Intransparenz der Regierung: Rekordzahl abgelehnter Auskunftsersuchen in Spanien

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Intransparenz der Regierung: Rekordzahl abgelehnter Auskunftsersuchen in Spanien
Bild: KI

70 % mehr verweigerte Anträge als im Vorjahr

Die spanische Regierung unter Pedro Sánchez hat im ersten Halbjahr 2025 einen neuen Negativrekord in Sachen Transparenz aufgestellt. Laut aktuellen Daten wurden 370 Anfragen von Bürgern nach öffentlichen Informationen abgelehnt – ein Anstieg um 71 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit setzt sich der Trend fort, der Sánchez als Regierungschef bereits seit 2019 begleitet.

Gesetzliche Pflicht zur Auskunft – und systematische Verweigerung

Das Transparenzgesetz von 2013 verpflichtet Ministerien, staatliche Institutionen und öffentliche Einrichtungen, Informationen innerhalb von drei Monaten bereitzustellen. Doch statt Antworten häufen sich Ablehnungen oder ausweichende Teilantworten. Besonders häufig verweist die Regierung auf Gründe wie nationale Sicherheit, wirtschaftliche Interessen oder den Schutz vertraulicher Entscheidungsprozesse.

Kritiker werfen Sánchez’ Regierung vor, das Gesetz bewusst zu unterlaufen – oftmals sogar durch Rechtsmittel bis vor das Nationale Gericht, um Veröffentlichungen zu blockieren. Ein prominentes Beispiel ist der Fall Air Europa, bei dem seit 2021 Informationen über staatliche Beihilfen zurückgehalten werden.

Korruptionsfälle verstärken Geheimhaltung

Parallel zu den Ablehnungen belasten mehrere Korruptionsermittlungen das politische Umfeld der Regierung. Besonders der Fall Cerdán, bei dem der ehemalige Organisationssekretär der PSOE wegen Bestechungsvorwürfen in Haft sitzt, wirft einen Schatten. Hinzu kommen Verfahren gegen José Luis Ábalos, Koldo García, Begoña Gómez und David Sánchez, die das Klima der Intransparenz weiter verschärfen.

Vergleich mit Rajoy

Zum Vergleich: Unter Mariano Rajoy, als das Transparenzgesetz eingeführt wurde, lag die Zahl der Ablehnungen zwischen 70 und 170 pro Halbjahr. Sánchez hingegen erreicht seit Jahren Werte weit darüber. 2025 markiert mit 372 verweigerten Auskünften allein in sechs Monaten das undurchsichtigste Halbjahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Blockierte Themenfelder

Die abgelehnten Anträge betreffen hochsensible Themen wie:

  • Waffenexporte Spaniens
  • Diplomatische Beziehungen mit Marokko
  • Daten zu unbegleiteten minderjährigen Migranten
  • Informationen zu Renfe-Projekten und Pannen
  • Gehälter von TVE-Moderatoren

Auch kleinere Detailfragen – etwa zur Wohnungsübertragung durch die Sozialversicherung oder zur Einstellung von Mitarbeitern bei Tragsa – wurden abgelehnt.

Fazit

Statt mehr Offenheit setzt die spanische Regierung offenbar verstärkt auf Blockade. Mit Blick auf die kommenden Monate wird sich zeigen, ob die Klagewelle von Bürgern und Medien den Druck erhöhen kann – oder ob die „Kultur der Geheimhaltung“ in Spanien weiter Bestand hat.

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