In Alicante leben 55.499 Ukrainer: Das neue Herz der ukrainischen Gemeinschaft in Spanien

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Spanien Ukraine

Die Provinz Alicante hat sich seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine zum wichtigsten Ziel für die fliehenden Bürger entwickelt. Mit Stand vom 30. Juni 2025 leben hier 55.499 ukrainische Staatsangehörige mit gültigen Aufenthaltsdokumenten, was beachtliche 17 % der gesamten ukrainischen Bevölkerung in Spanien ausmacht. Diese beeindruckenden Zahlen stammen aus einer Analyse der Ständigen Beobachtungsstelle der Europäischen Union für Einwanderung und verdeutlichen, wie sehr Alicante zur neuen Heimat für Schutzsuchende geworden ist.

Demografische Verschiebung in Spanien

Insgesamt leben in Spanien 326.422 Ukrainer mit gültigen Aufenthaltsdokumenten. Dies entspricht einem massiven Anstieg um 237,3 % seit Ende 2021. Allein im ersten Halbjahr 2022 führte die Fluchtwelle zu einem Zuwachs von 122.840 Menschen. Viele dieser Menschen, die vor allem Mütter mit ihren Kindern sind, haben die warme, sonnige Provinz Alicante als Zufluchtsort gewählt. Die Wahl fiel oft auf einen Ort, der klimamäßig das absolute Gegenteil ihrer Heimat darstellt, aber Sicherheit und eine neue Perspektive bietet.

Aus demografischer Sicht zeigt sich eine klare Dominanz von Frauen: Mit 191.586 Frauen (59 %) gegenüber 134.836 Männern (41 %) ist das Ungleichgewicht evident. Besonders in den Altersgruppen der 35- bis 44-Jährigen sind Frauen fast doppelt so stark vertreten wie Männer. Diese Verteilung ist eine direkte Folge des ukrainischen Militärgesetzes, das den meisten Männern zwischen 18 und 60 Jahren die Ausreise untersagt.

Torrevieja: Das Epizentrum der Gemeinschaft

Innerhalb der Provinz sticht eine Stadt besonders hervor: Torrevieja. Hier leben 9.512 ukrainische Staatsbürger, was sie zur größten ausländischen Gemeinschaft der Stadt und zu einem der wichtigsten ukrainischen Zentren in ganz Spanien macht. Interessanterweise folgen die Russen mit 5.926 registrierten Einwohnern direkt dahinter. Die ukrainische Gemeinschaft ist in dieser Küstenstadt tief verwurzelt. Erst kürzlich feierten sie dort den ukrainischen Unabhängigkeitstag und demonstrierten für Frieden und das Ende des Krieges, aber auch, um ihre Dankbarkeit gegenüber Spanien auszudrücken.

Wirtschaftliche Integration und vorübergehender Schutz

Der Anstieg der ukrainischen Bevölkerung ist hauptsächlich auf die Erteilung von vorübergehendem Schutz zurückzuführen, der den Geflüchteten Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse sichert. Dieser Schutz wurde kürzlich bis März 2026 verlängert und bietet Familien eine dringend benötigte Atempause.

Die Ukrainer, die in Spanien arbeiten, sind vorwiegend im Gastgewerbe (6.526 Personen), im Baugewerbe (5.483) und im Handel (3.654) tätig. Diese Verteilung unterscheidet sich stark von der Situation vor dem Krieg, als die meisten in der häuslichen Pflege und bei Haushaltsdienstleistungen beschäftigt waren. Auch im Bildungsbereich hat sich die Integration stark manifestiert: Rund 39.741 ukrainische Schülerinnen und Schüler, darunter fast 30.000 Minderjährige, besuchen spanische Bildungseinrichtungen.


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