Wer im dichten Verkehr auf spanischen Autobahnen eine Abkürzung sucht und die durchgezogene weiße Linie auf der Auffahrt überquert, muss sich bald warm anziehen. Die spanische Verkehrsbehörde (DGT) hat eine neue Waffe im Kampf gegen gefährliche Fahrmanöver im Einsatz: Intelligente Kameras, die genau dieses Vergehen ahnden – und das kostet 200 Euro. Zwar gehen keine Punkte verloren, doch das Loch in der Reisekasse ist empfindlich.
Die Technik hinter der Überwachung: So werden Sünder erwischt
Die Frage, ob jemand den schnellen Wechsel auf die rechte Spur wirklich bemerkt, wird nun mit einem klaren “Ja” beantwortet. Das System ist ebenso raffiniert wie effektiv und nutzt zwei synchronisierte Kameras. Eine Kamera überwacht den Beschleunigungsstreifen, während die andere die rechte Spur der Hauptfahrbahn im Blick hat. Erkennt die Software ein Fahrzeug auf der Auffahrt, das auf der Hauptspur auftaucht, bevor die durchgezogene Linie in eine gestrichelte übergeht, wird dies als vorzeitiges und unerlaubtes Einfädeln markiert. Die gesammelten Beweisvideos und Daten werden umgehend an das automatisierte Strafverarbeitungszentrum (CTDA) der DGT gesendet. Wenige Tage später flattert der Bußgeldbescheid ins Haus.
Was pedantisch klingen mag, hat einen ernsten sicherheitstechnischen Hintergrund. Die durchgezogene Linie ist kein dekoratives Element, sondern eine essenzielle Sicherheitsmaßnahme. Sie trennt zwei Verkehrsflüsse, während die einfahrenden Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit an den fließenden Verkehr anpassen. Ein zu frühes Einscheren zwingt andere Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn zu abrupten Bremsmanövern oder gefährlichen Ausweichmanövern – eine klassische Ursache für seitliche Kollisionen. Die neue Technologie setzt also lediglich durch, was die Fahrbahnmarkierung schon immer vorschreibt.
Pilotprojekt in Madrid: Hier wird bereits geblitzt
Das Automobil-Verteidigungsberatungsunternehmen Pyramid bestätigt, dass bereits vier Teststandorte in der Umgebung von Madrid in Betrieb sind. Diese wurden gezielt aufgrund ihres hohen Verkehrsaufkommens und der Häufigkeit von riskanten Einfädelungsmanövern ausgewählt:
- A-1 bei Kilometer 15,95 (stadteinwärts)
- A-2 bei Kilometer 11,8 (stadteinwärts)
- A-42 bei Kilometer 16,9 (stadteinwärts)
- A-6 bei Kilometer 20,2 (stadteinwärts)
Ortskundige Fahrer dürfte diese Auswahl kaum überraschen, denn es handelt sich um bekannte Nadelöhre im Berufsverkehr. Doch dies ist erst der Anfang. Der Plan der DGT für 2025 sieht die Installation von landesweit über einhundert neuen Radarkameras vor, darunter sowohl feste als auch Abschnittskontrollen. Sollte das Pilotprojekt mit den “Merge Cams” erfolgreich die Unfallzahlen senken und den Verkehrsfluss verbessern, ist eine landesweite Ausweitung auf andere stark frequentierte Autobahnauffahrten so gut wie sicher.
So vermeiden Sie das Bußgeld: Richtiges Einfädeln leicht gemacht
Die Lösung, um das Bußgeld zu vermeiden, ist denkbar einfach und entspricht den Regeln der Fahrschule. Nutzen Sie die gesamte Länge des Beschleunigungsstreifens, um Ihre Geschwindigkeit an den Verkehr auf der Autobahn anzupassen. Warten Sie geduldig, bis die durchgezogene Linie endet und in eine gestrichelte Linie übergeht. Setzen Sie den Blinker frühzeitig, überprüfen Sie Spiegel sowie den toten Winkel und fädeln Sie sich erst dann ein, wenn eine ausreichend große Lücke vorhanden ist. Dieses Vorgehen ist nicht nur sicherer und flüssiger, sondern vor allem legal.
Gängige Ausreden ziehen bei diesem automatisierten System nicht. Der Einwand “Ich habe die Linie nur um einen Meter überfahren” ist irrelevant – durchgezogen ist durchgezogen. Auch die Behauptung, ein anderer Fahrer habe beschleunigt, um das Einfädeln zu blockieren, wird von einer Software, die nur die Position der Räder im Verhältnis zur Markierung prüft, nicht berücksichtigt. Verhalten sich andere unkooperativ, bewahren Sie Ruhe und setzen Sie den Einfädelungsvorgang am ersten erlaubten Abschnitt fort. Die neue KI-gestützte Überwachung der DGT zielt präzise auf ein einziges, gefährliches Verhalten ab. Wer die durchgezogene Linie auf der Auffahrt ignoriert, riskiert eine rote Zahl von 200 Euro auf dem Kontoauszug.
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