Eine TRAM-Fahrt von Alicante nach Benidorm ist fast so lang wie der AVE von Madrid nach Alicante

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Tausende Touristen reisen jährlich mit dem AVE von Madrid in den Ferienort Alicante. Viele davon haben Benidorm als endgültiges Reiseziel für ihren Urlaub oder Kurzurlaub gewählt. Die Straßenbahnverbindung dorthin gestaltet sich jedoch zeitaufwendig und dauert beinahe so lange wie die Zugfahrt von Madrid nach Alicante – insgesamt über zwei Stunden, inklusive aller Umstiege und Wege.

Die Reise beginnt für die mit Gepäck beladenen Passagiere am Bahnhof Alicante, wo sie nach durchschnittlich 2,5 Stunden (manchmal auch 2 Stunden und 20 Minuten) mit dem Hochgeschwindigkeitszug AVE aus Madrid ankommen. Diese Zeit nutzen viele Reisende zum Lesen oder für einen Film. Die zurückgelegte Strecke beträgt 359 Kilometer.

In Alicante angekommen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten zur Weiterreise nach Benidorm: Mietwagen, Taxi, Bus… oder die Straßenbahn. Letztere erfordert jedoch Geduld, da die Fahrtzeit der von Madrid nach Alicante nahezu entspricht. Dies bestätigen auch Benidormer Einwohner, die regelmäßig zu Arztterminen nach Madrid reisen – das Problem betrifft also nicht nur Touristen.

Die Reise mit der Straßenbahn beginnt mit einem etwa 600 Meter langen Fußmarsch vom Bahnhof zur Haltestelle Luceros, der mit Gepäck 15 bis 20 Minuten dauern kann – abhängig von der Jahreszeit und der Menge des Gepäcks. An der Haltestelle Luceros verkehrt die Linie L1 im Halbstundentakt nach Benidorm. Eine unglückliche Ankunft kurz nach Abfahrt einer Bahn bedeutet eine weitere halbe Stunde Wartezeit.

Die Fahrtzeit von Luceros nach Benidorm beträgt laut TRAM-Website zwischen 1 Stunde und 20 Minuten und 1 Stunde und 45 Minuten. Die Straßenbahn passiert dabei 28 Haltestellen und Stationen: Mercado, MARQ – Castillo, Sangueta, La Isleta, Albufereta, Lucentum, Condomina, Campo de Golf, Costa Blanca, Carrabiners, Muchavista, Les Llances, Fabraquer, Salesians, Pla Barraques, El Campello, Poble Espanyol, Amerador, Coveta Fumà, Cala Piteres, Venta Lanuza, Paradís, La Vila Joiosa, Creueta, Costera Pastor, Hospital Vila, Cala Finestrat und schließlich Benidorm. Die Strecke misst 37 Kilometer. In Benidorm angekommen, müssen Reisende ihr Hotel oder Apartment noch erreichen.

Im vergangenen Jahr nutzten 43.668 AVE-Passagiere das Kombiticket für die kostenlose Weiterfahrt mit der Straßenbahn von Alicante nach Benidorm, durchschnittlich 119 Fahrgäste pro Tag und 3.639 pro Monat. Die Straßenbahn ist also eine beliebte Option für die Weiterreise.

Die lange Reisezeit betrifft jedoch nicht nur Touristen. Auch Einwohner der Marina Baixa leiden unter der langwierigen Verbindung zwischen Benidorm (und anderen Gemeinden der Region) und Alicante. Wer mit dem Zug zum Bahnhof Alicante fahren muss, überlegt sich die Anreise genau. Autofahrer parken meist kostenpflichtig am Bahnhof. Manche lassen sich von Familie oder Freunden fahren. Wer kein Auto hat, ist auf die Straßenbahn angewiesen und muss die Reise im Voraus planen, um den AVE zu erreichen.

Dolores Gómez aus Benidorm, die regelmäßig Arzttermine in Madrid wahrnimmt, kennt diese Problematik. Da sie keinen Führerschein besitzt und nicht immer jemanden bitten möchte, sie zu fahren, plant sie ihre Reisen akribisch. “Ich finde es unglaublich, dass die Straßenbahnfahrt von Benidorm nach Alicante so lange dauert”, sagt sie. Und fügt hinzu: “Benidorm ist die wichtigste Stadt, aber auch Orte wie Altea oder La Vila Joiosa sind wichtige Tourismusziele, die Wohlstand generieren. Es ist nicht akzeptabel, dass Besucher solch lange Reisezeiten in Kauf nehmen müssen, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen.”

Als tägliche Straßenbahn-Nutzerin (auch für den Weg zur Arbeit) wundert es sie nicht, “dass viele Menschen mit dem Auto nach Alicante fahren, um von dort den Zug nach Madrid oder andere Orte zu nehmen. Es wird viel von Nachhaltigkeit gesprochen, aber die Anbindung mit der Straßenbahn wird nicht verbessert.” Sie rechnet für ihre Fahrt nach Alicante inklusive Wartezeiten, Fahrt und Fußweg zum Bahnhof mit über zwei Stunden. Viele nutzen die Reisezeit zum Lesen, Serien schauen oder die Landschaft genießen, “aber nicht jeder hat so viel Zeit”.

Auto statt Straßenbahn: Ana Miralles aus Alicante verbringt seit ihrer Kindheit die Sommer bei ihren Eltern in Benidorm. Sie fährt stets mit dem Auto: “Die Straßenbahn dauert viel zu lange.” Kürzlich überlegte sie, die Straßenbahn zu nehmen, da ihr Auto am Wochenende nicht verfügbar war. Sie hatte sich um 9 Uhr morgens in Benidorm verabredet, um mit Freunden einen Ausflug zu unternehmen. Als sie die Fahrpläne und die benötigte Zeit sah, verwarf sie den Plan: “Ich hätte um 6 Uhr morgens aufstehen müssen, um fast zwei Stunden zu fahren, während ich mit dem Auto nur etwa 40 Minuten brauche. Das war keine Option.”

Die 42 Kilometer lange Strecke zwischen Alicante und Benidorm lässt sich über die AP-7 in etwa 37 Minuten zurücklegen. Angesichts der langen Fahrzeit der Straßenbahn entscheiden sich viele gegen die Bahn. Auch eine Gruppe von Freunden aus Benidorm, die schon öfter überlegt hatten, mit der Straßenbahn nach Alicante zu fahren, um dort den Tag zu verbringen, bevorzugt das Auto: “Wir organisieren uns immer so, dass wir mit dem Auto fahren können. Mit der Straßenbahn verliert man zu viel Zeit.” Zwei Rentnerpaare hingegen sehen die Straßenbahnfahrt als gemütlichen Ausflug: “Man sieht die Landschaft, die man mit dem Auto verpasst. Wir haben Zeit und genießen die Fahrt.” Sie hatten es nicht eilig.

Gibt es eine Lösung zur Verkürzung der Reisezeit? Laut Ferrocarrils de la Generalitat Valenciana (FGV) wird der Bau des Straßenbahn-Hauptbahnhofs in Alicante die 600 Meter lange Strecke zwischen dem Bahnhof und der Haltestelle Luceros überflüssig machen. Das Projekt hat bereits begonnen und soll vier Jahre dauern. Der neue Bahnhof wird den jetzigen TRAM-Bahnhof Luceros direkt mit dem Adif-Terminal für AVE und S-Bahn verbinden – ein direkter Umstieg wird möglich sein.

Die lange Fahrzeit nach Benidorm hingegen lässt sich laut FGV aufgrund der vielen Haltestellen nicht wesentlich verkürzen, obwohl “man bestrebt ist, die Situation durch Investitionen zu verbessern”. Die Elektrifizierungs- und Ausbauarbeiten zwischen dem Bahnhof Benidorm und dem Krankenhaus La Vila Joiosa sollen die Taktfrequenz der Straßenbahnen erhöhen und so etwas Zeit sparen. Eine Direktverbindung von Luceros nach Benidorm ohne Zwischenhalte wurde bisher nicht diskutiert, wird aber von Nutzern angeregt – beispielsweise eine durchgehende Bahn pro Tag oder zumindest eine pro Gemeinde.

Umstieg auf den Bus: Seit Januar bis Mitte April ist die Anreise nach Benidorm mit der Straßenbahn noch komplizierter. Wegen der Elektrifizierungs- und Ausbauarbeiten zwischen dem Bahnhof Benidorm und dem Krankenhaus La Vila Joiosa ist der Straßenbahnbetrieb auf dieser Strecke unterbrochen. Reisende müssen auf einen Bus umsteigen – ein zusätzlicher Aufwand, besonders für Reisende mit Gepäck.


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