Mückeninvasion in Spanien: Eine wachsende Gefahr für die öffentliche Gesundheit

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Valencia wird in diesem Sommer mehr als eine Million Tigermücken freisetzen

Spaniens sonnenverwöhntes Klima, ein Magnet für Touristen aus aller Welt, wird zunehmend auch zur idealen Heimat für einige der gefährlichsten Mückenarten der Welt. Experten schlagen Alarm: Invasive Arten wie die berüchtigte Tigermücke breiten sich rasant aus. Sie bringen nicht nur lästige, juckende Stiche mit sich, sondern auch ein ernstzunehmendes Risiko für die Übertragung schwerer Krankheiten wie Dengue-Fieber, Chikungunya, Zika und das West-Nil-Fieber.

Warum Spanien zum Mückenparadies wird

Die klimatischen Bedingungen in Spanien haben sich verändert. Früher einsetzende Sommer, milde Winter und eine ausreichende Luftfeuchtigkeit schaffen ein perfektes Umfeld für die Vermehrung von Mücken. “Die Kombination von Wärme und Wasser ist für alle Mücken sehr positiv”, erklärt der Entomologe Roger Eritja von der Citizen-Science-Plattform Mosquito Alert. Selbst kleinste Wasseransammlungen, etwa in Blumentopf-Untersetzern, Eimern oder einem vergessenen Flaschendeckel, dienen den Insekten als Brutstätte. Die Nähe zum Menschen wird so zur Gefahr: “Ihre Anwesenheit hängt sehr mit dem Wasser zusammen, das in kleinen Behältern in den Häusern vorhanden ist.”

Die gefährlichsten invasiven Mückenarten in Spanien

An der Spitze der Risikoliste steht die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die als effizienter Überträger tropischer Viren bekannt ist. Ihre Aktivitätszeit hat sich durch die milderen Temperaturen deutlich verlängert, bis in den Spätherbst und den frühen Frühling hinein. Doch sie ist nicht die einzige Bedrohung. Spanien beherbergt mittlerweile drei besonders besorgniserregende invasive Mückenarten:

  • Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)
  • Die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus)
  • Die Ägyptische Tigermücke oder Gelbfiebermücke (Aedes aegypti)

Besonders die Gelbfiebermücke bereitet Experten große Sorgen. “Aus gesundheitlicher Sicht sind die Tigermücke und insbesondere die Gelbfiebermücke besorgniserregend, da sie hervorragende Überträger von Dengue-, Chikungunya-, Zika- und anderen Viren sind”, so Eritja. Die eigentliche Gefahr entsteht, wenn eine Person, die sich im Ausland infiziert hat, nach Spanien zurückkehrt und hier von einer heimischen invasiven Mücke gestochen wird. Dadurch kann sich das Virus in der lokalen Mückenpopulation etablieren und eine Epidemie auslösen.

Nicht jede Mücke ist ein Feind

In Spanien gibt es über 60 verschiedene Mückenarten. Die meisten davon stechen den Menschen nicht. Einige Arten bevorzugen Feuchtgebiete und treten nur im Frühjahr und Herbst in Erscheinung. Problematisch sind vor allem die Arten, die sich an das städtische Umfeld angepasst haben, wie die Tigermücke und die gemeine Hausmücke, die Terrassen und Gärten zur Plage machen können.

Innovative Technologie im Kampf gegen die Plage

Um der Ausbreitung Herr zu werden, setzt Spanien auf moderne Technologie. Das Projekt “Mosquito Alert” hat in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium ein KI-gestütztes System namens AIMA entwickelt. Bürger können Fotos von Mücken über eine App einsenden, und die KI identifiziert invasive Arten in weniger als fünf Minuten. Diese “Citizen Science”-Initiative ist ein entscheidendes Frühwarnsystem für die Gesundheitsbehörden. Seit 2023 konnten so Tigermücken in 156 neuen Gemeinden nachgewiesen werden.

Ein unaufhaltsamer Vormarsch

Die Ausbreitung der Tigermücke scheint kaum zu stoppen. Erstmals 2004 in Spanien nachgewiesen, wurde sie mittlerweile in 1.763 Gemeinden bestätigt. Einst nur an der Mittelmeerküste zu finden, hat sie sich ins Landesinnere und in den Norden ausgebreitet – in Regionen, die lange als zu kalt galten. Experten sind sich einig, dass eine Ausrottung unrealistisch ist. “Wo sie sich niederlässt, etabliert sie sich dauerhaft”, betont Eritja. Das Ziel ist daher nicht die Eliminierung, sondern die Kontrolle der Population.

Was jeder Einzelne tun kann

Der Schutz vor den Blutsaugern beginnt im eigenen Zuhause. Die wichtigste Maßnahme ist die Beseitigung stehender Wasserquellen. Leeren Sie regelmäßig Untersetzer von Blumentöpfen, Eimer, Gießkannen und andere Behälter. Jede kleine Pfütze kann zur Brutstätte für hunderte neue Mücken werden. Melden Sie Sichtungen invasiver Arten über die Mosquito Alert App. Die Gesundheit aller in Spanien hängt davon ab, dass wir diese gefährlichen Insekten gemeinsam in Schach halten.


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