Die Europäische Kommission hat eine bedeutende Entscheidung getroffen, die Spanien direkt betrifft: Rund 1.000 Millionen Euro aus dem wichtigen Wiederaufbaufonds wurden eingefroren. Der Grund? Spanien hat es versäumt, die Dieselsteuern zu erhöhen und geplante Investitionen in die Digitalisierung auf regionaler Ebene umzusetzen. Diese Summe entspricht einem Teil der fünften Zahlung des Fonds, der insgesamt 23.900 Millionen Euro umfasst.
Warum Brüssel die Notbremse zieht: Steuerpolitik und Digitalisierung im Fokus
Die eingefrorenen Gelder sind ein klares Signal aus Brüssel. Spanien hatte sich im Rahmen seines Finanz- und Strukturplans verpflichtet, steuerliche Maßnahmen zu ergreifen, die eine dauerhafte Erhöhung der Einnahmen um rund 4.500 Millionen Euro (0,3 % des BIP) sicherstellen sollten. Ein zentraler Punkt hierbei war die Angleichung der Besteuerung von Diesel an die von Benzin. Dieser Schritt sollte nicht nur Einnahmen generieren, sondern auch den ökologischen Wandel vorantreiben, indem Anreize für umweltfreundlichere Mobilität geschaffen werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass es zu solchen Verzögerungen kommt. Bereits bei der vierten Auszahlung wurden Spanien 158 Millionen Euro von 10.000 Millionen Euro gekürzt, weil eine Reform zur Umwandlung von KMU nicht fristgerecht umgesetzt wurde. Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo räumte bereits im Juni ein, dass die Regierung an einer teilweisen “Eintreibung” dieser fünften Zahlung arbeite und versicherte, die ausstehenden Meilensteine parallel dazu erreichen zu wollen.
Was Spanien dennoch erreicht hat: Fortschritte trotz Rückschlag
Trotz des Einfrierens eines Teils der Gelder hat die Europäische Kommission anerkannt, dass Spanien in vielen anderen Bereichen erhebliche Fortschritte erzielt hat. Spanien erhält nun rund 22.900 Millionen Euro, da es die übrigen Ziele erfolgreich erreicht hat. Brüssel lobt die umgesetzten Reformen und Investitionen, die den Bürgern und Unternehmen zugutekommen. Der Fokus lag hier auf Schlüsselbereichen wie dem ökologischen und digitalen Wandel, biologischer Vielfalt, nachhaltiger Mobilität, Forschung, Entwicklung und Innovation, sozialen Rechten, allgemeiner und beruflicher Bildung, Kultur, nachhaltigem Tourismus, Wasserwirtschaft und Effizienz der Justiz.
Besonders hervorzuheben sind die Reformen zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Attraktivitätssteigerung von Investitionen in diesem Sektor. Diese Maßnahmen sollen Bürokratie abbauen und eine bessere Anbindung sauberer Energiequellen an das Stromnetz gewährleisten. Zudem investiert Spanien EU-Mittel, um den Schienen-Nahverkehr attraktiver und zugänglicher zu machen, um so die Nutzung von Autos in städtischen Regionen zu reduzieren.
Der spanische Konjunkturplan im Überblick: Ambitionierte Ziele und bisherige Erfolge
Der spanische Konjunkturplan ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das insgesamt 111 Reformen und 142 Investitionen in 595 Etappenzielen und Zielen umfasst. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf 163.000 Millionen Euro, wovon 79.800 Millionen Euro als Zuschüsse und 83.200 Millionen Euro als Kredite vorgesehen sind.
Laut Bewertung der Kommission hat Spanien 82 von 84 Meilensteinen und Zielwerten des fünften Zahlungsantrags erfolgreich abgeschlossen. Mit der neuen Zahlung hat das Land bereits fast 55.000 Millionen Euro an Überweisungen erhalten, was 70 % des geplanten Gesamtbetrags entspricht. Damit nimmt Spanien im Vergleich zu anderen EU-Ländern, noch vor Italien und Frankreich, die Spitzenposition bei den erhaltenen nicht rückzahlbaren Mitteln ein. Insgesamt wurden seit Beginn der Umsetzung des Plans bereits 264 Meilensteine und Ziele erreicht.
Die Mitgliedstaaten haben bis August 2026 Zeit, alle im Plan enthaltenen Verpflichtungen zu erfüllen. Sowohl die Europäische Kommission als auch die Bank von Spanien haben Spanien kürzlich aufgefordert, die Umsetzung zu beschleunigen, um keine wertvollen Ressourcen zu verlieren. Aktuellen Berichten zufolge wurden am vierten Jahrestag der Genehmigung des Konjunkturprogramms bereits über 51.355 Millionen Euro an die Realwirtschaft – Haushalte und Unternehmen – überwiesen. Die Zahl der Begünstigten übersteigt 1,1 Millionen, wobei vier von zehn Begünstigten KMU und Kleinstunternehmen sind.
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