In der spanischen Exklave Ceuta spitzt sich die Lage dramatisch zu. Seit Ende Juli sieht sich die Guardia Civil einem unaufhörlichen Ansturm von hunderten marokkanischen und subsaharischen Minderjährigen gegenüber, die versuchen, schwimmend die Grenze zu überqueren. Dieses als “Phänomen der Schwimmer” bekannte Ereignis wiederholt sich fast jeden Sommer, begünstigt durch Ostwind und dichten Nebel, der den jungen Menschen Schutz vor den Behörden bietet.
Die aktuelle Lage an der Grenze von Ceuta
In der Nacht zum 26. Juli gelang es bereits 60 Jugendlichen, über die Grenzabschnitte Tarajal und Benzú nach Ceuta zu gelangen. Seither reißt der Strom der Ankommenden nicht ab. Die Sicherheitskräfte haben ihre Maßnahmen massiv verstärkt, um weitere irreguläre Einreisen zu unterbinden. Küstenpatrouillen wurden intensiviert und die marokkanische Gendarmerie kooperiert eng mit dem Seedienst der Guardia Civil. Allein am Dienstagmorgen konnte so die Ankunft von weiteren 40 Personen verhindert werden.
Die örtliche Polizei sucht aktiv nach Minderjährigen, die unentdeckt die Stadt erreicht haben. Als unbegleitete ausländische Jugendliche fällt ihre Vormundschaft automatisch an die Stadtverwaltung von Ceuta. Die Folge: Die Aufnahmezentren sind aktuell zu 400 Prozent ausgelastet, eine Situation, die die städtischen Ressourcen bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus treibt.
“Operation Messegelände”: Neue Taktik gegen die Schleusung
Die Situation hat sich mit den Patronatsfeierlichkeiten in Ceuta weiter verschärft. Quellen der Guardia Civil berichten, dass die jungen Migranten die Volksfeste nutzen, um sich in den Lastwagen der Fahrgeschäfte zu verstecken. Ihr Ziel ist es, nach Ende der Feierlichkeiten unbemerkt zum Hafen und von dort auf das spanische Festland zu gelangen.
Um dieser lebensgefährlichen Taktik entgegenzuwirken, haben Guardia Civil und Nationalpolizei die “Operation Messegelände” ins Leben gerufen. Beamte kontrollieren die Attraktionen, um zu verhindern, dass sich Migranten darin verstecken – eine Maßnahme, die auch dem Schutz ihres eigenen Lebens dient, da sie stundenlang in den Fahrzeugen gefangen sein könnten. Diese Polizeifilter wurden 2024 von der Regierungsdelegation in Ceuta wiedereingeführt, nachdem jahrelang die Schausteller selbst für die Sicherheit sorgen mussten.
Guardia Civil: Überfordert und unterbesetzt
Die Vereinigte Vereinigung der Guardia Civil (AUGC) schlägt Alarm. Sie prangert die zunehmenden Ankünfte und die unhaltbaren Arbeitsbedingungen ihrer Beamten an. “Ohne ausreichende Mittel und völlig überfordert, riskieren sie täglich ihr Leben unter extremen Bedingungen”, so die Kritik. Die politische Klasse beschränke sich auf öffentliche Danksagungen, ohne für echte Lösungen zu sorgen.
Die Forderung an das Innenministerium ist klar: eine sofortige Aufstockung des Personals um mindestens 200 zusätzliche Beamte sowie Verstärkung für den Maritimen Dienst und die Spezialeinheiten für Unterwasseraktivitäten.
Die Rolle von TikTok bei der Flucht nach Ceuta
Diese Welle junger Schwimmer ist kein neues Phänomen. Bereits im Vorjahr versuchten rund 2.000 Migranten, Ceuta über das Meer zu erreichen. Damals wie heute spielen soziale Medien eine entscheidende Rolle. Über TikTok organisierten sich die Minderjährigen, wie Quellen der Guardia Civil berichteten.
In Videos, die millionenfach aufgerufen werden, geben erfahrene marokkanische Jugendliche detaillierte Anleitungen für die gefährliche Überfahrt. Sie zeigen, wie man sich vom marokkanischen Castillejos aus vorbereitet, Neoprenanzüge und Flossen benutzt oder Mobiltelefone wasserdicht verpackt. “Gott erleichtere jedem, der davon träumt, auszuwandern, den Weg”, heißt es in einem Beitrag. Was diese Videos jedoch verschweigen, sind die tödlichen Risiken. Allein in diesem Jahr starben mindestens 16 Menschen in den Gewässern nahe Ceuta – eine tragische Zahl, die das humanitäre Drama an dieser EU-Außengrenze verdeutlicht.
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