Fünf Kugeln weniger: Munitionsrationierung bei der Guardia Civil wegen Israel

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Die spanische Guardia Civil steht vor einer beispiellosen Herausforderung: Eine drastische Munitionsrationierung zwingt die Eliteeinheit, ihren Verbrauch um ein Viertel zu senken. Grund dafür ist das geplatzte Beschaffungsabkommen mit einem israelischen Unternehmen, das die Versorgung mit wichtigen Handfeuerwaffenpatronen bis voraussichtlich Anfang 2027 unterbricht. Diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen für die Ausbildung und Einsatzbereitschaft der spanischen Sicherheitskräfte und wirft zudem Fragen hinsichtlich der Verantwortlichkeiten im Innenministerium auf.

Einsparungen in Millionenhöhe: Weniger Schüsse pro Agent

Um den Munitionsmangel abzufedern, hat die Generaldirektion der Guardia Civil bereits Maßnahmen ergriffen, die den Verbrauch um fast eine Million Schuss pro Jahr reduzieren sollen. Die gravierendste Änderung betrifft die regelmäßigen Schießübungen: Jeder Agent erhält zukünftig nur noch 20 statt der bisherigen 25 Patronen pro halbjährlicher Übung. Diese Reduzierung um 25 % soll etwa 800.000 Nachfüllungen einsparen und eine dringend benötigte Mindestreserve sichern.

Auswirkungen auf die Ausbildung und Sicherheit

Neben der Kürzung bei den Handfeuerwaffenübungen ist auch die Einstellung von Schießübungen mit Langwaffen geplant. Diese Maßnahmen führen zu erheblichem Unbehagen innerhalb der Guardia Civil, da sie die Trainingsmöglichkeiten der Agenten einschränken. Angesichts der steigenden Kriminalitätsrate in Spanien befürchten viele, dass dies negative Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit und Sicherheit des Personals haben wird. Eine gut ausgebildete und ausgerüstete Guardia Civil ist entscheidend für die innere Sicherheit Spaniens und die Bekämpfung von Kriminalität.

Politische Turbulenzen und der Rücktritt im Innenministerium

Der Munitionsskandal hat auch politische Wellen geschlagen. Der Rücktritt von Rafael Pérez, Staatssekretär für Sicherheit und somit die Nummer zwei im Innenministerium, wirft weitere Fragen auf. Obwohl verschiedene Quellen von einem Konflikt zwischen der Regierung und der Zentralen Operativen Einheit (UCO) der Guardia Civil als Grund für Pérez’ Abgang sprechen, wird auch seine Verantwortung beim umstrittenen Kauf von Munition aus Israel betont. Der Vertrag, den das Innenministerium trotz ausdrücklicher Anweisungen aus La Moncloa aufrechterhalten wollte, trug Pérez’ Unterschrift. Innenminister Grande-Marlaska hat zwar den Fehler persönlich eingeräumt, doch die Aufsicht über den Vertrag lag in den Händen seiner rechten Hand.

Kein Nachschub bis 2027: Die unsichere Zukunft der Munitionsversorgung

Die Generaldirektion der Guardia Civil geht davon aus, dass eine Wiederaufnahme der Lieferungen von Kurzwaffenmunition frühestens im ersten Quartal 2027 erfolgen wird. Ein Schreiben der stellvertretenden Direktion für Operationen und Unterstützungskommando an den Verband Jucil bestätigt diesen kritischen Zeitplan. In diesem Schreiben wird eingeräumt, dass bereits im Januar ein Befehl erlassen wurde, eine “Mindestreserve” an Munition zu gewährleisten und den Verbrauch bei Schießübungen zu reduzieren. Die Guardia Civil arbeitet derzeit an einer neuen Ausschreibung, die voraussichtlich noch in diesem Jahr eingereicht wird. Ziel ist es, den Kauf von Munition von Grund auf neu zu starten und Bieter israelischer Herkunft oder von israelischen Firmen hergestellte Produkte auszuschließen.

Strategische Reserven für den Ernstfall

Um die Zeit bis zur nächsten Lieferung zu überbrücken, hat die Guardia Civil bereits Maßnahmen ergriffen, um eine “Mindestreserve an Munition für Handfeuerwaffen und Langwaffen” zu gewährleisten. Eine “operative Reserve” wurde in den Einrichtungen des Rüstungs- und Ausrüstungsdienstes der Polizei (SAEP) geschaffen, ergänzt durch eine taktische Reserve auf Kommandoebene für dringenden Bedarf. Es ist jedoch bekannt, dass die ursprünglich von der israelischen IMI Systems gekaufte Munition speziell für Ramon-Pistolen konzipiert war, die ebenfalls in Israel hergestellt werden. Aus rein technischen Gründen sind israelische Patronen die einzigen, die mit diesen Waffen voll funktionsfähig sind. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, da etwa 7.000 Mann der Guardia Civil, verteilt auf sensible Einheiten wie die Reserve- und Sicherheitsgruppen (GRS) oder die Bürgersicherheitseinheiten (Usecic), mit diesen Waffen ausgestattet sind. Der Verzicht auf den israelischen Vertrag bedeutet, diese Waffen in den genannten Einheiten ohne adäquaten Nachschub im allgemeinen Gebrauch zu belassen.


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