In einer Nacht von beispiellosem Migrationsdruck haben rund einhundert Migranten versucht, schwimmend von Marokko in die spanische Exklave Ceuta zu gelangen. Bilder zeigen erschöpfte junge Menschen, die von Beamten der Guardia Civil aus dem Wasser gerettet werden – Szenen, die sich in den frühen Morgenstunden des Samstags immer wieder abspielten. Trotz eines massiven Einsatzes der Guardia Civil und der marokkanischen Marine, die zahlreiche Personen abfingen, bleibt die Lage an der Südgrenze Spaniens extrem angespannt.
Lebensgefahr im Nebel: Die verzweifelte Flucht über das Meer
Der dichte Nebel, der die Küste zu dieser Jahreszeit häufig einhüllt, wurde für die Migranten zu einem trügerischen Verbündeten. Während er die Sicht der Grenzschützer erschwert, potenziert er gleichzeitig die Lebensgefahr auf der ohnehin schon rücksichtslosen Route. “Es ist üblich, dass wir im Sommer diese nebligen Bedingungen haben, und wenn sie, wie im letzten Jahr, ins Meer springen, ist es schwieriger, sie zu sichten”, bestätigten Quellen aus der Regierungsdelegation. Viele der Migranten, darunter zahlreiche unbegleitete Minderjährige, klammern sich lediglich an kleine Schwimmhilfen, während sie im offenen Meer treiben. Die marokkanische Marine konnte einen Großteil abfangen, bevor sie spanische Gewässer erreichten, sodass bisher kein offizieller Grenzübertritt auf diesem Wege registriert wurde.
🔴 Decenas de migrantes, entre ellos menores, cruzan a nado desde Marruecos a Ceuta
— Noticias Cuatro (@noticias_cuatro) August 10, 2025
📺Noticias Cuatro Fin de Semana con Marta Reyero pic.twitter.com/zhsSGoKMQM
Soziale Medien als Katalysator für die gefährliche Überfahrt
Seit über einem Monat kursieren in sozialen Netzwerken und über WhatsApp-Ketten gezielte Aufrufe, die junge Menschen dazu ermutigen, die gefährliche Überfahrt nach Ceuta zu wagen. Diese digitalen Nachrichten haben die spanischen Sicherheitskräfte in ständige Alarmbereitschaft versetzt. Während man nächtelang auf die Ankunft von etwa fünfzig Personen vorbereitet war, schätzen Quellen aus dem Innenministerium die Zahl derer, die es in dieser Nacht versuchten, auf rund einhundert. Dieser digitale Funke entfacht ein reales Feuer, das Menschenleben direkt gefährdet.
Ceutas Hilferuf: Aufnahmesysteme am Rande des Zusammenbruchs
Die Stadt Ceuta steht kurz vor dem Kollaps. Erst am 26. Juli erreichten 54 unbegleitete marokkanische Minderjährige schwimmend die Küste und brachten die bereits überlasteten Aufnahmeeinrichtungen an ihre absolute Kapazitätsgrenze. Mit den Neuankömmlingen sind nun weit über 460 Minderjährige unter der Vormundschaft der Stadt, die dringend Hilfe von der Zentralregierung in Madrid fordert. “Wir wollen nicht alarmieren, aber wir wollen vermitteln, dass der Moment kritisch ist. Das ist eine Frage des Staates. Lasst uns nicht alleine”, lautete der verzweifelte Appell Ende Juli.
Die Dunkelziffer: Eine Statistik, die das wahre Ausmaß verbirgt
Die offizielle Statistik des Innenministeriums zeichnet ein irreführendes Bild. Zwar sind die Ankünfte per Boot von Januar bis Juli landesweit gesunken, doch diese Zahlen erfassen nicht die Hunderten, die ihr Leben schwimmend riskieren. Die Guardia Civil, über ihre Vereinigte Assoziation (AUGC), schlägt Alarm und spricht von einer “unsichtbaren” Statistik. “Es sind Hunderte”, warnt Rachid Sbihi, der Provinzsekretär des Verbandes. Er fordert dringend eine Verstärkung der Küstenpatrouillen und zusätzlich 200 Beamte, um die “rücksichtsloseste Route” zu überwachen, die zunehmend auch von Frauen und Kindern aus verschiedensten Nationen genutzt wird. Während alle Augen auf den 28. August gerichtet sind, an dem die Umsiedlung von Minderjährigen beginnen soll, spitzt sich die humanitäre Krise an Spaniens Südgrenze Nacht für Nacht weiter zu.
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