Israel verweigert Barcelonas Bürgermeister Collboni die Einreise: Diplomatischer Eklat im Nahen Osten

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Barcelona verschärft Bruch mit Israel: Messe-Verbot für jüdische Unternehmen
Bild: Ki

Ein Paukenschlag in der internationalen Diplomatie: Die israelischen Behörden haben dem Bürgermeister von Barcelona, Jaume Collboni, kurzfristig die Einreise in das Land verweigert. Collboni plante seine erste institutionelle Reise in den Nahen Osten, die ihn an diesem Freitag nach Tel Aviv führen sollte. Während der Antrag für seine Delegation zunächst genehmigt wurde, zog die israelische Regierung die Erlaubnis für den Bürgermeister in letzter Minute und ohne Angabe von Gründen zurück.

Collboni spricht von “feindseligem Akt”

Die Reaktion aus Barcelona ließ nicht lange auf sich warten. Jaume Collboni verurteilte die Entscheidung scharf und bezeichnete sie als einen “feindseligen Akt”, der gezielt den Dialog unterbinden solle. Er warf der Regierung von Benjamin Netanyahu vor, “das palästinensische Volk zu isolieren und die ständigen Verletzungen der Menschenrechte, unter denen es leidet, vor der Welt zu verbergen”. Für Collboni ist dies ein “direkter Angriff auf Freiheit und Diplomatie”. Das Veto, so betonte er, stärke jedoch nur die Entschlossenheit seiner Stadt. Man werde von Barcelona aus weiterhin “unermüdlich für Frieden, Gerechtigkeit und die Anerkennung der Rechte des palästinensischen Volkes arbeiten”. Mit den Worten “Seine Stimme ist auch unsere” bekräftigte Collboni seine Solidarität.

Israels Begründung: “Boykott hat Konsequenzen”

Israel rechtfertigte den drastischen Schritt mit der Haltung des Stadtrats von Barcelona. Diplomatische Quellen erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur ACN, dass die Entscheidung des katalanischen Konsistoriums, die institutionellen Beziehungen zu Israel abzubrechen, eine “Manifestation einer feindseligen und aufhetzenden Politik gegen Israel und seine Bürger in systematischer Weise” sei. Der Boykott habe “Konsequenzen”, und deshalb habe man beschlossen, dem Bürgermeister die Einreise zu verweigern.

Geplante Treffen mit palästinensischen Führern und NGOs

Obwohl die Reise nicht offiziell auf der Agenda des Stadtrats stand, hatte sie einen klaren Zweck. Collboni folgte einer Einladung der Bürgermeister von Ramallah und Bethlehem als Zeichen des Dankes für die historische Verbindung Barcelonas mit den beiden palästinensischen Städten. Ziel war es, Kooperationsprojekte, die mit Unterstützung aus Barcelona entwickelt wurden, “vor Ort kennenzulernen”, insbesondere in einer Zeit maximaler Spannungen in der Region.

Auf dem Programm standen hochkarätige Treffen, unter anderem mit dem Bürgermeister von Jerusalem, Maher Nicola Canawati, dem Bürgermeister von Ramallah, Issa Kassis, und dem Bürgermeister von Amman in Jordanien, Youssef al-Shawarbeh. Ein Treffen mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammad Mustafa war ebenfalls anberaumt. Zudem plante die Delegation Gespräche mit den kritischen israelischen NGOs B’Tselem und Peace Now. Ein symbolischer Höhepunkt sollte die Einweihung der “Barcelona-Straße” in Ramallah sein, begleitet von Kranzniederlegungen an den Gräbern der historischen Führer Yithzak Rabin und Yasser Arafat.

Hintergrund: Barcelonas Bruch mit Israel

Die aktuelle Eskalation ist die Folge einer Entscheidung vor knapp drei Monaten. Damals verabschiedete der Stadtrat von Barcelona eine institutionelle Erklärung, die institutionellen Beziehungen zur aktuellen Regierung Israels sowie die Städtepartnerschaft mit Tel Aviv auszusetzen, “bis die Achtung des Völkerrechts in Palästina wiederhergestellt ist”. Bereits im Mai hatte der Stadtrat den Besuch einer Gruppe von Pädagogen der israelischen “Mandel School for Educational Leadership” aufgrund ihrer Verbindungen zur Regierung Netanjahu abgelehnt.


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