Barcelona, sonst als kulturelle Metropole und Touristenmagnet bekannt, hat einen wenig schmeichelhaften Titel erhalten: Laut einer aktuellen Studie ist die katalanische Hauptstadt die zweilauteste Stadt der Welt – direkt hinter New York. Der Grund liegt nicht im Verkehr, sondern in Tourismus, Festivals, Nachtleben und Baustellen, die den Bewohnern das Schlafen zunehmend schwer machen.
Barcelona auf Platz zwei der lautesten Städte weltweit
Die von Alteza veröffentlichte Analyse untersuchte 30 internationale Metropolen. Barcelona erreichte dabei einen akustischen Wert von 112 von 150 Punkten – ein Spitzenwert, den nur New York übertrifft. Auffällig ist, dass Barcelona trotz moderaten Verkehrs besonders durch Menschenlärm auffällt. Straßenmusik, Open-Air-Festivals und das pulsierende Nachtleben erzeugen konstant hohe Dezibelwerte, die gerade in engen Vierteln wie dem Gotischen Viertel, Barceloneta oder auf den Ramblas besonders spürbar sind.
Tourismus als Lärm-Treiber
Barcelona weist die höchste Dichte an Touristen pro Quadratkilometer unter den untersuchten Städten auf. Die Studie hebt hervor, dass die enorme Zahl von Besuchern auf begrenztem Raum zu einer „überwältigenden Lärmbelastung“ führt. Besonders in den Sommermonaten, in denen die Temperaturen auch nachts selten unter 20 Grad fallen, müssen Anwohner mit geöffneten Fenstern schlafen – und sind so dem Dauerlärm noch stärker ausgesetzt.
Widerstand der Anwohner gegen Partytourismus
Der Unmut wächst: Drei Nachbarschaftsorganisationen – Stop Concerts, Xavecs und der Nachbarschaftsverein Maresme – haben sich öffentlich gegen den Lärm von Festivals wie Primavera Sound gestellt. Sie fordern Einschränkungen oder sogar die Schließung von Bühnen.
Auch die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Jaume Collboni reagierte und verbot sogenannte „betrunkene Routen“ in der gesamten Stadt, die bislang nur in den Vierteln Ciutat Vella und Eixample eingeschränkt waren. Ziel sei es, „den Rest der Nachbarschaften zu schützen“.
Baustellen: ein weiterer Lärmfaktor
Neben dem Nachtleben sorgen auch großangelegte Bauarbeiten für Spannungen. Betroffen sind etwa die Ronda del Mig, der Rovira-Tunnel und das Camp Nou, dessen Modernisierung Lärm bis spät in die Nacht verursacht.
Die konservative Partido Popular (PP) sieht die Verantwortung bei der Stadtverwaltung: Mit über 200 gleichzeitigen Baustellen sei Barcelona zu einem „permanenten Arbeitsfeld“ geworden. PP-Chef Daniel Sirera kritisiert eine „chaotische Stadtplanung“ und fordert von Collboni eine bessere Balance zwischen urbaner Vitalität und dem Recht auf Ruhe.
Fazit
Barcelona ist lebendig, bunt und attraktiv – doch diese Energie bringt Schattenseiten mit sich. Zwischen Touristenmassen, Festivals und Baustellen droht die katalanische Metropole an ihrem eigenen Rhythmus zu ersticken. Ob die Stadtverwaltung es schafft, eine Balance zwischen Lebensfreude und Nachtruhe zu finden, bleibt abzuwarten.
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