Hat Spanien wirklich Schweinefleischbällchen in Hilfspaketen über Gaza abgeworfen?

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Spanien startet humanitäre Luftbrücke: 5.500 Lebensmittelrationen für Gaza

Virale Videos in den sozialen Medien sorgten für einen Aufschrei: Hat Spanien tatsächlich Hilfspakete mit Schweinefleisch und verschimmelten Lebensmitteln nach Gaza geschickt? Die spanischen Behörden reagieren prompt und legen die Fakten auf den Tisch, um die schwerwiegenden Anschuldigungen zu entkräften.

Die Kontroverse: Was die viralen Videos behaupten

Die Welle der Empörung begann mit einem Video, das vom palästinensischen Journalisten Alam El-Din Sadiq verbreitet wurde. In dem Clip ist ein kleiner Junge in Khan Yunis zu sehen, der ein Hilfspaket öffnet. Die Behauptung: Die Lebensmittel seien schimmelig. Zusätzlich wurde berichtet, dass diese angeblich ungenießbaren Rationen später für umgerechnet rund 75 Euro auf lokalen Märkten verkauft würden. Andere Berichte gingen noch weiter und behaupteten, die spanische humanitäre Hilfe enthalte “Schweinefleischbällchen” – ein absolutes Tabu im Islam. Diese Vorwürfe verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und stellten die Integrität der spanischen Hilfsbemühungen infrage.

Spaniens offizielle Antwort: “Alles ist Halal-zertifiziert!”

Angesichts der brisanten Anschuldigungen sahen sich die spanischen Behörden gezwungen, schnell und unmissverständlich zu reagieren. Die Klarstellung kam prompt: “Alle verschickten Pakete haben das Verfallsdatum in Ordnung, alle sind hermetisch verschlossen und verfügen über alle notwendigen Zertifikate.” Konkret wurde auf den Lieferschein der Spanischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (AECID) verwiesen. Dieser belegt eindeutig, dass die Rationen bis zum 30. Juni 2026 haltbar sind. Um den religiösen Bedenken direkt zu begegnen, versicherten die Behörden zudem, dass jede einzelne Portion Halal-zertifiziert sei. Spanien hat in den letzten Monaten im Rahmen einer internationalen Koalition mit Frankreich, Deutschland, den VAE und Jordanien rund 12 Tonnen Hilfsgüter über Gaza abgeworfen, um die blockierten Grenzübergänge zu umgehen und etwa 11.000 Menschen zu versorgen.

Der Lieferant im Fokus: Ein Spezialist für humanitäre Hilfe

Die in den Videos gezeigten Pakete stammen von Jomipsa, einem renommierten Unternehmen aus Alicante, das sich auf humanitäre Notrationen spezialisiert hat. Jomipsa ist kein Unbekannter auf diesem Gebiet und beliefert regelmäßig Organisationen wie die NATO, das Rote Kreuz, UNRWA und UNICEF mit verzehrfertigen Mahlzeiten und Hygienekits. Ein entscheidender Teil ihres Angebots sind anpassbare Mahlzeiten, einschließlich spezieller Halal-Optionen für muslimische Empfänger. Eine lückenlose Überprüfung der konkreten Vorwürfe scheiterte jedoch an einem Detail: Die Chargennummern der in den Videos gezeigten Pakete waren nicht erkennbar. “Ohne die Nummer ist es unmöglich, dies zu verifizieren”, erklärten die spanischen Behörden.

Die humanitäre Krise als eigentliche Tragödie

Jenseits dieser Kontroverse nutzte der spanische Außenminister José Manuel Álvarez die Gelegenheit, um auf die katastrophale humanitäre Lage in Gaza hinzuweisen. Bereits im Mai bezeichnete er die Hungersituation als einen “schweren Verstoß gegen das Völkerrecht”. Er betonte, dass jede Verzögerung bei der Lieferung von Hilfsgütern lebensbedrohlich sei. Während die Vorwürfe im Internet für große Aufregung sorgten, bleibt die Position der spanischen Regierung klar und dokumentiert: Die gelieferte Hilfe war sicher, korrekt zertifiziert und den kulturellen Gegebenheiten angepasst.


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