Eine Wohnung in Spanien mit einem Haustier zu mieten, stellt für Ausländer eine unerwartete Herausforderung dar

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Eine Wohnung in Spanien mit einem Haustier zu mieten, stellt für Ausländer eine unerwartete Herausforderung dar
Bild: KI

Spanien, ein Land, das mit seinem sonnigen Klima, entspannten Lebensstil und der scheinbaren Tierliebe viele anzieht. Doch für all jene, die den Traum vom Leben auf der Iberischen Halbinsel mit ihrem geliebten Vierbeiner teilen möchten, offenbart sich schnell eine unerwartete Hürde: Die Suche nach einer Mietwohnung mit Hund oder Katze entpuppt sich oft als regelrechter Spießrutenlauf.

Ein widersprüchliches Bild prägt den spanischen Wohnungsmarkt. Während laut dem Branchenverband ANFAAC über 60 % der spanischen Haushalte stolze Haustierbesitzer sind, erlaubt eine alarmierend geringe Zahl von nur etwa 4 % der Mietangebote Tiere. Diese ernüchternde Zahl, die aus einer Studie von Fotocasa und der Fundación Affinity hervorgeht, steht im krassen Gegensatz zum selbstverklärten Bild Spaniens als tierliebe Nation. Die Realität auf dem Mietmarkt spiegelt diese angebliche Tierfreundlichkeit kaum wider.

Haustier? Lieber nicht – Die bittere Wahrheit auf dem Mietmarkt

Wer in Metropolen wie Madrid, Barcelona, Valencia oder Sevilla eine Bleibe sucht, stößt immer wieder auf die kategorische Ablehnung “Haustiere nicht erlaubt”. Doch selbst wenn dieser Hinweis nicht explizit im Inserat vermerkt ist, erleben viele Haustierbesitzer eine kalte Dusche, da Vermieter Anfragen mit Tieren direkt abweisen. Für Auswanderer aus Deutschland, der Schweiz oder Österreich ist dies oft ein Kulturschock, da in Mitteleuropa das Zusammenleben mit Haustieren in Mietwohnungen weitaus selbstverständlicher ist.

Die Gründe für diese Ablehnung sind vielfältig, aber meist basieren sie auf Ängsten der Vermieter: Sorge vor Schäden an der Immobilie, Geruchsbelästigung oder Beschwerden durch die Nachbarschaft sind die häufigsten Argumente. Da das spanische Mietrecht (Ley de Arrendamientos Urbanos, LAU) keine spezifischen Regelungen zu Haustieren enthält, sind Vermieter in ihrem Recht, Tiere grundsätzlich zu untersagen – eine Lücke im Gesetz, die weitreichende Folgen hat.

Trennung oder Obdachlosigkeit: Die drastischen Konsequenzen

Die Auswirkungen dieser restriktiven Regelung sind erschütternd. Jedes Jahr werden in Spanien über 25.000 Tiere ausgesetzt, weil ihre Besitzer aufgrund eines Umzugs keine tierfreundliche Unterkunft finden können. Dies geht aus Zahlen der Fundación Affinity hervor. Besonders prekär ist die Lage für Menschen mit geringem Einkommen oder unsicheren Arbeitsverhältnissen, aber auch viele Auswanderer sehen sich vor diese unmögliche Wahl gestellt. Allein in Madrid sind nur knapp 5 % der Mietzimmer für Haustierbesitzer zugänglich – eine Realität, die viele dazu zwingt, entweder ihr geliebtes Tier aufzugeben oder obdachlos zu werden.

Gesetzeslage: Fühlende Wesen ohne Mietrechtsschutz

Obwohl Tiere seit 2023 in Spanien offiziell als “fühlende Wesen” anerkannt sind, wurde das Mietrecht bisher nicht an diese neue Definition angepasst. Die Entscheidung, ob Haustiere erlaubt sind oder nicht, liegt weiterhin allein im Ermessen des Vermieters und muss im Mietvertrag festgehalten werden. Ein klarer Widerspruch zwischen dem Tierschutzgedanken und der rechtlichen Realität auf dem Wohnungsmarkt.

Hoffnungsschimmer: Lösungsansätze und Tipps für Auswanderer

Trotz der düsteren Lage gibt es Lichtblicke und Initiativen, die Hoffnung wecken. Sozialprogramme wie „Mejores Amigos“ setzen sich für obdachlose Tierhalter ein, um ihnen und ihren Begleitern ein Dach über dem Kopf zu ermöglichen. Spezialisierte Immobilienplattformen beginnen gezielt, tierfreundliche Wohnungen anzubieten und erleichtern so die Suche. Interessanterweise zeigen Studien, dass 77 % der jüngeren Vermieter grundsätzlich bereit wären, Mieter mit Haustieren zu akzeptieren – doch nur 4 % geben dies auch in ihren Inseraten an. Dies deutet auf eine Diskrepanz zwischen Bereitschaft und Kommunikation hin.

Für Auswanderer mit Haustieren gibt es dennoch Wege, die Suche zu erleichtern:

  • Nutzung von Portalen mit Haustier-Filterfunktion: Plattformen wie Idealista oder Fotocasa bieten mittlerweile Filter an, die die Suche nach tierfreundlichen Wohnungen erleichtern.
  • Ehrlicher und freundlicher Kontakt: Ein offenes Gespräch mit Vermietern oder Maklern kann Vertrauen schaffen.
  • Zusätzliche Sicherheiten anbieten: Eine höhere Kaution, das Angebot eines professionellen Reinigungsservice oder der Nachweis einer Tier-Haftpflichtversicherung können Bedenken des Vermieters zerstreuen.
  • Wohnraum in weniger gefragten Gegenden suchen: Außerhalb der großen Metropolen ist die Akzeptanz für Haustiere oft höher.
  • Frühzeitig mit der Suche beginnen: Geduld ist bei der Wohnungssuche mit Haustier in Spanien eine Tugend.

Fazit

Spanien bleibt ein Land mit großem Potenzial für ein erfülltes Leben mit Tieren. Doch der Weg zur passenden Mietwohnung ist zweifellos steinig. Wer gut informiert ist, Beharrlichkeit zeigt und proaktiv auf Vermieter zugeht, hat mit etwas Glück die Chance, ein Zuhause zu finden, in dem sowohl Mensch als auch Tier gleichermaßen willkommen sind.


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