Die spanische Wirtschaft zeigt sich robust und wird voraussichtlich auch 2025 ein kräftiges Wachstum verzeichnen, trotz zunehmender globaler Risiken. Zu diesen zählen die Sorgen um eine Rezession in den USA aufgrund der unberechenbaren Wirtschaftspolitik von Donald Trump, der Krieg in der Ukraine und die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten. Die Bank von Spanien (BdE) hat ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 % angehoben. Grund dafür ist die unerwartet starke Konjunktur im zweiten Halbjahr 2024 und die erwartete dynamische Binnennachfrage, insbesondere angetrieben durch steigende Haushaltseinkommen und eine positive Beschäftigungsentwicklung.
Der am Dienstag veröffentlichte Bericht der BdE unter Leitung von José Luis Escrivá prognostiziert jedoch, dass das stärkere BIP-Wachstum mit einem höheren Preisanstieg einhergehen wird. Die Inflationsprognose für 2025 wurde aufgrund steigender Energiepreise um 0,4 Prozentpunkte auf 2,5 % korrigiert.
Gleichzeitig mahnt die BdE die Regierung: Die im mittelfristigen Haushalts- und Strukturplan gegenüber Brüssel zugesagten Ausgabenziele dürften verfehlt werden. Die BdE erwartet einen Anstieg der förderfähigen Nettoausgaben um 4,5 % in diesem Jahr, 4,1 % im kommenden Jahr und 3,8 % im Jahr 2027. Diese Werte liegen mehr als 0,5 Prozentpunkte über den Brüsseler Vorgaben zur Reduzierung der Staatsverschuldung.
Als Gründe für diese Abweichung nennt die BdE die Ausweitung der Subventionen für den öffentlichen Verkehr, die nicht realisierte Steuer für Energieunternehmen, höhere Rentenausgaben aufgrund der Inflation und steigende Finanzierungskosten durch leicht höhere Zinsen.
Trotzdem erwartet die BdE einen Rückgang des Haushaltsdefizits von voraussichtlich 3,4 % im Jahr 2024 auf 2,8 % in diesem Jahr und 2,6 % in den beiden Folgejahren. Die positive Wirtschaftsentwicklung und steigende Haushaltseinnahmen sollen zu höheren Steuereinnahmen führen. Die Staatsverschuldung soll von 101,8 % im Jahr 2024 auf 101 % im Jahr 2027 sinken, unterstützt durch die Kredite aus dem Next Generation EU-Fonds.
Das Basisszenario der BdE berücksichtigt jedoch weder die zunehmende Unsicherheit der Wirtschaftspolitik im In- und Ausland, noch Trumps Zolldrohungen gegen Kanada, Mexiko und die EU oder die von der Europäischen Kommission geplante Flexibilisierung der Verteidigungsausgaben. Die BdE schätzt die Auswirkungen dieser Zollpolitik auf die Wirtschaftstätigkeit negativ und auf die Inflation leicht positiv ein, wobei der Effekt in Spanien “geringer” ausfallen dürfte als in anderen europäischen Ländern.
“Aktuelle Daten deuten auf ein anhaltend hohes Wirtschaftswachstum in Spanien im ersten Quartal 2025 zwischen 0,6 % und 0,7 % hin”, so der BdE-Bericht. Dies steht im Kontrast zur schwachen Entwicklung des Euro-BIP, das im vierten Quartal 2024 und voraussichtlich auch im ersten Quartal 2025 nur um 0,2 % gewachsen ist (laut EZB-Prognosen).
Die BdE hat zudem ihre Prognose für die Arbeitslosenquote verbessert: Sie soll von 10,5 % im Jahr 2025 auf 10 % im Jahr 2026 und 9,5 % im Jahr 2027 sinken. Die Beschäftigungsentwicklung zeigte zu Jahresbeginn weiterhin eine dynamische Wachstumsrate, vergleichbar mit dem Jahresende 2024.
Überraschend ist laut BdE das Lohnwachstum, das sich weniger stark abgeschwächt hat als erwartet. Während die Tariflöhne um 3 % stiegen, erhöhten sich die Löhne insgesamt um 5 %. Die BdE führt dies auf Lohnerhöhungen zur Mitarbeiterbindung in Branchen mit Arbeitskräftemangel zurück. Dies steht im Gegensatz zur Entwicklung der Unternehmensgewinne, die in den letzten Quartalen stagnierten.
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