Die neue Ära des Strafvollzugs: Katalonien baut „freundliches Gefängnis“ ohne Mauern

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Die neue Ära des Strafvollzugs: Katalonien baut „freundliches Gefängnis“ ohne Mauern
Foto GenCat

Katalonien macht 2026 einen bahnbrechenden Schritt in Richtung Strafvollzug, der die Integration von Häftlingen in die Gesellschaft in den Vordergrund rückt. In Barcelona entsteht ein „freundliches Gefängnis“, das ohne Mauern, Gitter und Stacheldraht auskommt. Die revolutionäre Einrichtung in der Zona Franca soll Gefangene, die bereits den Großteil ihrer Strafe verbüßt haben, auf ein Leben in Freiheit vorbereiten.

Ein Paradigmenwechsel in der Resozialisierung

Das neue Justizzentrum wird eine Kapazität für etwa 800 Insassen bieten, die aus den Gefängnissen Wad-Ras und Trinitat Vella verlegt werden, deren Schließung bevorsteht. Das Konzept wurde von der ehemaligen Justizministerin Gemma Ubasart initiiert und basiert auf der Idee, durch eine offene Umgebung die Resozialisierung zu fördern. Ein Bericht des Centre d’Estudis Jurídics i Formació Especialitzada (CEJFE) aus dem Jahr 2020 zeigt, dass die Rückfallquote bei dieser Art des Strafvollzugs in sechs Jahren um fast zehn Prozentpunkte auf 21,1 % gesunken ist. Das Ministerium verfolgt daher das Ziel, die Wiedereingliederung durch eine normalisierte, fast wohnliche Umgebung zu erleichtern, die den Übergang in ein ziviles und berufliches Leben unterstützt.

Modernste Ausstattung und nachhaltiges Design

Die 13.000 Quadratmeter große Anlage, deren Baukosten sich auf rund 40 Millionen Euro belaufen, wird den Insassen 200 Zimmer zur Verfügung stellen, die in zwei unabhängige Module unterteilt sind. Jedes Zimmer blickt auf einen zentralen Innenhof und verzichtet vollständig auf Gitter. Stattdessen setzt das Gefängnis auf biometrische Zugangskontrollen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Neben Wohnbereichen bietet die Einrichtung umfassende Freizeitmöglichkeiten und Bildungseinrichtungen, darunter eine Bibliothek, einen Fitnessraum, Schulungsräume mit Computern sowie einen Speise- und Fernsehraum.

Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt des Projekts. Das Gebäude wird mit einer BREEAM-Zertifizierung entworfen, die höchste ökologische Standards garantiert. Geothermie, Sonnenkollektoren und eine effiziente Wärmedämmung sollen das Ziel des „Null Konsums“ erreichen und das Gefängnis zu einem Vorbild für umweltfreundliches Bauen machen.

Kontroversen und Kritik

Trotz des ambitionierten Ziels war das Projekt nicht ohne Kontroversen. Die damalige Justizministerin Ubasart sah sich Kritik von der Gewerkschaft CSIF ausgesetzt, die ihre Vergangenheit als Aktivistin für Gefangenenrechte und ihre Äußerungen über „Folter und Gewalt“ in Gefängnissen bemängelte. Auch der Bericht, der eine geringere Rückfallquote bei Katalanisch sprechenden Verurteilten feststellte, sorgte für Diskussionen. Ungeachtet dieser Debatten verfolgt Katalonien den Plan, das neue Justizzentrum in der ersten Jahreshälfte 2026 zu eröffnen und damit einen neuen Weg im Strafvollzug zu beschreiten.


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