Bargeldpflicht in Spanien: Hohe Strafen für „Nur Kartenzahlung“-Schilder

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Ärgern Sie sich auch über Schilder an der Kasse, die nur Kartenzahlung erlauben? Was in vielen Ländern zur Gewohnheit wird, kann ein Unternehmen in Spanien in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Das spanische Verbraucherschutzministerium hat unmissverständlich klargestellt, was die Bank von Spanien schon lange betont: Einzelhändler sind grundsätzlich verpflichtet, Bargeld zu akzeptieren. Es gibt nur wenige, gesetzlich klar definierte Ausnahmen. Hier erfahren Sie, wann ein Geschäft Ihre Scheine und Münzen ablehnen darf – und wie Sie sich wehren können.

Die Rechtslage: Warum Bargeld in Spanien König bleibt

Bargeld ist in Spanien ein gesetzliches Zahlungsmittel. Das bedeutet, dass Unternehmen und öffentliche Einrichtungen verpflichtet sind, es für Käufe vor Ort anzunehmen. Die Position der Bank von Spanien ist dabei eindeutig: Geschäfte, Banken und sogar Behörden dürfen die Annahme von Bargeld nicht verweigern, es sei denn, eine spezifische gesetzliche Regelung erlaubt dies ausdrücklich oder beide Parteien haben sich vor dem Kauf einvernehmlich auf eine andere Zahlungsmethode geeinigt.

Dieser Grundsatz ist besonders wichtig, um die finanzielle Inklusion zu gewährleisten. Nicht jeder kann oder möchte digital bezahlen. Ältere Menschen, Personen mit einem knappen Budget oder Menschen ohne einfachen Zugang zu Bankdienstleistungen sind oft auf Bargeld angewiesen. Das Gesetz schützt sie davor, vom täglichen Handel ausgeschlossen zu werden.

Die wichtige 1.000-Euro-Grenze

Eine entscheidende Obergrenze, die jeder kennen sollte, betrifft größere Transaktionen. Zahlungen von mehr als 1.000 € dürfen nicht in bar erfolgen, wenn eine der beteiligten Parteien – sei es der Käufer oder der Verkäufer – als Unternehmer oder Freiberufler handelt. Diese Regelung, eingeführt durch das Gesetz 11/2021 zur Betrugsbekämpfung, soll große Geldströme nachvollziehbar machen und lenkt sie in Richtung Karten- oder Banküberweisungen. Für die alltäglichen Einkäufe des Lebens bleibt Bargeld jedoch uneingeschränkt gültig.

Wann darf ein Geschäft „Nein“ zu Ihrem Bargeld sagen?

Eine pauschale „Kein Bargeld“-Regelung ist illegal. Es gibt jedoch wenige, klar definierte Umstände, unter denen eine Ablehnung rechtens ist:

  • Transaktionen über 1.000 €: Wie oben erwähnt, müssen diese Zahlungen mit einer alternativen Methode (Karte, Überweisung etc.) beglichen werden, wenn ein Unternehmen beteiligt ist.
  • Mehr als 50 Münzen: Sie haben das Recht, mit Münzen zu bezahlen, jedoch nicht mit mehr als 50 Stück in einer einzigen Transaktion. Überschreitet die Anzahl diese Grenze, darf der Händler die Annahme verweigern.
  • Große Scheine ohne passendes Wechselgeld: Obwohl 100-€- oder 200-€-Scheine legale Zahlungsmittel sind, kann ein Geschäft die Annahme verweigern, wenn der Wert des Scheins in einem unangemessenen Verhältnis zum Kaufpreis steht und der Händler nachweislich nicht über ausreichend Wechselgeld verfügt. Dies ist eine praktische Einschränkung, kein grundsätzliches Verbot.
  • Klar kommunizierte, gesetzliche Limits: Jegliche Beschränkung muss für den Kunden klar und deutlich sichtbar sein, bevor der Kaufvorgang beginnt. Ein Schild an der Kasse, das den Kunden überrascht, ist nicht ausreichend.

Außerhalb dieser spezifischen Fälle ist die Verweigerung von Bargeld ein klarer Gesetzesverstoß. Ein einfaches Schild mit der Aufschrift „Card only“ hebelt die spanische Gesetzgebung nicht aus.

Hohe Strafen bei Missachtung: So teuer wird die Bargeld-Verweigerung

Das Verbraucherschutzministerium kann empfindliche Geldstrafen gegen Unternehmen verhängen, die unrechtmäßig Bargeld ablehnen. Die Bußgelder bewegen sich in der Regel zwischen 150 und 10.000 Euro. Bei besonders schweren Verstößen kann die Strafe sogar auf bis zu 100.000 Euro ansteigen.

Inspektoren prüfen dabei genau die Umstände des Vorfalls. Faktoren, die eine Strafe erhöhen können, sind unter anderem:

  • Die Ausnutzung einer Monopolstellung oder des Bedarfs an lebenswichtigen Gütern.
  • Die gezielte Benachteiligung schutzbedürftiger Verbrauchergruppen wie Senioren.
  • Wiederholte oder besonders dreiste Verstöße.
  • Wenn durch die Weigerung eine weitreichende Verunsicherung in der Öffentlichkeit entsteht.

Was Sie als Kunde tun können: Ihr Weg zum Recht

Wenn Ihnen die Annahme von Bargeld verweigert wird, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Fragen Sie nach: Erkundigen Sie sich ruhig nach der rechtlichen Grundlage für die Ablehnung und weisen Sie darauf hin, dass Bargeld ein gesetzliches Zahlungsmittel ist.
  2. Verlangen Sie das Beschwerdeformular: Wenn die Ablehnung unrechtmäßig erscheint, fordern Sie das offizielle „Hoja de Reclamaciones“. Jedes Geschäft mit Publikumsverkehr ist verpflichtet, dieses Formular bereitzuhalten.
  3. Dokumentieren Sie alles: Machen Sie ein Foto von entsprechenden Schildern, notieren Sie Datum, Uhrzeit und den Hergang des Gesprächs.
  4. Reichen Sie die Beschwerde ein: Übergeben Sie das ausgefüllte Formular bei der zuständigen regionalen Verbraucherschutzbehörde (OMIC/Consumo).

In Spanien hat Bargeld nach wie vor einen hohen Stellenwert. Während Unternehmen vernünftige und gesetzlich verankerte Grenzen setzen dürfen, ist ein pauschales Verbot nicht zulässig – und kann für sie sehr teuer werden. Als Kunde kennen Sie nun Ihre Rechte und können selbstbewusst auftreten.


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