Die Männer und Frauen, die Madrid vor den Flammen schützen, legen erneut die Arbeit nieder. Am Montag, dem 25. August, nehmen die Waldbrandbrigaden der spanischen Hauptstadt ihren unbefristeten Streik wieder auf. Nach Jahren von befristeten Verträgen, stagnierenden Löhnen und gefährlichen Arbeitsbedingungen sehen sie keinen anderen Ausweg mehr, um auf ihre katastrophale Situation aufmerksam zu machen.
Der Kampf um Anerkennung: Darum streikt Madrids Waldfeuerwehr
Die Forderungen der rund 500 Spezialkräfte sind klar und seit Langem bekannt. Obwohl sie in der vordersten Linie gegen die verheerenden Waldbrände kämpfen, fühlen sie sich von der Politik im Stich gelassen. Ein entscheidendes Dreiertreffen zwischen der Regionalregierung, dem staatlichen Auftragnehmer Tragsa und den Arbeitnehmervertretern ist für Donnerstag, den 28. September, anberaumt. Doch die Geduld ist am Ende.
Der Streik wurde ursprünglich bereits am 15. Juli ausgerufen, jedoch nach nur zehn Tagen unterbrochen, als in ganz Spanien verheerende Brände wüteten und jede helfende Hand gebraucht wurde. Seitdem hat sich jedoch kaum etwas bewegt. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, wird eine Mindestabdeckung von 80 Prozent aufrechterhalten.
Die zentralen Beschwerden der Feuerwehrleute zeichnen ein düsteres Bild:
- Eingefrorene Löhne: Seit 2010 gab es keine Gehaltserhöhung. Zuschläge für toxische Arbeitsbedingungen, Gefahr und extreme Belastungen an der Feuerlinie fehlen gänzlich.
- Prekäre Arbeitsverhältnisse: Rund 40 Prozent der Belegschaft hangeln sich von einem Viermonatsvertrag zum nächsten. Eine langfristige Planung ist unmöglich.
- Veraltete Ausrüstung: Stützpunkte und Material sind nach Angaben des Betriebsrats “zwei Jahrzehnte lang dem Verfall überlassen worden”.
- Rechtliche Unsicherheit: Die Gewerkschaften fordern die Anwendung des neuen Gesetzes 5/2024 und eine dringende Aktualisierung des Sektorabkommens, das seit 2008 nicht mehr überarbeitet wurde.
“Wir werden auf unbestimmte Zeit weiter streiken, bis es klare, schriftliche Garantien gibt”, erklärte der Betriebsrat, bestehend aus den Gewerkschaften UGT, Firet und CGT.
Ein bürokratisches Patt: Wer trägt die Verantwortung?
Nach Gesprächen am vergangenen Freitag, dem 22. September, kündigte die Regionalregierung an, den Vertrag mit Tragsa über Dezember hinaus zu verlängern. Ab 2026 soll ein neuer Auftrag die jährliche Finanzierung um 4 Millionen auf über 32 Millionen Euro erhöhen und – entscheidend für die Arbeiter – die Verträge auf 12 Monate pro Jahr verlängern.
Zudem schlug die Regierung vor, die Mitarbeiter in den nationalen Tarifvertrag (BRIF) von Tragsa aufzunehmen, was die Bedingungen vereinheitlichen würde. Doch die Gewerkschaften lehnen dies entschieden ab. Der BRIF-Rahmen sei unzureichend und würde die Rechtsunsicherheit eher vergrößern als verringern.
Das Problem ist ein bürokratisches Labyrinth: Tragsa erklärt sich für nicht befugt, das Madrider Sektorabkommen zu ändern. Die Region wiederum argumentiert, sie könne keinen Tarifvertrag aushandeln, da die Feuerwehrleute bei Tragsa und nicht direkt bei der Region angestellt sind. Während die Institutionen mit dem Finger aufeinander zeigen, warten die Einsatzkräfte auf eine Lösung.
Der Showdown am Donnerstag: Wie geht es weiter?
Alle Blicke richten sich nun auf den 28. September. An diesem Tag müssen die Regionalregierung und Tragsa einen konkreten Fahrplan vorlegen. Die Forderungen sind klar: ganzjährige Verträge, die vor 2026 beginnen, eine Gehaltsanpassung inklusive Risikozuschlägen und sofortige Investitionen in die marode Infrastruktur.
Obwohl eine Grundversorgung gesichert ist, warnen Experten, dass ein andauernder Konflikt die Einsatzfähigkeit vor den Herbststürmen und der nächsten Brandsaison im Frühjahr schwächen könnte. Der Klimawandel macht die Feuersaison länger, heißer und unberechenbarer. Die Aufgaben der Brigaden haben sich längst erweitert und umfassen auch die Beseitigung von Sturmschäden und die Rettung bei Sturzfluten.
Ein hochrangiger Feuerwehrmann fasst die Situation treffend zusammen: “Wir können die Brände des 21. Jahrhunderts nicht mit Verträgen aus dem 20. Jahrhundert bekämpfen.”
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