Die umstrittene Vereinbarung über eine “singuläre Finanzierung” für Katalonien hat einen Sturm der Entrüstung in den anderen 14 autonomen Gemeinschaften Spaniens ausgelöst. Sie sehen darin einen klaren Verstoß gegen die Grundprinzipien von Gleichheit und Solidarität und bezeichnen den Pakt als ein “Privileg” im Austausch für die Unterstützung der Separatisten für Ministerpräsident Pedro Sánchez.
Einheit in der Ablehnung: Autonome Gemeinschaften vereint gegen “Plünderung”
EL MUNDO sprach mit allen betroffenen Regionalpräsidenten des gemeinsamen Finanzierungssystems, und die Reaktionen sind eindeutig: Von “Empörung” über “Plünderung” bis hin zur “Demontage des Staates” reichen die Vorwürfe. Lediglich der asturische Präsident Adrián Barbón zog es vor zu schweigen. Dreizehn eindringliche Stellungnahmen von Vertretern der PP, PSOE und Coalición Canaria verdeutlichen eine bevorstehende politische Offensive und mögliche gerichtliche Auseinandersetzungen.
Einige der prominentesten Stimmen aus den Regionen:
- Andalusien: Der andalusische Präsident kündigt eine Führungsrolle bei der Verteidigung der Gleichberechtigung an und plant die Koordination mit anderen Regionalpräsidenten, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. Er kritisiert scharf, dass der Staat nicht um Kosten betteln dürfe, die allen autonomen Regionen gemeinsam sind, und betont die Doppelmoral der Befürworter des Deals.
- Murcia: Trotz der historisch schlechtesten Behandlung Murcias im aktuellen Finanzsystem, sieht der Präsident eine PSOE, die sich aus Schwäche an die “üblichen Privilegierten verkauft”, um an der Macht zu bleiben. Er wirft der Partei vor, ihre Prinzipien aufgegeben und das Verfassungsmodell endgültig verlassen zu haben.
- Extremadura: Die sogenannte “singuläre Finanzierung” wird als Sprengung des gemeinsamen Fonds und weiteres Kapitel des Bruchs und der Privilegien verstanden. Der Präsident der Extremadura bezeichnet es als obszön, dass die PSOE diese Erpressung verteidigt, die lediglich eine “Sezessionsquote” auf Basis der Plünderung von Ressourcen schaffen soll, die allen Spaniern gehören. Juristische Schritte werden geprüft.
- Madrid: Die Präsidentin der Autonomen Gemeinschaft Madrid warnt vor einem Bruch und dem Ende des Spaniens, wie es 1975 geschaffen wurde. Sie sieht Pedro Sánchez als Gefahr für den Fortbestand Spaniens.
- Kanarische Inseln: Die Aushandlung einer spezifischen Finanzierung für eine Gemeinschaft, die von den anderen getrennt ist, verstößt laut dem kanarischen Präsidenten gegen das Prinzip der Gleichheit und Solidarität und gefährdet die öffentlichen Dienstleistungen auf den Kanarischen Inseln. Er glaubt nicht an eine Zustimmung der Abgeordneten, die ihren Territorien schaden würden.
- Kastilien und León: Der Präsident von Kastilien und León sieht eine schrittweise Demontage des Staates. Die separatistische Quote breche mit der Gleichheit aller Spanier und aller Territorien und greife den Staat der Autonomien an.
- Aragonien: Sánchez und Illa hätten den Mangel an Solidarität institutionalisiert und eine Kluft zwischen Bürgern und autonomen Gemeinschaften erster und zweiter Klasse geschaffen. Das Abkommen sei ein steuerliches Privileg, das sich als Singularität tarnt und von keinem Spanier akzeptiert werde.
- Galicien: Die Regierung breche mit einer der Säulen des konstitutionellen Spaniens: der Gleichheit aller Spanier. Gelder, die Sánchez einer Gemeinde gebe, um an der Macht zu bleiben, würden aus der gemeinsamen Kasse genommen, die die öffentlichen Dienstleistungen für die restlichen 40 Millionen Spanier finanziert.
- Balearen: Pedro Sánchez sei schwächer denn je und nur dank seiner Partner im Amt, die einen hohen Preis für ihre Unterstützung verlangen. Die “Separatistenquote” sei der Tribut für seine Kontinuität. Eine Verfassungsbeschwerde wird geprüft.
- Valencia: Das Abkommen sei verfassungswidrig, da es gegen die Prinzipien der Autonomie, Solidarität und Gleichheit verstoße und das Kriterium einer einzigen Kasse breche. Die Valencianische Gemeinschaft würde bei gleicher fiskalischer Anstrengung deutlich mehr Einnahmen erzielen.
- Kantabrien: Das Abkommen hebe das System de facto auf und liquidiere die Gleichheit zwischen Spaniern und die Solidarität zwischen Regionen. Kantabrien werde die Rechnungen von Sánchez nicht bezahlen und keine Beleidigung tolerieren.
- La Rioja: Bilaterale Abkommen in der Finanzierung und Besteuerung seien inakzeptabel, da sie den Multilateralismus brechen und einen relativen Missstand für den Rest der Autonomen Gemeinschaften in Spanien darstellen. Es sei ein Privileg, das nur Katalonien nütze und La Rioja schade.
Drohende Spaltung und Rechtsstreitigkeiten
Die einhellige Ablehnung quer durch alle Parteien (mit Ausnahme Asturiens) zeigt die Tiefe der Krise, die dieser Finanzierungsdeal ausgelöst hat. Die “singuläre Finanzierung” Kataloniens wird nicht nur als ungerecht empfunden, sondern auch als direkter Angriff auf die Einheit und Solidarität des spanischen Staates. Die Ankündigung gerichtlicher Schritte durch mehrere Regionen deutet auf eine Eskalation des Konflikts hin, der die politische Landschaft Spaniens nachhaltig prägen wird. Der Ruf nach einer kohärenten und fairen Lösung, die alle Bürger Spaniens gleichermaßen berücksichtigt, wird lauter denn je.
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