Eine Woche Urlaub im Jahr – für viele Spanier bleibt das ein unerfüllbarer Traum. Aktuelle Daten des Europäischen Statistikamtes (Eurostat) für 2024 zeigen eine alarmierende Realität: Jeder dritte Spanier (33,4 %) kann sich diese grundlegende Erholung nicht leisten. Diese Zahl liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von 27 % und verdeutlicht eine wachsende soziale Ungleichheit im Land. Besonders besorgniserregend: Im Vergleich zu 2023 hat sich die Situation in Spanien kaum verbessert, während der EU-Durchschnitt um 1,5 Prozentpunkte gesunken ist.
Warum Spanien hinterherhinkt: Ein Blick auf die großen Volkswirtschaften
Innerhalb der vier größten Volkswirtschaften Europas nimmt Spanien eine Spitzenposition bei der Urlaubsarmut ein. Mit 33,4 % liegt es vor Italien (31,4 %), wo sich ebenfalls ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Bevölkerung keinen Urlaub leisten kann. Frankreich (22 %) und Deutschland (20,8 %) schneiden hier deutlich besser ab und zeigen, dass die Kosten für Erholung in Spanien eine größere Hürde darstellen. Diese Diskrepanz wirft Fragen nach der Einkommensverteilung und den Lebenshaltungskosten in Spanien auf.
Osteuropa und Mittelmeerländer: Wo der Urlaub am unerreichbarsten ist
Abgesehen von den großen Wirtschaftsnationen sind es vor allem die Länder Ost- und Südeuropas, die über dem EU-Durchschnitt liegen. Rumänien (58,6 %), Griechenland (46 %) und Bulgarien (41,4 %) führen die Liste der Länder an, in denen ein großer Teil der Bevölkerung nicht in den Urlaub fahren kann. Es folgen Ungarn (39,3 %), Portugal (35,2 %) und Kroatien (34,7 %). Diese Zahlen spiegeln oft eine Kombination aus niedrigeren Löhnen und höheren Lebenshaltungskosten wider, was den Zugang zu Erholungsreisen erschwert. Im Gegensatz dazu sind Luxemburg (8,9 %), Schweden (11,6 %) und die Niederlande (13 %) die Länder mit den geringsten Schwierigkeiten.
Die Entwicklung über ein Jahrzehnt: Stagnation in Spanien, Fortschritt in Europa
Betrachtet man die letzten zehn Jahre, wird die Stagnation in Spanien noch deutlicher. Der Anteil der Spanier, die sich keinen Urlaub leisten können, ist von 33,4 % im Jahr 2014 auf ebenfalls 33,4 % im Jahr 2024 gestiegen. Im gleichen Zeitraum sank der europäische Durchschnitt jedoch von 37,6 % auf 27 %. Nach einem Höhepunkt während der Finanzkrise verzeichnete dieser Armutsindikator in den meisten europäischen Ländern einen Abwärtstrend, der lediglich durch die Pandemie unterbrochen wurde. In Spanien hingegen stagniert dieser Anteil seit 2019 bei rund einem Drittel der Bevölkerung.
Haushalte mit Kindern und Alleinerziehende: Wer am meisten leidet
Die Schwierigkeiten, sich einen Urlaub leisten zu können, sind in Spanien bei Haushalten mit unterhaltsberechtigten Kindern besonders ausgeprägt. Hier können sich 35,4 % diese Ausgaben nicht leisten, im Vergleich zu 31,4 % der Familien ohne Kinder. Dies ist der vierthöchste Anteil in Europa, ähnlich wie in Bulgarien. Besonders dramatisch ist die Situation bei spanischen Alleinerziehenden mit unterhaltsberechtigten Kindern: Fast die Hälfte (47,9 %) kann sich keine Woche Urlaub im Jahr leisten, was deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 38,7 % liegt.
Auch das Alter spielt eine Rolle: Bei den Spaniern über 65 Jahren ist es für 35,2 % eine unüberwindbare Hürde, während der Anteil bei jüngeren Altersgruppen leicht auf 33,6 % sinkt. Auf europäischer Ebene ist dieser Altersunterschied noch ausgeprägter, mit einem Durchschnitt von 38,4 % bei den über 65-Jährigen in der gesamten EU. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit gezielter sozialer Maßnahmen und einer stärkeren Unterstützung für gefährdete Bevölkerungsgruppen, um den Zugang zu Erholung und Lebensqualität für alle zu gewährleisten.
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