Ein unerwarteter Generationenwandel in Spanien
Ein neuer Bericht des spanischen Ministeriums für Jugend und Kinder zeigt einen radikalen Umbruch: Junge Menschen in Spanien, vor allem Männer, wenden sich zunehmend der politischen Rechten zu. Dieser Wandel ist bemerkenswert, da frühere Generationen traditionell linksorientiert waren und den Konservatismus als Gegner sahen.
Ursachen: Freiheit, soziale Medien und Woke-Müdigkeit
Soziologen sehen drei Hauptursachen für diesen Paradigmenwechsel:
- Der Verlust von Freiheiten und Zukunftsperspektiven.
- Die Fähigkeit der Rechten, soziale Netzwerke wie TikTok für sich zu nutzen.
- Die Dominanz der Woke-Agenda, die viele junge Menschen als bevormundend empfinden.
Der Soziologe Sergio Fernández Riquelme von der Universität Murcia erklärt, dass TikTok der entscheidende Hebel sei. Rechte Politiker hätten früh erkannt, dass klassische Medien junge Menschen nicht mehr erreichen – also setzten sie auf Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube.
Informationsbruch zwischen den Generationen
Der Wahl-Analyst José Ramón Llorente betont den Bruch zwischen den Informationskanälen der Generationen: Während Eltern und Großeltern Fernsehen und Radio konsumieren, informieren sich Kinder und Enkel fast ausschließlich über soziale Netzwerke. Traditionelle Medien verlieren dadurch massiv an Vertrauen.
Politikverdrossenheit und Wohnungsnot als Katalysatoren
Viele junge Spanier fühlen sich vom politischen Establishment betrogen. Laut Fernández Riquelme haben sie „weniger Freiheiten“ und sehen ihre finanzielle und berufliche Sicherheit schwinden. Llorente verweist besonders auf die Wohnungsnot als „größten sozialen Sprengstoff“.
Das vielzitierte Woke-Mantra „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“ stößt auf Ablehnung. Stattdessen wollen junge Menschen Eigentum erwerben, Familien gründen und durch eigene Arbeit unabhängig sein.
Geschlechterunterschiede beim Rechtsruck
Der Rechtsruck ist laut den Experten besonders stark bei jungen Männern. Sie empfinden, dass die Woke-Agenda gegen sie gerichtet sei, während junge Frauen seltener in die rechte Ecke tendieren. Dieses Ungleichgewicht verstärkt die Dynamik innerhalb der Generation.
„Rebellion als Mode“ – ein nachhaltiger Trend?
Fernández Riquelme spricht von einer Mischung aus Rebellion und Mode, die zu einer Rückbesinnung auf traditionelle Werte führt: Arbeit, Familie, Eigenverantwortung. Ob diese Werte auch die kommenden Generationen prägen werden, ist jedoch ungewiss.
Religion und Identität als Schlüsselfaktoren
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Religion. Gemeinschaften mit starkem Glaubensbezug – wie muslimische oder christlich-orthodoxe Familien – bringen mehr Kinder hervor und prägen damit langfristig die Gesellschaft. Der Professor zieht Parallelen zu Israel, wo religiöse Gruppen trotz säkularem Umfeld die Zukunft prägen.
Fazit: Ein politisches Erdbeben mit Folgen
Der Rechtsruck der spanischen Jugend könnte die politische Landschaft des Landes nachhaltig verändern. Während ältere Generationen weiterhin das Rückgrat der linken Parteien bilden, suchen junge Menschen nach neuen Antworten – und finden sie zunehmend in konservativen und rechten Ideen.
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