Gefahr auf Teneriffa: Winzige Feuerameise bedroht Gesundheit und Ökosystem

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Gefahr auf Teneriffa: Winzige Feuerameise bedroht Gesundheit und Ökosystem
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Die Kanarischen Inseln stehen vor einer ernsten Bedrohung: Eine nur 1,5 Millimeter große invasive Ameisenart, bekannt als “kleine Feuerameise” oder “elektrische Ameise” (Wasmanniaauropunctata), hat in Los Cristianos auf Teneriffa Alarm ausgelöst. Ihre Präsenz stellt eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Gesundheit und die biologische Vielfalt dar, wie eine aktuelle Studie von Toni Pérez, einem Forscher des Instituts für Naturstoffe und Agrobiologie (IPNA-CSIC), aufzeigt. Pérez warnt im Gespräch mit 20minutos: “Es ist ein ernstes Problem und anscheinend wird es sich ausweiten.”

Früherkennung auf Teneriffa: Ein Wettlauf gegen die Zeit

Die “elektrische Ameise” wurde Anfang 2025 entdeckt. Dank der frühzeitigen Identifizierung konnte die Ausbreitung laut Pérez’ Forschung (“Ist die Ausbreitung von Wasmannia auropunctata durch die westliche Paläarktis unvermeidlich? Erster Beweis für sein Vorkommen auf den Kanarischen Inseln”) bislang “begrenzt” werden. Doch die Gefahr ist noch lange nicht gebannt. “Man kann nie sicher sein, dass er nicht an mehr Orten ist. Man kann einen halben Meter entfernt sein, und wenn man nicht die richtige Lupe hat, sieht man sie nicht”, erklärt Pérez. Dies macht die Bekämpfung der winzigen, aber hochproduktiven Ameise besonders schwierig. Sie kann “große Kolonien von bis zu 20.000 Individuen pro Quadratmeter hervorbringen”, was die Herausforderung noch verschärft.

Bedrohung für die Artenvielfalt der Kanaren

Trotz ihrer geringen Größe kann die kleine Feuerameise immense Schäden verursachen. “Es könnte die Artenvielfalt verringern und Wirbeltier- und Wirbellosengemeinschaften beeinträchtigen, weil sie fleischfressend und räuberisch sind”, warnt Pérez. Die invasive Art verdrängt und eliminiert einheimische Spezies durch ihre riesigen Siedlungen. Auf den Kanarischen Inseln ist diese Bedrohung noch akuter als in anderen betroffenen Regionen wie Málaga, da dort weniger konkurrierende Insektenarten vorhanden sind. Pérez prognostiziert daher, dass sich die Situation auf Teneriffa “leichter zur Ruhe kommen” könnte, was die Anfälligkeit des lokalen Ökosystems unterstreicht.

Gesundheitsrisiken durch den Biss der elektrischen Ameise

Der Biss der Feuerameise fühlt sich an wie “ein kleiner elektrischer Schlag” und kann Nesselsucht sowie starke Schmerzen verursachen, wie der CSIC-Forscher aus eigener Erfahrung berichtet. Das eigentliche Problem entsteht jedoch bei mehreren Bissen. “Wenn ein Landwirt unter einem Baum arbeitet (wo er normalerweise nistet) und Individuen zu fallen beginnen, können 70 oder 80 sie beißen”, erklärt Pérez. Solche Massenbisse können “allergische Reaktionen hervorrufen”, die im Extremfall tödlich enden können. Aus Süd- und Mittelamerika, der Heimat der Ameise, sind bereits Fälle von Hornhautglaukom und Sehverlust durch Augenbisse bekannt.

Kosten der Invasion: Eine finanzielle und ökologische Last

Die Bekämpfung der kleinen Feuerameise ist mit erheblichen Kosten verbunden. Pérez zitiert eine Studie aus dem Jahr 2022, die die weltweiten Kosten für die Kontrolle dieser Art auf bis zu 44 Milliarden Euro schätzt. Diese Summe umfasst nicht nur die direkte Bekämpfung, sondern auch die potenziellen Schäden, die durch die Besiedlung städtischer Gebiete entstehen können. “Sie können in Häuser, Höfe oder andere Orte eindringen und darüber hinaus auch einige Blattläuse oder Schädlinge in sich tragen”, was indirekte Schäden verursacht.

Prävention und Bekämpfung: Die Strategie der Kanarischen Regierung

Um eine Katastrophe abzuwenden, setzt die Regierung der Kanarischen Inseln auf Prävention und gezielte Bekämpfung. “Die Aufgaben konzentrieren sich derzeit auf die Abgrenzung des Verbreitungsgebietes”, erklärt Pérez. Zudem werden präventive Maßnahmen ergriffen, indem “in nahe gelegenen Bereichen wie Gärten oder anderen Parks nach sesshaften Populationen” gesucht wird. Sobald das Ausmaß der Invasion klar ist, wird die Verwaltung “Ausrottungsverfahren” einleiten. Dabei sollen spezifische Köder mit Giften eingesetzt werden, die ausschließlich auf diese Ameisenart wirken, um Kollateralschäden an anderen Insekten zu vermeiden. Pérez betont die Dringlichkeit: “Der Aufwand, den eine mächtige Siedlungskampagne mit sich bringen kann, ist viel geringer, als wenn man sie nicht loslässt und die Art voranschreitet.” Andernfalls könnte die Situation so groß werden, dass nur noch palliative Behandlungen möglich sind, ähnlich wie bei gewöhnlichen Hausameisen.


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