Illa trifft Puigdemont in Brüssel: Amnestie im Fokus

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Illa trifft Puigdemont in Brüssel: Amnestie im Fokus
x.com/salvadorilla

Am Dienstag kam es in Brüssel zu einem mit Spannung erwarteten Treffen zwischen dem Präsidenten der Generalitat, Salvador Illa, und dem ehemaligen katalanischen Präsidenten Carles Puigdemont. Das Treffen markierte den ersten offiziellen Kontakt eines PSOE-Barons mit dem im Exil lebenden Unabhängigkeitsbefürworter seit dessen Flucht nach Belgien im Jahr 2017.

Während die Regierung das Gespräch als Ausdruck politischer Normalität darstellen wollte, sorgte es innerhalb der Parteienlandschaft Spaniens für heftige Reaktionen und Interpretationen.

Ein Treffen unter dem Zeichen der Amnestie

Das Gespräch, das um 16:15 Uhr begann und rund 90 Minuten dauerte, fand vor dem Hintergrund des noch nicht angewandten Amnestiegesetzes statt. Für viele Beobachter war das persönliche Erscheinen Illas in Brüssel eine Art implizite „politische Amnestie“ für Puigdemont.

Illa selbst verteidigte das Gesetz als „verfassungsgemäß, rechtlich solide und entscheidend für das Zusammenleben in Katalonien“ und betonte, dass es nach Bestätigung durch das Verfassungsgericht „agil, schnell und ohne Ausflüchte“ angewandt werden müsse.

Puigdemont wiederum kritisierte, dass ein solches Treffen in einer demokratischen Normalität schon lange im Palau de la Generalitat in Barcelona hätte stattfinden müssen, zeigte sich aber dankbar für die Gesprächsbereitschaft Illas.

Reaktionen aus Politik und Gesellschaft

Von der PP kam scharfer Gegenwind: Miguel Tellado warf Sánchez vor, Puigdemont durch Illa huldigen zu lassen, um um jeden Preis an der Macht zu bleiben. Man sprach von „Versprechungen ohne Grenzen“, um die fragile Regierungsmehrheit abzusichern.

Die Junts begegneten dem Treffen mit Skepsis. Parteigeneralsekretär Jordi Turull bezeichnete den Schritt als „zu spät“ und stellte klar, dass man wenig Hoffnung auf konkrete Fortschritte habe.

Für Illa war die Botschaft hingegen klar: „Der Dialog ist der Motor der Demokratie, auf dem Katalonien weiter voranschreiten kann“, schrieb er nach dem Treffen in sozialen Netzwerken.

Politische Bedeutung und Ausblick

Obwohl das Gespräch keine unmittelbaren Ergebnisse brachte, gilt es als symbolträchtiger Schritt. Zum einen, weil Illa damit ein Signal der Gesprächsbereitschaft an die Unabhängigkeitsbewegung sendet, zum anderen, weil es als möglicher Vorbote eines Treffens zwischen Puigdemont und Pedro Sánchez gesehen wird – auch wenn Moncloa dies derzeit ausschließt.

Für Puigdemont war es zugleich die Begegnung auf dem höchsten institutionellen Niveau seit seiner Flucht vor acht Jahren. Auf dem Tisch bleiben zentrale Themen wie der spanische Staatshaushalt, die Steuerhoheit der Generalitat und der mögliche EU-Status Kataloniens.

Ob sich daraus ein echter politischer Durchbruch ergibt oder ob es bei einer reinen Formalität bleibt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist: Sánchez braucht die Stimmen der Junts, und Illa versucht, den Boden für mögliche Vereinbarungen zu bereiten.


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