Am 29. Oktober, noch bevor die Regionalregierung von Carlos Mazón um 20:11 Uhr eine offizielle Überschwemmungswarnung per Mobiltelefon herausgab, gingen bei der Notrufnummer 112 in Valencia bereits über 15.000 Anrufe ein. Bis Mitternacht, also nach der Warnmeldung, kamen weitere 5.000 hinzu.
Diese Zahlen, erhoben von der valencianischen Sicherheits- und Notfallbehörde, wurden der Richterin Nuria Ruiz Tobarra im Rahmen der Ermittlungen zu möglichen strafrechtlich relevanten Versäumnissen im Umgang mit der Flutkatastrophe übergeben. Weitere Unterlagen, die der Richterin vorliegen, belegen, dass die meisten Opfer ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität waren, die ihr Leben verloren, eingeschlossen wurden oder vermisst blieben, bevor sie die Warnung erhielten.
Der 112-Bericht, der dem Gericht am Freitag vorgelegt wurde, enthält eine detaillierte stündliche Aufschlüsselung der am 29. Oktober eingegangenen Anrufe. Bis 20 Uhr waren bereits 76,6 % aller Notrufe des Tages eingegangen.
Das Dokument zeigt, dass zwar den ganzen Tag über wetterbedingte Anrufe eingingen, ab 15 Uhr jedoch ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen war. Zwischen 15 und 16 Uhr wurden 1.462 Meldungen registriert, der größte Ansturm erfolgte zwischen 17 und 18 Uhr mit 2.438 Anrufen – das entspricht mehr als 40 Anrufen pro Minute.
Insgesamt verzeichneten die Rettungsdienste zwischen 15 und 20 Uhr 8.238 Anrufe von Bürgern, die sich in Gefahrensituationen befanden.
Der Bericht dokumentiert auch Anrufe von Menschen in der Nähe der Poyo-Schlucht, deren Überlaufen die Katastrophe auslöste. Bereits vor 19 Uhr gingen eindringliche Warnungen von Anwohnern dieses Gebiets bei der 112 ein, die auf den kritischen Zustand der Schlucht hinwiesen.
„Die Schlucht läuft über. Menschen sind in ihren Autos eingeschlossen“, warnte ein Anrufer aus Catarroja die Leitstelle um 18:56 Uhr – über eine Stunde bevor die Regierung ihre Warnmeldung verschickte. „Die Schlucht ist übergelaufen“, meldete ein Einwohner von Picanya um 19:12 Uhr.
An diesem Tag erreichten verzweifelte Hilferufe von Einwohnern aller 78 betroffenen Gemeinden Valencias die Notrufzentrale.
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