Feuchttücher- und Ballon-Verbot in Spanien: Eine Öko-Diktatur oder notwendige Maßnahme?

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Feuchttücher- und Ballon-Verbot in Spanien: Eine Öko-Diktatur oder notwendige Maßnahme?
Bild: KI

Spanien verschärft seinen Kampf gegen Umweltverschmutzung. Nach Strohhalmen, Plastikbesteck und Wattestäbchen geraten nun Feuchttücher und festliche Luftballons ins Visier der Gesetzgebung. Das Ministerium für den ökologischen Wandel unter der Leitung von Sara Aagesen plant, das Spülen von Feuchttüchern in der Toilette und das bewusste Freisetzen von Luftballons in die Umwelt zu verbieten. Ziel ist es, die immense Menge an Meeresmüll zu reduzieren, zu der diese Produkte maßgeblich beitragen. Luftballons und Feuchttücher gehören zu den am häufigsten an EU-Stränden gefundenen Einwegplastikartikeln.

Der Entwurf des königlichen Erlasses, legt den Fokus auf die Industrie. Hersteller dieser Produkte sollen künftig die Kosten für die Beseitigung von Verschmutzungen und die Abfallbehandlung tragen. Wie die Einhaltung des Verbots durch den Einzelnen kontrolliert und sanktioniert wird, bleibt indes noch offen.

Seit 2019 gibt es eine EU-Richtlinie, die darauf abzielt, die zehn häufigsten Einweg-Plastikprodukte an Stränden und in Meeren zu reduzieren. Dazu gehören bereits verbotene Artikel wie Besteck, Teller, Wattestäbchen und Strohhalme.

Kampf gegen Verstopfungen und Umweltverschmutzung

Der Normenentwurf nimmt Feuchttücher aller Art – von Baby- bis Haushaltstüchern – sowie Einwegtücher ins Visier. Das Hauptziel ist es, die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Abfälle zu minimieren. Der spanische Verband für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (AEAS) schätzt, dass Feuchttücher die Sanitär- und Wasseraufbereitungsnetze jährlich mit zusätzlichen Kosten von 230 Millionen Euro belasten. Da sich Feuchttücher nicht vollständig auflösen, verursachen sie Verstopfungen in der Kanalisation, verringern die Wasserspeicherkapazität und erhöhen das Risiko von Überläufen bei starken Regenfällen. Dies schädigt nicht nur die Infrastruktur, sondern führt auch zur direkten Einleitung von Abfällen in Flüsse und andere Gewässer, was die Mikrofaserkontamination verstärkt und aquatische Ökosysteme schädigt. Auch wenn einige Tücher als „biologisch abbaubar“ beworben werden, bedeutet dies nicht, dass sie über die Toilette entsorgt werden dürfen, da ihr Abbau in der Umwelt begrenzt ist und sie somit weiterhin umweltschädlich wirken.

Auch Ballons sind eine ernste Bedrohung für die Umwelt. Sie finden sich häufig im Meeresmüll und verursachen ernsthaften Schaden für die Meeresfauna. Das “absichtliche Freisetzen” von Ballons in die Luft, oft bei Veranstaltungen und Feiern, wird als Umweltproblem erkannt, das durch kulturelle Trends noch verstärkt wird. Praktikable Alternativen zur deutlichen Reduzierung der Umweltauswirkungen gibt es derzeit kaum.

Die geplante Verordnung sieht vor, dass die Hersteller von Feuchttüchern und Luftballons die Kosten für die Beseitigung des durch diese Produkte verursachten Mülls in der Kanalisation, Abwasserentsorgung und Wasseraufbereitungsinfrastruktur übernehmen müssen. Dies umfasst auch die Transport- und Behandlungskosten sowie die Kosten für die Datenerhebung und Sensibilisierungsmaßnahmen.


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