Die zwei Gesichter Ibizas: Luxus-Dinner und die Suche nach dem authentischen Geschmack

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Ibiza's Preis-Extreme: Zwischen 4-Euro-Krokette und 1.650-Euro-Menü
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Ein Sprung ins kühle Nass an Ibizas malerischen Buchten ist kostenlos. Doch sobald der Hunger ruft, öffnet sich eine Welt der Extreme. Die Insel, die in der Hochsaison bis zu 3,3 Millionen Touristen anzieht, präsentiert eine gastronomische Bandbreite, die von bodenständig bis schwindelerregend reicht. Eine einzelne Krokette für vier Euro, eine Flasche Wasser für 15 Euro und Hummer, dessen Kilopreis die 200-Euro-Marke durchbricht – das ist die Realität auf der Baleareninsel. Ein Phänomen, das durch exklusiven Tourismus, Arbeitskräftemangel und die anhaltende Dürre befeuert wird.

Der Luxus hat seinen Preis: Exklusive Gaumenfreuden

Der Preisanstieg beginnt bereits am Flughafen und setzt sich in den Häfen fort. Wer das Authentische sucht, muss tief in die Tasche greifen. In Port Balansat kostet der ibizenkische Hummereintopf stolze 184 Euro pro Kilo. In Es Torrent in Sant Josep schlägt ein “Bullit de Peix” mit Hummer für zwei Personen mit 89,50 Euro zu Buche – Getränke und Dessert exklusive.

In der familienfreundlichen Gemeinde Santa Eulalia, einem gastronomischen Hotspot, spiegeln sich die Preisstrukturen wider. Im UM Beach House, wo Reservierungen Monate im Voraus getätigt werden, kostet ein Tablett mit vier Schinkenkroketten 18 Euro. David, der Oberkellner, bringt es auf den Punkt: “Solange die Leute dafür bezahlen, wird sich das nicht ändern.” Dieser Satz gilt für die Gastronomie ebenso wie für den überhitzten Immobilienmarkt, wo der Quadratmeterpreis auf über 7.600 Euro klettern kann. Gegenüber, in der Cala Bassa Marina, wird amerikanischer Hummer für rund 190 Euro pro Kilo angeboten. Der Betreiber Dani erklärt: “Die Inflation auf den Speisekarten hängt stark mit den Mietpreisen der Lokale zusammen.”

Das Delirium der Exklusivität und seine Gründe

Im Süden der Insel, wo das Nachtleben pulsiert, erreicht der Preiswahnsinn seinen Höhepunkt. Am Playa d’en Bossa, im legendären Ushuaïa Hotel, kostet eine Flasche Wasser bis zu 15 Euro. In Gordon Ramsays Restaurant wird das “Sirloin Wellington” für 64 Euro serviert, während in der Oyster Bar iranischer Kaviar für bis zu 430 Euro über die Theke geht. Die Krönung ist das “Sublimotion”-Erlebnis im Hard Rock Hotel: ein 12-Gänge-Menü für atemberaubende 1.650 Euro pro Person.

David Grussaute, Küchenchef im Michelin-Stern-Restaurant UNIC, erklärt die Hintergründe: “Das Produkt ist teuer, und der gesamte Prozess, der es umgibt, ebenfalls. Wir sind eine Insel, und der Preis reflektiert die Knappheit an Produkten und Arbeitskräften.” Die explodierenden Mieten verschärfen die Situation zusätzlich.

Das andere Ibiza: Wo Authentizität noch bezahlbar ist

Doch hinter dem glitzernden Vorhang des Luxus existiert es noch, das authentische und preiswertere Ibiza. In San Carlos serviert die legendäre Bar Anita Hausmannskost wie kubanischen Reis für 14 Euro. In kleinen Strandbars wie in Cala Pou des Lleó gibt es Tintenfischauflauf für 20 Euro. Und wer abseits der Hotspots sucht, findet in Supermärkten Wasser für 50 Cent.

Diese Oasen der Normalität werden jedoch seltener. Silvia Castillo, Journalistin und Kennerin der Szene, warnt: “Es gibt eine Angebotsinflation, aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Viele Qualitätsrestaurants sprechen von einer Krise.” Sie beobachtet einen Rückgang des spanischen Tourismus, der traditionell preisbewusster ist. Die Vermutung liegt nahe, dass einige Betriebe die Preise anheben, um den Rückgang der Gästezahlen zu kompensieren. Hinzu kommt ein wachsendes illegales Angebot in Privatvillen und auf Yachten, das den regulären Markt zusätzlich unter Druck setzt.

Während die Ausgaben der Touristen laut Mastercard-Daten zu 28 % in Bars und Restaurants fließen, scheint sich die Dynamik zu verändern. Die Essenz Ibizas, geprägt von lokalen Märkten und einer entspannten Lebensart, kämpft darum, inmitten des Luxus-Hypes nicht unterzugehen. Am Ende bleibt für viele Urlauber vielleicht doch die einfachste und ehrlichste Option: ein Sandwich am Strand, genossen unter dem gut verankerten Sonnenschirm.


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