Ärztestreik in ganz Spanien: Warum das Gesundheitssystem am Freitag stillsteht

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Ärztestreik in ganz Spanien: Warum das Gesundheitssystem am Freitag stillsteht
Bild: KI

Landesweiter Ärztestreik in Spanien am 13. Juni: Nach monatelangen, ergebnislosen Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium legen Ärzte in ganz Spanien am kommenden Freitag, den 13. Juni, die Arbeit nieder. Der Aufruf zum Streik, initiiert vom Staatlichen Verband der Ärztegewerkschaften (CESM) und der Andalusischen Ärztegewerkschaft (SMA), zielt darauf ab, „die Zukunft der öffentlichen Gesundheit“ zu sichern und auf die unzureichenden Fortschritte bei der Neugestaltung des Rahmenstatuts hinzuweisen.

Monatelange Verhandlungen ohne Durchbruch

Die Verhandlungen über das neue Rahmenstatut, welches die Arbeitsbedingungen aller Mitarbeiter des nationalen Gesundheitssystems regeln soll, gestalten sich schwierig. Gesundheitsministerin Mónica García bezeichnete die Gespräche zwar als „gut laufend“, doch die Positionen zwischen ihrem Team und den Ärztegewerkschaften liegen laut CESM „sehr weit auseinander“. Diese Diskrepanz hat zum aktuellen Streikaufruf geführt, der eine deutliche Botschaft an das Ministerium senden soll: „Wir meinen es ernst, und dieser Konflikt wird nicht aufhören, bis wir eine faire Behandlung erhalten.“

Wer streikt und welche Ausnahmen es gibt

Der Streik am Freitag, dem 13. Juni, richtet sich an alle Ärzte der Gruppe A1, unabhängig von Vertragsart, Status oder Art der Anstellung. Auch Personal in der spezialisierten Gesundheitsausbildung ist zur Teilnahme aufgerufen, ebenso wie Ärzte in allen Arten von Managementzentren.

Wichtige Ausnahmen: Nicht teilnehmen dürfen Ärzte, die Teil der Mindestleistungen sind. Diese müssen 100 % der Leistungen garantieren, die normalerweise an Sonn- oder Feiertagen erbracht werden. Dies soll die Kontinuität der Versorgung für Patienten mit akutem Behandlungsbedarf, wie bei Strahlentherapie, Chemotherapie, Dialyse oder hämodynamischen Behandlungen, sicherstellen. Die SMA betont jedoch, dass Mindestdienste nur die Aufgaben der zugewiesenen Position umfassen und nicht die Vertretung streikender Kollegen.

Regionale Unterschiede und Unterstützung

Die Festlegung der Mindestdienste obliegt den einzelnen autonomen Gemeinschaften. In vielen Regionen sind neben dem Streik auch „Konzentrationen in Regierungsdelegationen oder Gesundheitszentren“ geplant.

  • Madrid: Die Mehrheitsgewerkschaft Amyts ruft zwar nicht zum Streik auf, organisiert aber am Freitag um 10:00 Uhr eine Kundgebung vor dem Abgeordnetenhaus, um die streikenden Kollegen zu unterstützen.
  • Andalusien: Die SMA ruft zusätzlich zum landesweiten Streik zu einer Versammlung um 11:00 Uhr vor dem Universitätskrankenhaus Virgen del Rocío in Sevilla auf.
  • Valencia: Der Autonome Rat der Medizinischen Hochschulen von Valencia (CCMV) unterstützt den Streikaufruf öffentlich. Um 12:30 Uhr sind Konzentrationen vor den Sitzen der Regierungsdelegation in Valencia und Alicante sowie vor dem Allgemeinen Krankenhaus von Castellón geplant.
  • Katalonien: Hier haben weder Simecat noch Metges de Catalunya zu Streikmaßnahmen aufgerufen.

Der aktuelle Streikaufruf wird vom Forum der Ärzteschaft unterstützt, dem Organisationen wie die Collegiate Medical Organization (OMC), die Föderation der wissenschaftlichen und medizinischen Vereinigungen Spaniens (FACME) und der Staatsrat der Medizinstudenten (CEEM) angehören. Auch europäische Gewerkschaftsorganisationen wie die European Federation of Microbiology Societies (FEMS) solidarisieren sich.

Kernforderungen der Ärzte: Mehr als nur Stunden

Die Verhandlungen über die Erneuerung des Rahmenstatuts von 2003 begannen vor zwei Jahren. Der erste Entwurf des Gesundheitsministeriums im Januar stieß auf „Empörung“ bei den Ärzten. Auch die zweite Fassung im Mai, die eine 45-Stunden-Woche vorsah und 24-Stunden-Bereitschaftsdienste an Wochenenden und Feiertagen weiterhin zuließ, wurde von der medizinischen Fachwelt abgelehnt.

Die Hauptforderungen der Ärzteverbände umfassen:

  • Eine eigene Satzung, die die Besonderheiten ihres Berufsstandes und ihre lange Ausbildung anerkennt.
  • Eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche.
  • „Ausgleichende“ Pausen nach Bereitschaftsdiensten, die als effektive Arbeitszeit gelten.
  • Eine faire Vergütung von Überstunden, die nicht „unter der üblichen Arbeitszeit“ liegt.
  • Eine klare Abgrenzung von ordentlicher Arbeitszeit und Bereitschaftsdienst, um eine unregelmäßige Verteilung nach Ermessen des Managements zu vermeiden.

Die Ärzte kritisieren, dass der Vorschlag des Ministeriums in der Praxis eine obligatorische Arbeitszeit von 60 bis 70 Stunden pro Woche bedeuten würde. Obwohl Ministerin Mónica García eine Begrenzung der Bereitschaftsdienste auf maximal 17 Stunden in Aussicht stellte, halten die Ärzte dies für übertrieben und warnen vor den Auswirkungen der akkumulierten Müdigkeit auf die Versorgungsqualität. Ein kürzlich veröffentlichter Entwurf erlaubt in „Ausnahmesituationen“ wie Wochenenden oder bei schwieriger Abdeckung weiterhin 24-Stunden-Schichten, jedoch nur mit Zustimmung des Arbeitnehmers und vorheriger Risikobewertung.

Nach dem letzten Treffen am 2. Dezember warten die Gewerkschaften noch auf Antworten zu zentralen Fragen wie der beruflichen Einstufung und der Abschaffung der Exklusivpflicht für das öffentliche System. Lediglich bei der Regulierung lokalisierter Wachen sehen sie eine „gewisse Empfänglichkeit“.

CESM und SMA betonen die Dringlichkeit der Lage: „Das neue Rahmenstatut zielt darauf ab, den derzeitigen Status quo zu verankern, der auf der Aufrechterhaltung des öffentlichen Gesundheitssystems auf Kosten der Arbeitsrechte der Ärzte basiert. Die derzeitige Situation ist in der Tat unhaltbar. Immer mehr Ärzte verlassen das nationale Gesundheitssystem. Das ist der Grund, warum die öffentliche Gesundheit sinkt. Deshalb ist es notwendig, dass wir unsere Stimme erheben, um unsere Rechte zu verteidigen.“

Position des Gesundheitsministeriums: Änderungen und offene Fragen

Das Gesundheitsministerium hält in seinem neuesten Entwurf an der Exklusivität für „mittlere Führungskräfte und leitende Angestellte“ fest. Es eliminiert „den Arbeitstag vor und nach dem Bereitschaftsdienst“, was sicherstellt, dass es keine Arbeitszeitschuld gibt, und sieht bei Zeitplanverlängerungen eine „vorherige Zustimmung und arbeitsmedizinische Bewertung“ vor.

Eine „übermäßige Arbeitsbelastung“ wird bei mehr als fünf Schichten in einem Kalendermonat angenommen, wobei der Dienst für Prävention von Arbeitsrisiken dann einen Bericht zur Analyse der Ursachen und zur Vorschlagung von Korrekturmaßnahmen erstellen soll. Bereitschaftsdienste bleiben obligatorisch, jedoch wird das Recht auf Freistellung bei Krankheit oder für Personal über 55 Jahre anerkannt.

Ministerin Mónica García zeigte sich am Montag optimistisch und erklärte, die Verhandlungen liefen „gut“ und der neue Text löse „viele der Probleme“ des ersten Entwurfs. Sie betonte, dass „die Prekarität beendet wird“ durch die Einführung von 17-Stunden-Bereitschaftsdiensten, die Vereinfachung der Rückkehrzeiten nach Bereitschaftsdiensten und die Stärkung der Position von Angehörigen der Gesundheitsberufe. Die Besonderheiten der Ärzte sollen zudem in einem separaten Kapitel behandelt werden.

Die Weigerung des Ministers, die Entscheidung zahlreicher Gewerkschaften im Verhandlungsgebiet (CCOO, UGT, CSIF, CIG und FSES) zu bewerten, den Verhandlungstisch aus Protest gegen eine Aggression gegen einen CCOO-Delegierten und die „Blockade“ erworbener Verpflichtungen zu verlassen, lässt jedoch weiterhin Fragen offen und unterstreicht die Komplexität der aktuellen Situation.


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