. An der Spitze des Marsches liefen auch die Organisatoren, vertreten durch die Präsidentin des Landesbundes LGTBI+ (FELGTB), Paula Iglesias, und den Präsidenten von COGAM, Ronny de la Cruz. Auffällig war die Abwesenheit der Gleichstellungsministerin Ana Redondo, die nicht an der Demonstration teilnahm.
In einer Atmosphäre, die von ausgelassener Feierlichkeit und entschlossenem Protest geprägt war, bewegten sich die Demonstranten entlang des Paseo del Prado, Cibeles und Paseo de Recoletos. Überall waren Rufe wie “Kein Schritt zurück” zu hören, und eine Vielzahl von Schildern trug Botschaften wie “Trans-Rechte sind Menschenrechte“, “Make Love, boykott Trump” oder “Pädagogen und Parteien, Komplizen der Homophobie“. Aus den Lautsprechern ertönten immer wieder ermutigende Rufe, die die Vielfalt der Gemeinschaft zelebrierten: “Es leben die Menschen der bisexuellen Gemeinschaft, es leben die Transsexuellen, es leben die Lesben, es leben die Schwulen.” Auch politische Botschaften wie “Free Palestine” und klare Anklagen wie “Keine Konversionstherapien mehr” fanden ihren Weg in die Menge. Hunderte von Bürgern säumten zudem die Straßen, um die vorbeiziehende Parade zu bewundern.
Ein Manifest gegen den globalen Rückschlag der Rechte
Nach einem zweistündigen Marsch erreichte der Führungstrupp der Demonstration nach 21:00 Uhr die Plaza de Colón. Dort wurde das mit Spannung erwartete Manifest verlesen, das eine dringende Warnung enthielt: Sie warnten vor einem “globalen Rückschlag bei den Rechten” der LGTBI+-Gemeinschaft.
Das Manifest betonte eindringlich: “Wir sehen, wie Hass als Meinungsfreiheit getarnt wird, wie unsere Kindheit, unsere Familien, unsere Identitäten angegriffen werden. Wir werden lächerlich gemacht, zensiert, für ungültig erklärt, unserer Identität verleugnet. Von politischen Plattformen, von Fernsehgeräten, von anonymen Accounts in sozialen Netzwerken. Unsere Existenz wird mit einer Straflosigkeit in Frage gestellt, die weh tut. Aber wir werden uns nicht verstecken.” Diese Worte unterstreichen die Entschlossenheit der Gemeinschaft, sich weiterhin für ihre Rechte einzusetzen und Diskriminierung entgegenzutreten.
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