PSOE-Skandal in Sevilla: Stellvertretende Bürgermeisterin ließ Briefwahlstimmen nach Hause schicken

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Wahlen Spanien

In der Gemeinde Albaida del Aljarafe (Sevilla) erschüttert ein mutmaßlicher Fall von Wahlbetrug die politische Landschaft. Im Zentrum der Ermittlungen steht Rocío López, die stellvertretende Bürgermeisterin der PSOE. Ihr wird vorgeworfen, bei den Kommunalwahlen im Mai 2019 die Briefwahl manipuliert zu haben. Trotz der schwerwiegenden Vorwürfe und laufender gerichtlicher Untersuchungen wurde López kürzlich innerhalb der Partei befördert, was für erhebliches politisches Unbehagen sorgt und Fragen zur Integrität der sozialistischen Partei aufwirft.

Brisante Details: Briefwahlstimmen zur Privatadresse umgeleitet

Schlüsseldokumente, die den Medien zugänglich gemacht wurden, belasten die sozialistische Politikerin schwer. Einer der untersuchten Anträge auf Briefwahl wurde direkt an die Privatadresse von Rocío López und ihrem ebenfalls beschuldigten Ehemann, B.D.A., gesendet, obwohl der betreffende Wähler dort nicht gemeldet war. Dieser Vorgang wurde von der Post (Correos) abgewickelt und liegt nun dem zuständigen Untersuchungsgericht in Sanlúcar la Mayor vor.

Der Wähler, F.M.P., gab vor Gericht als Zeuge zu Protokoll, dass er nach einer Trennung aus Albaida del Aljarafe weggezogen sei, sein Wahlrecht aber weiterhin dort ausübte. Um zu verhindern, dass die Wahlunterlagen an die Adresse seiner ehemaligen Partnerin gesendet werden, habe er der Nutzung der Adresse von Rocío López zugestimmt. Die Verwaltung seines Antrags und der Stimme sei dann durch López selbst oder ihren Ehemann erfolgt. Ermittler vermuten, dass dies kein Einzelfall war, sondern Teil eines systematischen Plans zur Manipulation der Wahlergebnisse zugunsten der PSOE.

Systematischer Betrug? Ein Muster wiederholt sich

Die Ermittler gehen davon aus, dass hinter diesen Handlungen ein wiederkehrendes Muster steckt. Durch die Nutzung fremder Adressen, Identitätsdiebstahl und die gezielte Anwerbung von desinteressierten oder in prekären Verhältnissen lebenden Wählern sollte das Wahlsystem umgangen werden. Die lokale Opposition, die den Fall ins Rollen brachte, schätzt, dass die Vizebürgermeisterin direkt an der unrechtmäßigen Bearbeitung von mindestens 32 Briefwahlstimmen beteiligt gewesen sein könnte. Aus diesem Grund wurde beim Untersuchungsrichter die formelle Anklage gegen Rocío López beantragt, die bisher im Verfahren noch nicht offiziell als Beschuldigte geführt wird.

Beförderung trotz Skandal: Politische Kontroverse um López

Trotz der laufenden strafrechtlichen Untersuchung hat die PSOE von Sevilla entschieden, Rocío López politisch zu belohnen. Anstatt sie von ihren Ämtern zu entbinden, wurde sie auf dem letzten Provinzkongress zur neuen Kindersekretärin im Exekutivkomitee ernannt. Diese Beförderung hat innerhalb und außerhalb der Partei für scharfe Kritik gesorgt. Ein offizielles Foto zeigt López lächelnd an der Seite der Vizepräsidentin der Regierung, María Jesús Montero. Viele interpretieren dies als eine Geste der ausdrücklichen Rückendeckung durch die Parteiführung und werfen der PSOE vor, Straflosigkeit zu fördern.

Landesweite Ermittlungen: Guardia Civil deckt weitreichendes Netzwerk auf

Der Fall in Albaida del Aljarafe ist möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs. Die Guardia Civil hat Hinweise darauf, dass es sich um einen systematischen Modus Operandi handeln könnte, der in zahlreichen Gemeinden in ganz Spanien Anwendung fand. Ähnliche Praktiken des Stimmenkaufs, der Nötigung von Wählern und der Manipulation von Briefwahlunterlagen werden auch in Almeria, Murcia, Teneriffa, Melilla und Ciudad Real untersucht. Überall zeigt sich ein ähnliches Muster: Parteifunktionäre nutzen die Schutzbedürftigkeit von Bürgern aus, um Wahlergebnisse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die Ermittlungen dauern an und könnten weitere Anklagen und eine Ausweitung des Falles nach sich ziehen.


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