Ärztemangel in spanischen Gefängnissen spitzt sich zu: Nur 6 von 89 Stellen besetzt

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Ärztemangel in spanischen Gefängnissen spitzt sich zu: Nur 6 von 89 Stellen besetzt
Bild: KI

Kaum Bewerber für das Medizinische Korps der Strafvollzugsgesundheit

Das spanische Innenministerium steht vor einer massiven Krise im Strafvollzugssystem: Von 89 ausgeschriebenen Arztstellen im Oktober 2024 konnten lediglich sechs besetzt werden. Damit setzt sich ein dramatischer Trend fort, der die Gesundheitsversorgung in spanischen Gefängnissen ernsthaft gefährdet.

Die Ausschreibung umfasste 69 Stellen für die Fachbereiche Familien- und Gemeinschaftsmedizin sowie Innere Medizin und 20 Stellen für Psychiatrie. Besetzt wurden nur drei Positionen in den Bereichen Allgemeinmedizin/Innere Medizin sowie drei psychiatrische Stellen, die überwiegend dem psychiatrischen Strafkrankenhaus in Alicante zugewiesen wurden.

Ursachen: Gehaltsunterschiede und fehlende Karriereperspektiven

Einer der Hauptgründe für das geringe Interesse liegt in den deutlichen Gehaltsunterschieden: Gefängnisärzte verdienen im Schnitt über 1.000 Euro weniger als ihre Kollegen in Gesundheitszentren oder Krankenhäusern. Hinzu kommt das Fehlen einer klaren beruflichen Laufbahn. “Es ist egal, was du forschst oder publizierst – die Bezahlung bleibt gleich”, kritisierte Dr. José Joaquín Antón Basanta, Präsident der Spanischen Gesellschaft für Strafvollzugsgesundheit (SESP).

Seit 2014 ist die Zahl der Gefängnisärzte von 357 auf nur noch 167 im Jahr 2024 gesunken – ein Rückgang um 53 % in zehn Jahren. Derzeit kommen auf einen Arzt durchschnittlich 294 Gefangene. Insgesamt sind 69 % aller medizinischen Stellen unbesetzt.

Pflegedienst zeigt gegenteilige Entwicklung

Anders stellt sich die Lage beim Pflegepersonal dar. Von den 27 im Oktober 2024 ausgeschriebenen Stellen für Krankenschwestern und -pfleger konnten alle erfolgreich besetzt werden. Auch die Zahl der Pflegekräfte blieb in den vergangenen zehn Jahren stabil, mit einem leichten Aufwärtstrend bei Pflegehelfern.

Während Ärzte den Strafvollzug meiden, scheint die Pflege attraktiver zu bleiben – ein Ungleichgewicht, das die Gesundheitsversorgung in spanischen Gefängnissen zunehmend belastet.

Fazit: Versorgungskrise im Strafvollzug

Mit nur sechs neu besetzten Arztstellen und weiterhin drastischen Engpässen droht eine Verschärfung der medizinischen Unterversorgung in spanischen Gefängnissen. Ohne grundlegende Reformen bei Bezahlung und Karriereperspektiven ist kaum mit einer Verbesserung zu rechnen.

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