Die spanische Regierung plant, präventiv alle Tiere zu verbieten, die sie nicht als Haustiere betrachtet

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Die spanische Regierung plant, präventiv alle Tiere zu verbieten, die sie nicht als Haustiere betrachtet
Bild: KI

Die spanische Regierung bereitet unter dem Deckmantel des Kampfes gegen invasive Arten eine weitreichende Neuerung vor, die weitreichende Auswirkungen auf private Tierhalter haben könnte: die Einführung einer sogenannten Positivliste. Dieser im neuen Tierschutzgesetz verankerte Katalog soll festlegen, welche Tierarten als Haustiere erlaubt sind, während alle anderen präventiv verboten werden – oft ohne fundierte wissenschaftliche Begründung.

Aktuell sind bereits Beispiele wie Leguane und bestimmte Schildkrötenarten, die teilweise vom Aussterben bedroht sind, von solchen Verboten betroffen. Ricardo Gómez Calmaestra, Leiter des Wildtierdienstes der Generaldirektion für terrestrische und marine Biodiversität im Ministerium für den ökologischen Wandel (MITECO), betonte auf dem Zweiten Iberischen und Siebten Nationalen Kongress für exotische und invasive Arten, dass Spanien in den letzten 18 Jahren zwar zahlreiche Vorschriften zur Eindämmung invasiver Arten erlassen habe, diese jedoch weiterhin zunähmen. Seine vorgeschlagene Lösung: die obligatorische Einführung von Positivlisten, die faktisch ein Verbot aller nicht gelisteten Arten bedeuten.

Laut Gómez Calmaestra ist der Handel einer der Hauptwege für das Eindringen invasiver Arten. Obwohl in Spanien bereits viele Arten vom Handel ausgeschlossen sind, übersteige die Geschwindigkeit des Eindringens neuer Arten die Möglichkeiten der administrativen Reaktion. „Wir sind dazu bestimmt, eher früher als später Positivlisten zu erstellen“, so Gómez Calmaestra. Diese Listen, die nur erlaubte Arten aufführen, wären seiner Meinung nach die „operationellste“ Lösung, da die Verwaltung nicht mit der Anpassungsgeschwindigkeit des Marktes mithalten könne. Das neue Tierschutzgesetz könnte demnach den Rahmen für die Umsetzung dieser Listen bieten, auch wenn es sich aktuell noch auf Haustiere konzentriert.

Kritik an der Positivliste: Wissenschaft versus Ideologie

Die geplante Positivliste ist höchst umstritten. Kritiker sehen darin eine Abkehr vom bisherigen System, das auf wissenschaftlicher Analyse und spezifischen Verboten basiert, hin zu einem Modell systematischer, präventiver Verbote, die oft auf unwissenschaftlichen und voreingenommenen Kriterien beruhen.

Spanien verfügt derzeit über eine nationale Liste verbotener Arten, die 206 Taxa umfasst. Seit 2020 gibt es zudem spezifische Vorschriften für die Einfuhr nicht-heimischer Arten, die rund 130.000 potenziell invasive oder gesundheitsschädliche Arten abdecken. Hinzu kommt das CITES-System, ein internationaler Vertrag, der den Handel mit gefährdeten Arten kontrolliert.

Doch mit der Verabschiedung des Tierschutzgesetzes wurde die Tür geöffnet, das System umzukehren. Anstatt wissenschaftlich zu prüfen, warum eine Art verboten oder geschützt werden sollte, beabsichtigt die Regierung nun, präventiv alle Tiere zu verbieten, die nicht auf der Positivliste stehen.

Dies führt zu gravierenden Fragen bei Umweltschützern und Besitzern exotischer Tiere. Warum sollen beispielsweise Kramers Papageien verboten werden, nicht aber Katzen, obwohl beide Arten sich unkontrolliert vermehren und eine Bedrohung für die Artenvielfalt darstellen können? Oder warum nicht Kaninchen, Hamster und andere Nagetiere? Besonders problematisch ist die Untersagung von Leguanen, obwohl die Regierung selbst zugibt, dass sie keine Gefahr darstellen. Auch die vom Aussterben bedrohte Annamschildkröte (Mauremys annamensis) findet sich auf der Liste der invasiven Arten, die ausgerottet werden sollen.

Viele Kritiker hegen den Verdacht, dass bei dieser Regierung die Tierideologie Vorrang vor wissenschaftlichen Erkenntnissen, praktischer Erfahrung, technischen Kriterien oder dem tatsächlichen Wohlergehen der Tiere hat. Die Debatte um die Positivliste in Spanien zeigt deutlich den Konflikt zwischen Artenschutzbemühungen und dem Recht auf private Tierhaltung, insbesondere wenn wissenschaftliche Argumente in den Hintergrund treten.


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