Entscheidung im Kongress: Energiesektor drängt PP zur Annahme des Anti-Blackout-Dekrets

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Red Eléctrica warnt vor Stromausfällen in Spanien mit der Schließung des Atomkraftwerks in Almaraz
ID 354591522 | Blackout © Ruslan Batiuk | Dreamstime.com

Der spanische Energiesektor steht Kopf: Große Elektrizitätsunternehmen, Branchenverbände der erneuerbaren Energien und renommierte Berater wie PwC appellieren mit Nachdruck an die Partido Popular (PP), dem „Anti-Blackout“-Dekret im Kongress zuzustimmen. Die Bestätigung dieser Notfallmaßnahmen am kommenden Dienstag ist von entscheidender Bedeutung, um eine Wiederholung des landesweiten Stromausfalls vom 28. April zu verhindern und die Stabilität der Energieversorgung in Spanien zu sichern.

Warum das Anti-Blackout-Dekret so wichtig ist: Steuererleichterungen und Systemstabilität auf dem Spiel

Das Dekret, das vom Ministerrat Ende Juni verabschiedt wurde, enthält eine Reihe von Maßnahmen, die als essenziell für die Widerstandsfähigkeit des spanischen Stromnetzes gelten. Dazu gehören:

  • Verstärkung der Netzspannungskontrolle: Eine Schlüsselmaßnahme, um Schwankungen zu vermeiden, die das System am 28. April zum Erliegen brachten.
  • Erhöhung des Eigenverbrauchsradius auf fünf Kilometer: Eine langjährige Forderung des ERC, die nun umgesetzt werden soll und mehr Flexibilität für Eigenverbrauchsanlagen bietet.
  • Steuerermäßigungen: Diese Anreize betreffen die Installation von Aerothermie, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge, was die Elektrifizierung des Landes vorantreiben soll.
  • Unterstützung der stromintensiven Industrie: Subventionen für Stromgebühren sind ein wichtiger Aspekt, um die Wettbewerbsfähigkeit spanischer Industriebetriebe zu sichern.

Politisches Tauziehen: Podemos blockiert, Augen auf die PP gerichtet

In einem explosiven politischen Umfeld, in dem die Brücken zwischen der Regierung und einigen Fraktionen zerbrochen scheinen, spitzt sich die Lage zu. Podemos kündigte am Montag an, gegen das Dekret zu stimmen und blockierte damit den Weg auf der linken Seite. Die Zukunft dieser wichtigen Maßnahme liegt nun in den Händen der PP. Die Partei von Alberto Núñez Feijóo, traditionell ein wichtiger Gesprächspartner im Elektrizitätssektor, hat ihre Absichtserklärung für die Abstimmung noch nicht bekannt gegeben. Quellen im Energiesektor hoffen jedoch auf eine Stimmenthaltung der PP, um das Dekret vor dem Scheitern zu bewahren.

Die dritte Vizepräsidentin, Sara Aagesen, hatte im Vorfeld die Forderungen verschiedener Fraktionen aufgenommen, darunter die des ERC bezüglich des Eigenverbrauchsradius und die der PNV, die sich für die weitere Subventionierung der Stromgebühren der stromintensiven Industrie einsetzte.

Breite Unterstützung aus der Branche: Iberdrola, Endesa und UNEF befürworten das Dekret

Nachdem Podemos und Vox als potenzielle Befürworter aus der Gleichung gefallen sind und die Unsicherheit bei Junts anhält, richten sich die Augen der Branche auf die PP. Selbst eine Enthaltung der PP wäre ausreichend, um das Dekret zu verabschieden – ein Szenario, das von führenden Unternehmen wie Iberdrola und Endesa sowie der spanischen Union Photovoltaik (UNEF) positiv bewertet wird.

Der Verband der Elektrizitätsunternehmen (Aelec), der Größen wie Iberdrola und Endesa vertritt, bezeichnet das Dekret als “wichtigen Fortschritt” bei der Umsetzung der im Blackout-Bericht enthaltenen Vorschläge. Diese zielen darauf ab, “Schwächen im System zu korrigieren und seine Widerstandsfähigkeit zu verbessern”.

Die Analyse von Aelec hebt zudem die “Ambitionen in Bezug auf die Elektrifizierung” hervor, die sich aus den steuerlichen Erleichterungen für erneuerbare Energien und Ladeinfrastruktur ergeben. Auch die Unterstützung der Vorschriften zur Einbeziehung von Photovoltaik- und Windparks in die Spannungsregelung sowie die Optimierung der Netzinfrastruktur werden gelobt. Letzteres ermöglicht die Nutzung ungenutzter Umspannwerk-Positionen und die gemeinsame Nutzung von Anschlüssen, was die Flexibilität des Systems erhöht.

Weitere notwendige Schritte: Planung und Betriebskosten im Fokus

Die Elektrizitätsunternehmen begrüßen auch die Zusage von Sara Aagesen, die Netzplanung regelmäßiger als bisher zu überprüfen. Dennoch weisen sie darauf hin, dass die Begrenzung der Investitionen in das Verteilungsnetz, die das Ministerium seit über einem Jahr prüft, noch umgesetzt werden muss. Ebenso unerlässlich ist die Regelung des Zugangs- und Anschlussverfahrens für Verbraucher sowie die Kontrolle des verstärkten Betriebs des Stromsystems durch Red Eléctrica, dessen Kosten von rund 200 Millionen Euro derzeit von den Vermarktern getragen und an die Verbraucher weitergegeben werden.

PwC: Chance für die Reindustrialisierung Spaniens

Cristina Torres-Quevedo, Finanz- und Regulierungsdirektorin der UNEF, betonte in einem Interview mit OK Diario, dass das Dekret “eindeutig zu einer Verbesserung der Bedingungen und zur Verringerung des Risikos von Stromausfällen beitragen wird”. Die UNEF sieht darin Vorteile “für die Industrie, für die Wettbewerbsfähigkeit und für die Widerstandsfähigkeit des elektrischen Systems”.

Das Beratungsunternehmen PwC hat am Montag einen Bericht vorgelegt, der ebenfalls die Notwendigkeit der Bestätigung des “Anti-Blackout”-Dekrets unterstreicht. PwC betrachtet das Dekret als “Chance für die Reindustrialisierung” und hebt die obligatorische Überprüfung der Elektrizitätsplanung sowie die Maßnahmen zur besseren Nutzung des bestehenden Netzes als Stärken hervor. Dies ermöglicht die Nutzung vieler derzeit ungenutzter Positionen und die gemeinsame Nutzung durch mehrere Verbraucher, was die Systemflexibilität weiter erhöht.


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