Dreimal Blackout in 42 Tagen: Karpowerships sollen Stromversorgung auf den Kanaren retten

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Dreimal Blackout in 42 Tagen: Karpowerships sollen Stromversorgung auf den Kanaren retten
Foto: Vesselfinder

Die Kanarischen Inseln stehen nach einer beispiellosen Serie von Stromausfällen vor einer akuten Energiekrise. Innerhalb von nur 42 Tagen ereigneten sich auf La Palma, einer Insel mit lediglich 80.000 Einwohnern, drei Blackouts, die die Alarmglocken in den Zentral- und Regionalregierungen läuten ließen. Diese Fragilität des Stromversorgungssystems hat nun zu Verhandlungen über eine außergewöhnliche Notmaßnahme geführt: die dringende Beschaffung von Energie durch den Einsatz von Erzeugungsschiffen, sogenannten Powerships, um künftige Versorgungsengpässe zu verhindern.

Warum die Kanaren am Rande des Blackouts stehen

Die Sorge der kanarischen Behörden ist greifbar. Während La Palma bereits mehrfach betroffen war, sind die wahren wirtschaftlichen Motoren des Archipels Gran Canaria und Teneriffa. Hier stehen die Stromerzeugungsmaschinen laut Berichten “bis 2025 am Rande der Veralterung”. Ein großflächiger Stromausfall auf diesen touristisch hoch frequentierten Inseln könnte nicht nur die Wirtschaft lahmlegen, sondern auch irreparable Imageschäden verursachen. Das verheerende Beispiel des Stromausfalls auf Teneriffa im August 2019 ist noch frisch in Erinnerung. Diese Situation unterstreicht die Dringlichkeit sofortiger präventiver Maßnahmen – es bleibt keine Zeit für grüne Experimente, so die Einschätzung der Verantwortlichen.

Die Kanarischen Inseln verfügen über keine Verbundnetze mit anderen Inseln oder dem spanischen Festland (abgesehen von der Verbindung zwischen Fuerteventura und Lanzarote). Dies bedeutet, dass die lokalen Erzeugungsanlagen ständig in Betrieb sein müssen, da erneuerbare Energien allein die Versorgungssicherheit derzeit nicht gewährleisten können. Tatsächlich sind die Knotenpunkte des Netzes bereits gesättigt, was die Einspeisung neuer erneuerbarer Energien erschwert, mit Ausnahme des Eigenverbrauchs.

Karpowership: Der türkische Riese als Rettungsanker?

Angesichts der drängenden Lage richtet sich die institutionelle Aufmerksamkeit auf globale Anbieter von schwimmenden Energielösungen. Der türkische Riese Karpowership gilt als die wahrscheinlichste Alternative, um die Energieversorgung des Archipels schnellstmöglich abzusichern. Dies bestätigte der Minister für den ökologischen Wandel, Mariano Hernández Zapata (PP), gegenüber Vozpópuli. Aufgrund der Ausrufung des Energienotstands ist keine langwierige Umweltverträglichkeitsprüfung oder öffentliche Ausschreibung erforderlich, was den Prozess erheblich beschleunigt. Obwohl der endgültige Standort des Schiffes noch nicht feststeht, deutet vieles auf den Süden Gran Canarias hin, da dort die notwendige Hafen- und Energieinfrastruktur vorhanden ist.

Karpowerships “Powerships” zeichnen sich durch ihre nahezu sofortige Einsatzkapazität aus: Innerhalb von nur 90 Tagen nach Vertragsabschluss können sie eine signifikante Stromversorgung in Betrieb nehmen. Das Unternehmen hat seine Wirksamkeit bereits in verschiedenen Energiekrise-Szenarien weltweit unter Beweis gestellt, darunter in der Ukraine und in Inselgebieten Indonesiens, wo es zwischen 10 % und 80 % der Gesamtstromerzeugung auf wichtigen Inseln liefert. Auch in Kuba (10 % des Bedarfs) und afrikanischen Ländern wie Guinea-Bissau (seit 2019 100 % der Energie) sind sie erfolgreich im Einsatz.

Flexibilität und Effizienz: Die Vorteile der schwimmenden Kraftwerke

Neben der Geschwindigkeit bieten die Schiffe von Karpowership auch entscheidende Vorteile in Bezug auf Flexibilität und Effizienz. Das Unternehmen bietet einen umfassenden Schlüsselfertig-Service, der von der Planung über die Kraftstoffversorgung bis zur Wartung reicht. Dank ihrer kompakten Bauweise und Meerwasserkühlung sind die Powerships nicht nur “effizienter als Onshore-Anlagen mit der gleichen Technologie”, sondern auch “Dual-Fuel-fähig”. Das bedeutet, sie können mit verschiedenen Brennstoffen wie schwefelarmem HFO, Erdgas oder LNG betrieben werden und erreichen im kombinierten Zyklus eine beeindruckende Leistung von bis zu 51 %.

Diese Brennstoffanpassungsfähigkeit könnte für die Kanarischen Inseln im Hinblick auf ihre langfristigen Energiewendepläne von entscheidender Bedeutung sein. Darüber hinaus können einige Modelle bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser pro Tag entsalzen – ein strategisch wichtiger Aspekt für Inseln mit begrenzten Süßwasserressourcen, insbesondere im Falle eines Stromausfalls, der die dreitägigen Wasserreserven von Las Palmas erschöpfen könnte.

Die Lehren aus Ghana und die Zukunft der Energieversorgung

Der Fall Ghana ist beispielhaft für die potenziellen Vorteile der Powerships. Nach Jahren ständiger Lieferkürzungen und einer Abhängigkeit von Gas mit unbezahlten Schulden führte die Ankunft des Powerships Osman Khan im Jahr 2019 zu einer Wende. Obwohl der Betrieb anfangs mit hohen Kosten verbunden war, resultierte die spätere Umstellung auf Erdgas in geschätzten Einsparungen von 480 Millionen US-Dollar pro Jahr. Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo betonte, dass Erdgas “die Stromkosten senkt” und eine “sichere Energiequelle für den wirtschaftlichen Wandel” gewährleistet. Dieses Hybridmodell, das mit fossilen Brennstoffen arbeiten und auf Gas umgestellt werden kann, bietet den Kanarischen Inseln eine Reihe von Optionen.

Für Gran Canaria, dessen Stromsystem durch die gestiegene Nachfrage der Wintertouristen, den Klimawandel und die wiederholten Stromausfälle auf La Palma stark belastet ist, stellt die Option eines Powerships eine unmittelbare Rettungsleine dar. Die Schwarzstartfähigkeit, Langlebigkeit sowie Spannungs- und Frequenzregelung machen diese Schiffe zu einem potenziell robusten Verbündeten für ein isoliertes System.

Notfall-Einkäufe und langfristige Perspektiven

Parallel zu den Verhandlungen über die Powerships wurden im Rahmen des Energienotstandsverfahrens auf den Kanarischen Inseln bereits vier strategische Projekte mit einer Notstromversorgung von insgesamt 60 Megawatt an DISA und Sampol vergeben. Diese befinden sich bereits in der Phase der öffentlichen Information. Die neuen Anlagen werden sich auf Gran Canaria (Telde), Teneriffa (Los Realejos und Granadilla de Abona) und Fuerteventura (Puerto del Rosario) befinden. Dazu gehört das künftige Notkraftwerk La Garita in Telde mit einer Leistung von 14,8 MW, betrieben mit Otto-Zyklusmotoren und Propan-Lagertanks. Auch auf Teneriffa werden zwei weitere ähnliche Kraftwerke entstehen. Jedes dieser Projekte übersteigt ein Investitionsvolumen von 21 Millionen Euro und umfasst die notwendige Infrastruktur für Lagerung und Transport von Kraftstoff.

Obwohl das langfristige Ziel die vollständige Dekarbonisierung mit erneuerbaren Energien und Onshore-Speichern bleibt, erfordert die Realität der Notlage schnelle Maßnahmen. Die Generatorschiffe von Karpowership werden als praktikable Option präsentiert, um sicherzustellen, dass die Kanarischen Inseln auf dem Weg in eine grünere und autarkere Zukunft nicht im Dunkeln gelassen werden.


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