Alarmierende Zahlen: Über 846.000 Patienten warten auf eine Operation in Spanien

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Das Bellvitge Hospital in Barcelona entfernt mit einer neuen Technik bisher inoperablen Bauchspeicheldrüsenkrebs
ID 199566550 © Juan Moyano | Dreamstime.com

Das öffentliche Gesundheitssystem in Spanien steht vor einer Zerreißprobe. Alarmierende neue Daten zeigen, dass die Wartelisten für chirurgische Eingriffe ein kritisches Niveau erreicht haben. Ende 2024 warteten landesweit 846.583 Patienten auf eine notwendige Operation, ein klares Zeichen für die Sättigung des Systems. In einigen Regionen beträgt die durchschnittliche Wartezeit mehr als sechs Monate, und Tausende von Menschen warten seit über einem Jahr auf einen Eingriff.

Katalonien: Epizentrum der Wartelisten-Krise

Besonders dramatisch ist die Lage in Katalonien. Mit 196.911 registrierten Personen führte die Region im Dezember 2024 die traurige Statistik an. Die Konsequenzen sind verheerend: Allein in diesem Jahr starben 2.151 Menschen, bevor sie operiert werden konnten. Über das letzte Jahrzehnt summiert sich die Zahl der Todesfälle auf den chirurgischen Wartelisten in Katalonien auf schockierende 18.682 Menschen.

Die Daten, die dem katalanischen Gesundheitsdienst über das Transparenzportal entnommen wurden, verdeutlichen das Ausmaß des Problems. Obwohl die Behörde darauf hinweist, dass die Todesursache nicht direkt mit der geplanten Operation in Verbindung gebracht werden kann, zeigt die Entwicklung eine besorgniserregende Tendenz.

Ein landesweites, chronisches Problem

Auch in Andalusien und der Autonomen Gemeinschaft Madrid, den Regionen mit den nächsthöchsten Patientenzahlen auf Wartelisten (194.159 bzw. 73.436), wird auf die Offenlegung der Todesfallzahlen gewartet.

Die Zahl der Todesfälle in Katalonien ist in den letzten zehn Jahren um 80 % gestiegen, von 1.194 im Jahr 2015 auf 2.151 im Jahr 2024. Ein Höchststand wurde 2020 während der Covid-19-Pandemie mit 2.271 Todesfällen erreicht. Doch eine Erholung blieb aus. Die Zahlen verharren auf einem hohen Niveau, was beweist, dass es sich nicht um ein einmaliges Ereignis, sondern um eine chronische Krise handelt. Schon 2019, vor der Pandemie, lag die Zahl der Todesfälle bei über 1.800.

Welche Fachgebiete sind am stärksten betroffen?

In Katalonien sind die Wartezeiten in bestimmten Fachbereichen besonders lang:

  • Traumatologie: 45.993 Patienten
  • Allgemein- und Verdauungschirurgie: 41.529 Patienten
  • Augenheilkunde: 33.560 Patienten
  • Urologie: 17.025 Patienten

Regionale Unterschiede und die Forderung nach Reformen

Ein genauerer Blick auf die Zahlen offenbart erhebliche regionale Unterschiede. Während Katalonien in absoluten Zahlen führt, liegt es bei der Rate pro 1.000 Einwohner (25,10) hinter Kantabrien (29,37). Bei Patienten, die länger als sechs Monate warten, belegt Katalonien mit 32,5 % den vierten Platz, hinter Andalusien (33,4 %), Extremadura (33,1 %) und Kantabrien (33 %). Die durchschnittliche Wartezeit in Katalonien beträgt 145 Tage, übertroffen nur von Extremadura (178 Tage) und Andalusien (176 Tage).

Dieses Szenario hat die Debatte über die Gerechtigkeit und Effizienz des nationalen Gesundheitssystems neu entfacht. Patientenverbände und medizinisches Personal fordern eine bessere Koordination und strukturelle Verstärkungen, um die Wartelisten für die Chirurgie in Spanien zu verkürzen und vermeidbare Todesfälle zu verhindern. Das Gesundheitsministerium hat wiederholt sein Engagement bekundet, doch die ergriffenen Maßnahmen konnten den negativen Trend bisher nicht umkehren. Für Tausende von Bürgern geht das unsichere Warten weiter – ein Warten auf einen Anruf, der für viele zu spät kommt.


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