Spanien führt in Europa bei Schulabbrüchen – Jeder vierte Jugendliche verlässt das Gymnasium ohne Abschluss

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Spanien führt in Europa bei Schulabbrüchen – Jeder vierte Jugendliche verlässt das Gymnasium ohne Abschluss
Bild: KI

26 % der jungen Spanier zwischen 25 und 34 Jahren brachen die Sekundarstufe II ab

Spanien hat mit 26 % die höchste Schulabbrecherquote in Europa. Damit liegt die Zahl doppelt so hoch wie im Vereinigten Königreich (12 %) und deutlich über Deutschland (16 %). Jeder vierte junge Erwachsene im Alter von 25 bis 34 Jahren schließt die Sekundarstufe II nicht ab – ein besorgniserregender Spitzenwert, der die langfristige Zukunft des Landes gefährdet.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit verstärkt das Problem

Spanien weist zudem die höchste Jugendarbeitslosenquote der EU auf. Bildungsexperten warnen davor, dass der fehlende Abschluss die Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiter verschlechtert und die soziale Ungleichheit verfestigt. Zwar hat die Regierung Investitionen in Stipendien angekündigt – erstmals sollen 2025 über eine Million Studierende Anspruch auf finanzielle Unterstützung haben –, doch strukturelle Probleme bleiben ungelöst.

PISA-Studien und GoStudent-Bericht: Mathe-Schwächen, fehlende Zukunftsinvestitionen

Der aktuelle PISA-Bericht zeigt: Spanische Schüler verbessern sich in kreativen Disziplinen, doch mathematische Fähigkeiten sinken. Auch Gelder aus dem EU-Programm Next Generation Funds, die seit 2020 für Bildungsprojekte vorgesehen waren, wurden nicht vollständig ausgeschöpft.

Eine Studie von GoStudent mit über 5.800 Schülern und Eltern in ganz Europa zeigt zudem: Nur 46 % der spanischen Schüler fühlen sich durch die Schule auf ihren Wunschberuf vorbereitet. Viele sehen sich mangelhaft ausgebildet für einen Arbeitsmarkt, in dem Jobs von morgen noch gar nicht existieren.

Überfüllte Klassenzimmer als Dauerproblem

Spanien gehört zu den Ländern mit den höchsten Schüler-Lehrer-Quoten:

  • 15 Kinder pro Lehrer in Kindertagesstätten (Deutschland: 10)
  • 13,5 Schüler pro Lehrer in der Primarstufe
  • 11,6 Schüler pro Lehrer in der Sekundarstufe

Die Überfüllung erschwert individuelle Betreuung und die Integration neuer Lernmethoden. Die linke Partei Sumar forderte daher jüngst im Parlament, die Klassengrößen zu senken – auf maximal 20 Schüler in Grund- und Sekundarschulen und 25 im Abitur.

Digitale Kompetenzen und KI: Spanische Lehrer unvorbereitet

Nur 22 % der spanischen Lehrer gaben an, von ihrer Schule im Bereich Künstliche Intelligenz geschult worden zu sein. Damit liegt Spanien weit hinter Deutschland (38 %) und dem Vereinigten Königreich (26 %). Experten warnen, dass fehlende digitale Kompetenzen Schüler im internationalen Wettbewerb zurückwerfen könnten.

Mathe-Notstand und Rettungsplan in Madrid

Besonders dramatisch ist der Lehrermangel in den Naturwissenschaften und in Mathematik. Als Reaktion kündigte die Autonome Gemeinschaft Madrid einen „Rettungsplan für Mathematik“ an. Mehr als 800.000 Schüler in 1.500 Schulen sollen profitieren. Neben neuen Lehrkräften sollen auch pensionierte Lehrer und Studenten eingesetzt werden. Präsidentin Isabel Díaz Ayuso betonte, dass Madrid im letzten PISA-Test bereits 21 Punkte über dem nationalen Durchschnitt lag – ein positives Signal inmitten alarmierender Zahlen.

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