Die aggressive Handelspolitik der USA hinterlässt tiefe Spuren in der spanischen Wirtschaft. Aktuelle Zahlen belegen einen dramatischen Rückgang der Exporte in die Vereinigten Staaten, während die Importe stark ansteigen. Dies führt zu einem massiven Handelsdefizit und zwingt spanische Unternehmen, sich strategisch neu auszurichten. Eine neue Zollvereinbarung zwischen der EU und den USA sorgt für weitere Unsicherheit.
Dramatischer Einbruch: Spanische Exporte in die USA sinken weiter
Der sogenannte “Trump-Effekt” trifft die spanischen Exporteure mit voller Wucht. Inmitten des schwelenden Zollkriegs sanken die Ausfuhren in die USA bereits in der ersten Jahreshälfte um 5,1 % auf 8.754,5 Millionen Euro. Neuere Daten zeigen eine weitere Verschärfung der Lage: Die Exporte in die Vereinigten Staaten, die nur noch 4,4 % der Gesamtexporte ausmachen, fielen zuletzt um alarmierende 14,4 %. Dieser Rückgang ist ein klares Indiz für die negativen Auswirkungen der US-Zölle auf die Wettbewerbsfähigkeit spanischer Produkte.
Während die Verkäufe heimischer Unternehmen in der größten Volkswirtschaft der Welt einbrechen, steigen die Importe von US-Waren und -Dienstleistungen unaufhaltsam. Von Januar bis Juni kletterten die Einfuhren um mehr als 10 % auf 15.838 Millionen Euro. Dieser Anstieg, der maßgeblich auf hohe Importe von Flüssiggas (LNG) zurückzuführen ist, macht inzwischen 7,1 % aller spanischen Importe aus.
Das Handelsdefizit mit den USA erreicht neue Rekordhöhen
Die ungleiche Entwicklung von Exporten und Importen hat das Handelsdefizit Spaniens mit den Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr um 37 % auf besorgniserregende 7.083,3 Millionen Euro ansteigen lassen. Diese Zahl, die aus dem monatlichen Außenhandelsbericht des Wirtschaftsministeriums hervorgeht, verdeutlicht die wachsende wirtschaftliche Schieflage im transatlantischen Handel. Das gesamte spanische Handelsbilanzdefizit mit allen Partnern wuchs im gleichen Zeitraum um fast 59 % auf 25.113 Millionen Euro, obwohl die Gesamtexporte den zweithöchsten Wert in einem ersten Halbjahr erreichten.
Neue Zoll-Allianz: EU und USA einigen sich auf Mindestsatz
Eine kürzlich getroffene Vereinbarung zwischen den USA und der Europäischen Union versucht, die Wogen zu glätten. Man einigte sich auf einen Mindestzoll von 15 % auf die meisten europäischen Waren, einschließlich des für Europa kritischen Automobilsektors. Im Gegenzug hat Brüssel zugesagt, auf neue Steuern gegen die USA vorerst zu verzichten und erhebliche Investitionen in US-Energieprodukte zu tätigen. Dieser Pakt muss jedoch noch von den EU-Mitgliedstaaten ratifiziert werden und sorgt bei Exporteuren für verhaltenen Optimismus, da die Details und langfristigen Folgen noch unklar sind.
Strategische Neuausrichtung: Spanien blickt nach Asien
Die zunehmenden Handelsbarrieren mit den USA zwingen die spanische Wirtschaft zur Diversifizierung ihrer Absatzmärkte. Der Verlust des US-Marktes beschleunigt eine strategische Neuausrichtung, die bereits während der Pandemie begann. Märkte wie China, Indien und Saudi-Arabien rücken verstärkt in den Fokus. “Das zukünftige Wachstum wird sich in andere Regionen verlagern”, erklärt Joan Tristany, CEO von amec, dem Verband der internationalisierten Industrieunternehmen. Diese Entwicklung konfiguriert die Landkarte des internationalen Handels neu und reduziert die Abhängigkeit von traditionellen Partnern wie den USA und der EU.
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