Enrique Arias Gil auf Europols Fahndungsliste
Ein spanischer Universitätsprofessor steht im Zentrum eines brisanten internationalen Falls: Enrique Arias Gil, 37 Jahre alt, wird von Europol wegen „Sabotageverbrechen mit terroristischen Zwecken“ gesucht. Nach monatelangen Ermittlungen wirft die spanische Polizei ihm vor, Teil einer Hackerorganisation zu sein, die im Auftrag des russischen Regimes von Wladimir Putin agiert. Seit Freitag steht sein Name offiziell auf der Liste der meistgesuchten Personen Europas. Ermittler gehen davon aus, dass er sich seit 2024 in Russland versteckt, wohin er zunächst mit einem Sprachstipendium reiste.
Der „Russische Desinformant“ auf Telegram
Unter dem Pseudonym „Russischer Desinformant“ betrieb Arias Gil mehrere Telegram-Kanäle mit fast 12.000 Abonnenten. Dort verbreitete er pro-russische Narrative, Propagandamaterial, Memes sowie Bedrohungen gegen spanische Institutionen. Diese Kanäle sind noch immer aktiv und werden von den Behörden als Teil einer hybriden Kriegsführung gesehen, die auf die Destabilisierung Europas abzielt.
Ein besonders auffälliger Kanal, „Russian Disinformer“, wurde im März 2024 gegründet und war in Netzwerke wie „InfoDefenseESPAÑOL“ und „Rokot“ eingebunden – beides bekannte Strukturen prorussischer Propaganda. Inhalte dieser Plattformen erreichten trotz vergleichsweise kleiner Abonnentenzahlen zehntausende Aufrufe.
📢 Folge uns in unseren Netzwerken:
🐦 X |
📘 Facebook |
💬 WhatsApp |
📲 Telegram
👉 Oder melde dich für unseren
📩 Newsletter an.
⭐️ Gerne kannst du auch
Premium-Mitglied werden.
Cyberangriffe gegen spanische Infrastruktur
Arias Gil soll enge Verbindungen zur Hacktivistengruppe NoName057 haben, die seit 2023 mehr als 500 Cyberangriffe auf spanische Institutionen durchgeführt hat. Ziele waren unter anderem:
- das Innenministerium,
- die Website des Moncloa-Palastes,
- das Statistikamt INE,
- die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe,
- die offizielle Seite des Königshauses.
Auch digitale Infrastrukturen des öffentlichen Nahverkehrs in Madrid wurden durch DDoS-Angriffe (Denial of Service) lahmgelegt. Zwar waren die Auswirkungen technisch begrenzt, doch verursachten sie spürbare Störungen und zwangen die Behörden zur Verstärkung ihrer Cyberabwehr.
Hybridkrieg als russische Strategie
Laut Sicherheitsexperten fügt sich das Vorgehen Arias Gils in die russische Strategie der hybriden Kriegsführung: kostengünstige Operationen, die nicht auf dauerhafte Systemschäden abzielen, sondern auf mediale Wirkung, Verunsicherung der Bevölkerung und institutionelle Schwächung.
Die internationale Operation Eastwood, an der 13 Länder beteiligt waren, lieferte den spanischen Behörden entscheidende Hinweise. Ermittler gehen davon aus, dass Arias Gil selbst Zielauswahlen für Angriffe vornahm und persönliche Daten von Opfern sammelte.
Bücher und Doppelrolle des Professors
Arias Gil, der auch wissenschaftlich publizierte, schrieb Bücher über Terrorismus und Extremismus, darunter „The Individual Actors: An Emerging Terrorist Phenomenon“ und „Accelerationism and the Extreme Right“. Dass er gleichzeitig als akademischer Experte und mutmaßlicher Unterstützer russischer Cyberangriffe agierte, macht seinen Fall besonders brisant.
Europol bittet um Hinweise
Die spanische Polizei und Europol fordern die Bevölkerung auf, Informationen zu Arias Gil weiterzugeben. Sein Fall gilt als einer der gravierendsten Beispiele, wie Russland in Europa digitale Netzwerke und Sympathisanten einsetzt, um gezielt politische Spaltungen, Fehlinformationen und Angriffe auf kritische Infrastruktur zu fördern.
Folge uns auf WhatsApp für die wichtigsten Nachrichten aus Spanien in Echtzeit.
Abonniere unseren Newsletter