Yacht kaufen in Spanien: Der ultimative Leitfaden zu Kosten, Steuern und Liegeplätzen

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yacht spanien

Spaniens sonnenverwöhnte Küsten, die sich vom glitzernden Mittelmeer bis zum rauen Atlantik erstrecken, sind seit jeher ein Magnet für Segler und Wassersport-Enthusiasten. Der Gedanke, mit der eigenen Yacht entlang malerischer Buchten zu kreuzen oder in einem der pulsierenden Häfen anzulegen, ist für viele ein lang gehegter Traum. Doch bevor Sie die Segel setzen können, wartet ein Labyrinth aus rechtlichen, finanziellen und praktischen Hürden. Mit diesem umfassenden Ratgeber navigieren Sie sicher durch den gesamten Prozess.

Die Wahl der Qual: Das richtige Boot und der perfekte Liegeplatz

Die erste und vielleicht wichtigste Entscheidung betrifft den Typ der Yacht. In Spaniens Marinas finden Sie alles, von wendigen Segelbooten und geräumigen Katamaranen bis hin zu luxuriösen Motoryachten. Während neue Modelle über autorisierte Händler erhältlich sind, bietet der Gebrauchtbootmarkt auf Plattformen wie CosasDeBarcos, YachtWorld oder Milanuncios Náutica eine riesige und oft preiswertere Auswahl.

Mindestens ebenso entscheidend ist die Wahl des Heimathafens. Ein Liegeplatz in den Hotspots wie Palma de Mallorca, Barcelona oder Marbella kann schnell zu einer kostspieligen Angelegenheit werden, mit Jahresgebühren von 10.000 bis über 20.000 Euro für größere Yachten. Deutlich erschwinglicher sind hingegen die Häfen an der Atlantikküste in Galicien oder im Süden Andalusiens. Hier liegen die jährlichen Kosten für vergleichbare Boote oft zwischen 3.000 und 8.000 Euro. Da die Preise stark von der Größe des Bootes und den angebotenen Dienstleistungen abhängen, ist eine direkte Anfrage bei den jeweiligen Marinas unerlässlich.

Der administrative Dschungel: Von NIE bis TIE

Für ausländische Käufer ist die korrekte Identifikationsnummer der Schlüssel zu allen weiteren Schritten. Hier gibt es wichtige Unterschiede zu beachten:

  • TIE (Tarjeta de Identidad de Extranjero): Britische Staatsbürger, die nach dem Brexit ihren Wohnsitz in Spanien haben, benötigen diese Karte. Sie enthält die NIE-Nummer und ist für alle rechtlichen und steuerlichen Vorgänge maßgeblich.
  • NIE (Número de Identificación de Extranjero): Diese Nummer ist für alle nicht in Spanien ansässigen EU-Bürger sowie für Briten ohne Residenz zwingend erforderlich. Ohne die NIE können Sie kein Bankkonto eröffnen, keine Steuern zahlen und weder Immobilien noch ein Boot kaufen.

Steuern und Abgaben: So vermeiden Sie teure Überraschungen

Der Kauf einer Yacht ist mit verschiedenen Steuern verbunden, deren Höhe vom Bootstyp, Wert und der autonomen Gemeinschaft abhängt.

  • Mehrwertsteuer (IVA): Für fabrikneue Boote wird die spanische Mehrwertsteuer von 21 % fällig.
  • Grunderwerbssteuer (ITP): Beim Kauf eines gebrauchten Bootes von einer Privatperson fällt die ITP an. Der Satz variiert je nach Region und liegt in der Regel zwischen 4 % und 8 %.
  • Matrikelsteuer (Impuesto de Matriculación): Diese Sondersteuer kann für Freizeitboote mit einer Länge von über acht Metern anfallen und beträgt empfindliche 12 % des Bootswertes. Hier gibt es jedoch Ausnahmen, insbesondere für Nicht-Residenten oder Charterunternehmen.

Unter welcher Flagge segeln? Spanien vs. Polen

Ein cleverer Weg, die hohe spanische Matrikelsteuer zu umgehen, ist die Registrierung des Bootes unter einer anderen EU-Flagge. Besonders beliebt ist die polnische Flagge. Die Vorteile liegen auf der Hand: Boote unter ausländischer Flagge sind von der spanischen Immatrikulationssteuer befreit und haben oft niedrigere jährliche Gebühren. Viele Eigner, die ihr Boot ursprünglich unter spanischer Flagge registriert hatten, wechseln aus diesen Kostengründen. Dennoch müssen auch diese Boote den EU-Seeverkehrsvorschriften, den lokalen Hafengesetzen und den Sicherheitsstandards vollständig entsprechen. Die Registrierung selbst erfolgt über die Capitanía Marítima, das lokale Hafenamt.

Falls Sie den Namen Ihrer Yacht ändern möchten, ist dies ebenfalls bei der Capitanía Marítima möglich. Der Vorgang ist unkompliziert und kostet in der Regel zwischen 50 und 150 Euro.

Der Weg zum Kapitän: Notwendige Lizenzen und Scheine

In spanischen Gewässern dürfen Sie nicht ohne die passende Lizenz ans Steuer. Die gängigsten Bootsführerscheine sind:

  • PNB (Patrón de Navegación Básica): Erlaubt das Führen von Booten bis zu 8 Metern Länge in einem Abstand von bis zu 5 Meilen von der Küste.
  • PER (Patrón de Embarcaciones de Recreo): Gestattet die Steuerung von Booten bis 15 Meter (erweiterbar auf 24 Meter) innerhalb von 12 Meilen zur Küste.

Viele EU-Lizenzen werden in Spanien anerkannt. Skipper aus Nicht-EU-Ländern sollten die Gültigkeit ihrer Papiere jedoch vorab bei den spanischen Behörden prüfen lassen.

Gekauft wie gesehen? Niemals ohne professionelle Inspektion!

Besonders beim Kauf eines gebrauchten Bootes ist ein professionelles Gutachten (Schiffsbesichtigung) unerlässlich. Ein Sachverständiger prüft die Seetüchtigkeit, deckt versteckte Mängel auf und kontrolliert die Einhaltung der EU-Sicherheitsstandards. Bei Segelyachten gilt ein besonderes Augenmerk den Segeln, dem Mast und der Takelage (jarcia), da Verschleiß hier ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt. Ein erfahrener Schiffsmechaniker sollte zudem den Motor und die Bordelektronik inspizieren. Eine Probefahrt ist vor dem Abschluss des Kaufvertrags absolute Pflicht. Um bürokratische Fallstricke zu umgehen, empfiehlt es sich, einen spezialisierten Schifffahrtsagenten, einen sogenannten gestor náutico, zu beauftragen.

Was nach dem Kauf kommt: Laufende Kosten im Blick behalten

Mit dem Kaufpreis allein ist es nicht getan. Die laufenden Kosten sind ein wesentlicher Faktor, den Sie von Anfang an einkalkulieren müssen:

  • Versicherung: Je nach Größe, Alter und Fahrtgebiet kostet eine Jahrespolice für eine mittelgroße Yacht zwischen 1.500 und 5.000 Euro. Viele Versicherer verlangen jährliche Fotonachweise des Unterwasserschiffs nach der Reinigung.
  • Wartung: Motorwartung, Rumpfreinigung und die Überprüfung der Sicherheitsausrüstung schlagen jährlich mit 2.000 bis 10.000 Euro zu Buche.
  • Winterlager: Ob im Wasser oder im Trockendock, für die Überwinterung sollten Sie zwischen 500 und 3.000 Euro einplanen.

Trotz der Komplexität ist der Traum von der eigenen Yacht in Spanien absolut realisierbar. Mit sorgfältiger Planung, professioneller Beratung und einem genauen Blick auf die Details wird Ihre Reise entlang der atemberaubenden spanischen Küste schon bald Wirklichkeit.


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