Arabische Monarchien überschwemmen große spanische Unternehmen mit Petrodollars

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Mohammed Bin Salman
U.S. Department of State from United States, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Investitionen aus den arabischen Golfstaaten in große spanische Unternehmen nehmen rasant zu. Petrodollars aus Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Katar fließen verstärkt in bedeutende spanische Konzerne. Die Golfmonarchien beschränken sich dabei nicht mehr auf Minderheitsbeteiligungen an börsennotierten Unternehmen, sondern erwerben Mehrheiten, werden zu Referenzpartnern oder bedeutenden Aktionären strategischer Firmen.

Dominierten vor einem Jahrzehnt noch große US-amerikanische und europäische Fonds das Unternehmensgeschehen, sind es heute die Staatsfonds des Nahen Ostens, die die Investmentlandschaft prägen. Dies wird durch den aktuell nachlassenden Investorenappetit Chinas, bedingt durch die dortige Immobilienkrise, noch verstärkt. Makroökonomische Daten untermauern diesen Trend: Laut einem Bericht des IE Business School, basierend auf Daten des ICEX (Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus), erreichte Spanien zwischen 2023 und 2024 mit über 7 Milliarden Euro einen Rekord bei der Gewinnung von Investitionen ausländischer Staatsfonds. Schon vor über zwei Jahren identifizierten IE-Forscher arabische Fonds als Hauptakteure.

Seit Erscheinen dieser Studie haben die Investitionen aus den Golfstaaten weiter zugenommen und dürften auch künftig große Unternehmenstransaktionen prägen. In der vergangenen Woche wurden zwei Meilensteine gesetzt: Die Herrscherfamilie von Abu Dhabi erwarb 68% von Cortefiel von CVC und Pai Partners für eine Milliarde Euro. Dieser Kauf bot Tendam, der Muttergesellschaft von Cortefiel, nach mehreren gescheiterten Börsengängen eine optimale Lösung.

Fast zeitgleich komplettierte Saudi-Arabien seinen Einstieg bei Telefónica mit dem Erwerb von 10% des Kapitals für 2,1 Milliarden Euro. Der spanische Telekommunikationskonzern, der von der Regierung als strategisch wichtig eingestuft wird, berief daraufhin den CEO von Saudi Telecom in seinen Verwaltungsrat.

Diese jüngsten Investitionen markieren die Konsolidierung eines längerfristigen Trends. Bereits 2011 übernahm der Staatsfonds von Abu Dhabi, IPIC (heute Mubadala), die Kontrolle über Cepsa (heute Moeve), eines der traditionsreichsten Energieunternehmen Spaniens. Etwa zur gleichen Zeit investierte die Qatar Investment Authority (QIA) zwei Milliarden Euro in Iberdrola, inmitten des Machtkampfes zwischen dem Energiekonzern und ACS. Die QIA hat ihren Anteil seitdem stetig aufgestockt und ist seit Jahren größter Aktionär des Energieversorgers.

Katar, 2023 Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft, hält zudem 25,1% der Anteile an IAG (Muttergesellschaft von Iberia und Vueling) und 19% an Colonial, einem der größten Immobilienunternehmen Spaniens. Darüber hinaus besitzen katarische Investoren Minderheitsbeteiligungen an El Corte Inglés, Prisa (Herausgeber von EL PAÍS und CincoDías) und Málaga CF. Qatar Sports Investments, Eigentümer von Paris Saint-Germain, übernahm die stetig wachsende World Padel Tour, die vom spanischen Familienunternehmen Damm (Familie Carceller) hoch bewertet wurde.

Aktuell positioniert sich Abu Dhabi jedoch als treibende Kraft bei Unternehmensinvestitionen. Im Frühjahr 2024 sorgte Taqa, ein vom Emirat kontrolliertes Energieunternehmen, für Aufsehen mit der angekündigten Übernahme von Naturgy, einem der strategisch wichtigsten Unternehmen Spaniens, das die Gasversorgungssicherheit des Landes maßgeblich beeinflusst.

Die Übernahme von Naturgy scheiterte letztlich an Unstimmigkeiten mit dem anderen Großaktionär, Criteria Caixa. Der Markt beobachtet Taqa jedoch weiterhin aufmerksam, da eine Wiederaufnahme der Übernahmepläne nicht ausgeschlossen wird. Insbesondere nachdem Naturgy ein Angebot vorgelegt hat, das den Ausstieg der Fonds CVC und GIP erleichtern und damit den Weg für einen Einstieg der Emirate ebnen könnte.

Während die Zukunft von Naturgy ungewiss bleibt, nutzt das Investmentvehikel für erneuerbare Energien aus Abu Dhabi die Zurückhaltung großer europäischer und amerikanischer Fonds aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus, um Marktanteile zu gewinnen. Masdar, im Besitz von Taqa und Mubadala, erwarb Saeta Yield, die von ACS gegründete Plattform für erneuerbare Energien, für 1,2 Milliarden Euro.

Gleichzeitig kaufte Masdar 49% des Erneuerbare-Energien-Portfolios von Endesa und plant, diese Allianz durch weitere Akquisitionen auszubauen. International unterzeichnete Masdar mit Iberdrola eine Co-Investitionsvereinbarung über 15 Milliarden Euro, die bereits zu gemeinsamen Investitionen in Offshore-Windparks in der Nordsee geführt hat. Masdar wurde auch als potenzieller Käufer für Acciona-Vermögenswerte gehandelt.

Über den Energiesektor hinaus plant Taqa weitere bedeutende Investitionen. Das Unternehmen steht kurz vor dem Abschluss des Kaufs von GS Inima, der Wassersparte von OHL, die sich derzeit in koreanischem Besitz befindet. Das Transaktionsvolumen wird auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Mubadala, Eigentümer von Moeve, erwarb Ende letzten Jahres das Technologieberatungsunternehmen Babel für 300 Millionen Euro.

Doch nicht alle Investitionen verlaufen erfolgreich. Mubadala verkaufte nach Schwierigkeiten 43% seiner Anteile an Avramar an Amerra. Mit kleineren Beteiligungen ist Abu Dhabi auch an anderen Ibex-35-Unternehmen wie Cellnex (2,7% über ADIA) und Enagás (3,1% über Mubadala) beteiligt.

Neben Abu Dhabi verstärkt auch Saudi-Arabien seine Aktivitäten. Über den Kauf von 10% an Telefónica hinaus genehmigte der spanische Ministerrat den Erwerb von 10% an Horse, der Motorensparte von Renault und Geely, durch Saudi-Arabien für 7,4 Milliarden Euro.

Zu den bekanntesten saudischen Investitionen zählen die Rechte am spanischen Supercup, der seit Jahren in Saudi-Arabien ausgetragen wird. Auch das Engagement im Sport gewinnt an Bedeutung. Der Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) ist seit 2024 neben Mutua Madrileña Hauptsponsor der Mutua Madrid Open.

Der Investitionsüberschwang führte zudem zum Sponsoring des Estadio Metropolitano von Atlético de Madrid, das seit Herbst 2024 Riyadh Air Metropolitano heißt. Der Sponsor ist eine neu gegründete Fluggesellschaft, die aufgrund ihres jungen Alters nicht am Bieterverfahren für die Air Europa-Anteile der SEPI teilnahm. Selbst der spanische Golfprofi Jon Rahm, der zuvor eine Teilnahme an der von Saudi-Arabien finanzierten Golftour ausgeschlossen hatte, unterzeichnete schließlich einen Vertrag über 220 Millionen Euro und zählt nun zu den 200 reichsten Spaniern.


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